10 Tage danach

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Er erwachte und atmete tief ein. Die Luft strömte in seine Lunge. Breitete sich in den Flügeln aus und durchfuhr seinen Körper. Er genoss es, nahm es bewusst war und atmete hörbar wieder aus. Erst jetzt versuchte er sich aufzurichten. Sein Körper war schlaff und kraftlos, so dass er sich auf seinem Knie abstützen musste, um sich aufzurichten.

Einige Meter entfernt sah er einige Menschen. Sie befanden sich nicht gemeinsam an einem Ort, sondern standen oder saßen immer in einem gewissen Abstand herum. Sie wirkten abwesend, starrten nur in die Luft, taten nichts. Was war nur mit ihnen los?

Er wollte loslaufen, weg von diesen seltsamen Leuten doch nach nur einem Schritt stieß er gegen eine seltsame, unsichtbare Wand. Stöhnend hielt er sich den nun schmerzend Kopf. Er war gefangen in einem Gefängnis aus Glas. Was war denn nur los mit ihm? Warum wusste er nicht, wie er hier her gekommen war? Wieso war er gefangen?

Panisch hämmerte er gegen die Scheibe, schrie und ließ sich entkräftet und niedergeschlagen auf den Boden sinken. Es war sinnlos. Die anderen Menschen waren wohl auch in den Glasbehältern gefangen. So kam er hier nicht raus.

„Hallo Sam, genießt du mein kleines Spielchen?" der Mann war aus dem nichts aufgetaucht, Sam hatte ihn wirklich nicht kommen sehen. Aber das seltsamere war, dass er ihn kannte. Es war der Mann aus dem Park, der ihn beobachtet hatte, mit den weißen Haaren und den kalten Augen. Sam zog scharf die Luft ein. Das konnte doch alles nicht wahr sein.

„Wie schön, dass du endlich wach bist. Das Monstrum hat dich ja ziemlich hart rangenommen", sagte er mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht. Ihm gefiel Sams Verwirrtheit.

„Was soll das alles? Was wollen sie von mit?" Sam versuchte nicht sich zu beherrschen. Er hatte das Gefühl, dieser Mann wäre an allem Schuld. Es machte ihn sauer. Mit Monstrum musste er diese furchtbare Kreatur aus dem Park meinen.

„Aber, aber, Sam. Bleib ganz ruhig und entspann dich. Im Moment hast du noch nichts zu befürchten. Ich lasse dich aber noch früh genug für deine Sünden bezahlen", er sagte es in einem so lächerlich freundlichem Ton, dass Sam ein Kälteschauer über den Rücken lief. Dieser Typ war eindeutig krank.

„Von was sprechen Sie? Was für Sünden?" Sams Wut war Angst gewichen. Langsam wurde die Sache hier unheimlich. Von welchen Sünden sprach der Mann und wie sollte Sam dafür bezahlen. Oder besser gesagt mir was?

„Sam du bist ein Verseuchter."

„Ein was?"

„Ein Verseuchter. Du hast deine alte Identität gehasst. Dein Aussehen. Das war an allem Schuld. Du wolltest es verändern, egal wie. Jedes Mittel war dir Recht. Sogar Aktive Smoke."

„Ich bin nicht der einzige! Viele Menschen benutzen das", verteidigte sich Sam.

Die Miene des Mannes verfinsterte sich: „Ja und ihr alle begeht die gleiche Sünde. Ihr alle greift in die Ordnung der Welt ein, verändert eure Zellen nach Belieben, als wärt ihr Gott. Doch so funktioniert die Welt nicht. Ihr könnt nicht einfach machen was ihr wollt. Und egal, wie du jetzt aussiehst, du wirst immer dieselbe Person wie damals sein." Der Mann hielt ein Foto hoch. Das Gesicht auf dem Bild, verursachte ein kurzes Stechen in Sams Brust. Das Foto. Diese Foto von früher. Woher hatte der Mann es?

Sam sah es sich an, voller Abneigung und ekel. Er selbst war darauf abgebildet, wie er einmal ausgesehen hatte. Schnell sah er wag, konnte den Anblick nicht länger ertragen. Er wollte für immer damit abschließen, hatte nicht ohne Grund alle Fotos bis auf dieses vernichtet, um sie nicht mehr sehen zu müssen. Nur das hatte er aufgehoben. Es war eine Art Rechtfertigung für ihn, den Rauch zu benutzen.

„Woher haben Sie das Foto?" knurrte Sam dem Fremden entgegen. Dieser hatte wieder sein Lächeln aufgesetzt, doch seine Augen verrieten die große Abneigung die er hegte.

„Ach Sam. Es ist schon fast traurig, wie unwissend du doch bist. Ich weiß alles über dich. Jedes noch so kleine Detail. Denn ich habe dich beobachtet über lange Zeit", seine Stimme war fast wie ein Flüstern, das alles durchdrang und sich trotzdem nah anhörte, als würde er hinter ihm stehen. Sam schluckte. Und schüttelte den Kopf.

„Das ist unmöglich. Mir wäre aufgefallen, wenn sie mich immer beobachtet hätten", Sam glaubte seinen eigenen Worten nicht. Dieser Mann war mit Sicherheit dazu fähig, ihn mit allen Mitteln, die ihm zur Verfügung standen, zu beobachten.

„Ist es das Sam?" er redete ihn ständig mit Namen an, „Ist es wirklich unmöglich. Früher hätte man es auch für unmöglich gehalten, den eigenen Körper mit Radioaktivität zu vergiften, nur um ihn zu verändern."

„Ich hatte gute Gründe dafür. Sie haben das Bild doch gesehen."

Ein Lachen, mehr ein Kichern war von dem Mann zu hören: „Anfangs vielleicht. Aber du konntest nicht genug haben. Wolltest perfekt sein. Ein Schönling, zu dem alle Aufsehen. Beliebt, der Durchschnitt hat dir nicht gereicht. Du weißt es vielleicht nicht, aber du bist süchtig danach, sonst wärst du nicht nach draußen gegangen, nach dem Tag der Explosion"

Sams Mund stand offen. Er hatte Recht. Jedes Wort von dem Mann entsprach der Wahrheit. Er fand dafür in seinem Kopf keine Erklärung, wusste nicht, wie er drauf reagieren sollte. Ihm viel nur eine Frage ein, die der Mann mit Sicherheit auch ehrlich beantworten würde: „Was haben sie jetzt mit mir vor?"

Das Grinsen im Gesicht des Mannes wurde breiter: „Du wirst mir dabei helfen auch den Rest der Menschheit zu verseuchen."



Radioactive *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt