Pinselstrich für Pinselstrich kam ich der Fertigstellung meines Wandgemäldes ein Stückchen weiter. Ich hatte mir mal wieder die Musik aufgedreht und meine Mal-Utensilien hervorgeholt. Mit dem Buntspecht und dem Fink war ich bereits fertig. Nun hatte ich mir den Raben und den Rotmilan aus meinen Träumen vorgenommen. Der schwarze Vogel stach jetzt schon sehr zwischen den anderen Vögeln hervor, durch sein Gefieder. Doch nicht nur der Rabe und der Milan aus meinen Träumen fanden ihren Platz auf meinem Bild. Auch eine Schwalbe, eine Kohlmeise und ein Kuckuck malte ich zu den Anderen. Wer der Rabe war, war nicht schwer zu erraten. Es war Flo. Die flinke Schwalbe erinnerte mich sehr an Abby. Der Kuckuck, dessen Hunger nie zu enden schien, war ganz klar Osca. Daraufhin ergab sich, dass die kleine, bescheidene Kohlmeise für Alex stand. Und der Rotmilan? Das konnte dann nur Vincent sein. Weshalb er aber ein solch starkes Auftreten in meiner kleinen Traumwelt hatte, konnte ich mir nicht wirklich erklären. Na ja, fast. Irgendwie... mochte ich ihn. Sehr sogar. Ich schüttelte meinen Kopf um diesen Gedanken zu verwerfen. Genau genommen kannte ich ihn doch kaum. Das konnte bestimmt nicht der Grund dafür sein.
Gegen Nachmittag hatte ich leider schon wieder einen Arzt-Termin, was Florian nun auch etwas stutzig machte. Dennoch hoffte ich, dass er nicht hinter den Grund dafür kommen würde...
Ich saß also wieder mit ihm Wartezimmer bis ich aufgerufen wurde und zu Dr. Schulte ins Behandlungszimmer konnte. "Schön Sie wieder zu sehen, Lia.", grüßte mich der Arzt und ich schüttelte wie immer seine Hand. "Ja, hallo!", grüßte ich zurück und setzte mich. "Also, gab es irgendwelche Zwischenfälle in den letzten Wochen?", fragte er, während er meinen Puls miss. "Vor ein paar Tagen bin ich nur einmal kurz mit Herzrasen aufgewacht. Sonst ist alles gut gelaufen.", beantwortete ich seine Frage. Er nickte schweigsam und kontrollierte meinen Herzschlag. "Gab es Verbesserungen?", fragte er danach. Ich zuckte mit den Schultern. "Ich konnte mir mit ein paar Freunden einen Horrorfilm ohne große Schwierigkeiten ansehen, aber ich glaube das zählt nicht." Der Doktor lachte kurz und trug ein paar Daten in seinen PC ein. "Nicht ganz, aber es hat sich auch nichts verschlechtert. Wie sieht es mit der Einnahme der neuen Medikamente aus?" "Ganz gut, denke ich. Ich habe keine Probleme damit." Nun kontrollierte Dr. Schulte meine Atmung. "Tief ein und aus.", wies er mich an. Ich tat dies ein paar Mal, bis er das kalte Ding wieder von meiner Brust löste. "Hört sich tatsächlich ein kleines Bisschen besser an, Lia." Ich lächelte zufrieden. Es hatte sich nichts verschlechtert, sondern sogar gebessert. Ein kleiner Stein viel mir vom Herzen. Scheinbar konnte der Doc mir dies auch ansehen, weshalb er auch ein leichtes Lächeln zeigte. Wir sprachen daraufhin noch etwas über meinen Allgemeinzustand und der Arzt untersuchte mich noch etwas. Als ich dann Alles überstanden hatte, ging ich mit ihm zur Rezeption und ließ mir einen neuen Termin geben. Auch Flo trat zu uns. Freundlich lächelte Dr. Schulte ihm entgegen. "Sie müssen wohl Herr Mundt sein, nicht wahr?", fragte er den Braunäugigen. Dieser nickte. "Ja und Sie sind Dr. Schulte, nehme ich an.", begrüßte auch er seinen Gegenüber. Sie reichten sich die Hände und wechselten ein paar Worte mit einander. Natürlich hoffte ich, dass Flo ihn nicht weiter über bestimmte Dinge befragen würde. Doch das Schicksal war manchmal echt ein mieser Verräter. "Dürfte ich mit Ihnen kurz unter vier Augen sprechen? Es ist wichtig." Nun setzte ich all meine Hoffnung in meinen Arzt, doch der tat mir diesen Gefallen nicht. "Natürlich, aber nur fünf Minuten. Ich muss mich noch um ein paar Patienten kümmern." "Okay, gut. Lia, wartest du solange im Wartezimmer auf mich?", fragte Flo. Ich seufzte "Natürlich." und ging Richtung Wartezimmer. Etwas trotzig ließ ich mich auf einen der Stühle fallen. Ich musste zwar zugeben, dass ich Florian vielleicht schon selbst hätte über meinen Allgemeinzustand in Kenntnis setzen können. Doch ich wusste, wo das geendet hätte. Nämlich dabei, das alles ach so anstrengend sei und ich dies und das am Besten nicht tun sollte. Tze... Als ob ich das nicht wissen würde. Doch auch wenn es nun einmal hierbei um meine Gesundheit geht, macht das Leben so keinen Spaß.
P.o.V Floid:
Ich folgte dem älteren Arzt in seinen Behandlungsraum. Etwas mulmig war mir schon zu mute. Ich wusste nicht wieso, doch mich beschlich seit einiger Zeit ein äußerst seltsames Gefühl. Mir kam es so vor, als ob Lia irgendetwas hinter meinem Rücken versucht zu verstecken.
Als wir endlich in dem Raum ankamen, in dem zuvor Lia untersucht worden war, schloss ich hinter mir die Tür. "So, worüber wollten Sie mit mir sprechen?", fragte er mich und setzte sich auf seinen Stuhl. "Als Lias psychologischer Betreuer muss ich von ihren Krankheiten und Allergien in Kenntnis gesetzt werden. Doch mir ist leider nicht bekannt, für was sie verschreibungspflichtige Medikamente benötigt. Ich wollte Sie lediglich fragen, ob sie eine Krankheit hat, von der ich wissen müsste.", erklärte ich mich. Der Arzt schwieg und grübelte kurz. "Eigentlich unterliegt dieses Thema meiner ärztlichen Schweigepflicht, da Lia mich darum gebeten hatte, es niemandem zu erzählen, bei dem es nicht wichtig wäre." Er machte eine kurze Pause und ich nickte resignierend. Sowas hätte ich mir bereits denken können. Mir war die Schweigepflicht zwar schon vertraut, da auch Psychologen dieser Pflicht unterliegen, aber es wunderte mich schon etwas. Lia wollte wirklich nicht, dass ihr kleines Geheimnis, was auch immer es war, an Tageslicht kam. "Doch bei Ihnen ist es durchaus wichtig.", meinte er dann und seufzte. "Nun gut, Lia leidet an Pulmonaler Hypertonie, auch Lungenhochdruck genannt." Leider konnte ich mir nichts genaues unter diesem Begriff vorstellen und hakte noch einmal nach. "Und was bedeutet das genau für sie genau?" "Es bedeutet, dass ein erhöhter Blutdruck im Kreislauf zwischen Lunge und Herz vorliegt. Bei einen Lungenhochdruck ist die körperliche Belastbarkeit sehr eingeschrankt. Es können auch Herzrhythmusstörungen auftreten, sowie Kurzatmigkeit und rasche Ermüdung. Bei Lia ist die Ursache dafür, eine chronische Erkrankung ihres Herzens. Zum Glück ist diese Krankheit bei ihr noch stabil und sollte auch in Zukunft so bleiben. Würde sie es nicht sein, würde Lia ohne eine Transplantation nicht allzu lange Leben. Momentan therapieren wir sie mit Medikamenten, was ihr Körper auch gut annimmt.", erzählte der Doktor. Ich nickte nur und versuchte das Gehörte zu verarbeiten.--------------
Ja, dieses Mal wieder ein etwas traurigeres Kapitel... Wenn man das so nennen kann. Außerdem habt ihr endlich die Auflösung, der Vögel!!! Aber die 'Besetzung' habt ihr euch schon alle denken können, wie ich es den Kommentaren des letzten Kapitels entnehmen konnte. Doch ich will euch heute nicht weiter auf die Nerven gehen, sondern versuche lieber meiner Mutter die 5 in der letzten Physikarbeit zu beichten. ^^' Doch zu meiner Verteidigung: es liegt am Lehrer!
Bis nächste Woche, Leute!
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BlueBird
FanfictionEin junges Mädchen, welches durch den Tod ihrer Eltern und Geschwister umziehen und ihre alte Heimat inklusive Freunde zurücklassen musste? So unrealistisch es auch klingen mag, so wahr sind die Umstände, unter denen Lia Gintz nach Berlin ziehen mus...