Kapitel 3: Wohnungstour und Wandmalerei

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"Da sind wir.", sagte Lia schüchtern und riss mich somit aus meinen Gedanken. Einladend hielt sie mir die Tür offen und wartete, dass ich eintrat. Neugierig betrat ich den Flur und zog meine Schuhe aus. Lia schloss hinter sich die Tür und zog ebenfalls ihre eigenen Schuhe aus. Ich sah mich, als ich fertig war, um. Der Flur war sehr geräumig und in einem hellen Grün gehalten. Links neben mir gab es einen Schuhschrank. Daneben stand eine weiße Kommode auf der mehrere Zeitschriften, verschiedenste Schlüssel, ein Notizblock und ein Stift lagen. Darüber hing ein großer Spiegel mit weißem Rahmen. "Ich zeige dir erst mal die Wohnung.", meinte Lia schüchtern und lief voraus. "Die Tür hier rechts führt ins Bad. Die Wäsche waschen wir unten im Keller.", erzählte sie und öffnete die Tür. Das Badezimmer war etwas kleiner als der riesige Flur. Die Fliesen an den Wänden waren weiß und orange. Es gab eine Toilette, eine Dusche, eine Badewanne, ein Waschbecken, einen Wäschekorb und ein paar Schränke.

"Hier gegenüber ist die Küche mit angrenzendem Ess- und Wohnzimmer.", erzählte Lia weiter, öffnete jedoch nicht die Tür, sondern fuhr mit der danebenliegenden Tür fort. Diese wiederum öffnete sie. "Das ist das Gästezimmer und für die nächsten zwei Monate anscheinend dein's. Es hat angeblich vorher Nico gehört, dem Sohn von meinen neuen Eltern.", erklärte sie mir und machte eine hereinbittende Geste. Wie auch im Flur hatte dieses Zimmer einen Parkettboden. Jedoch war die Wand nicht hellgrün, sondern dunkelblau gestrichen mit farblich passenden Gardinen. Links neben der Tür stand ein Schreibtisch mit Drehstuhl und Computer. "Den Computer, hat Tanja gesagt, kannst du ruhig auch benutzen.", ergänzte Lia noch, welche meinen Blicken scheinbar gefolgt war. Gerade aus stand ein Einzelbett seitlich direkt am Fenster. Daneben, an der Wand die dieses Zimmer von der Küche (und etc.) trennte, stand eine Kommode. Darüber hing wie im Flur ein großer Spiegel. Die Möbel bestanden alle aus dem selben hellen Holz. Ich schob meinen Koffer in eine Ecke und wendete mich wieder zu Lia, die gerade die Tür schließen wollte. "Und dein Zimmer?", fragte ich sie und blieb im Türrahmen stehen.

P.o.V Lia:

Ich wollte die Tür schließen, Flo in Ruhe lassen und mich so schnell es ging in mein Zimmer verkriechen. Doch da drehte er sich plötzlich um und bleib ihm Türrahmen, keine dreißig Zentimeter vor mir, stehen. "Und dein Zimmer?", fragte er mich mit einem Grinsen, das ich schon oft genug in seinen Videos gesehen hatte. Es war dieses 'Du-kannst-mich-nicht-verarschen' Grinsen. Ich spürte wie meine Knie weich wurden. Es lag aber nicht daran, dass vor mir LeFloid stand. Sondern daran, dass eine mir (fast) völlig fremde Person zu nahe gekommen war. Meine Situation war schon schlimm genug! "I-ich äh... V-von mir aus kann ich es dir zeigen.", stotterte ich und spürte, dass ich schon wieder rot wurde. Als ob er mich bei etwas ertappt hätte, grinste er noch breiter. Innerlich schwörte ich mir den Army Button von meinem Rucksack zu reißen, falls er es noch einmal wagen sollte, mir zu nahe zu kommen.

P.o.V Floid:

Noch immer völlig überrascht von meiner Frage führte sie mich zu einer anderen Tür, die gegenüber der Wohnungstür lag. Lias Körper war sehr angespannt, als sie die Klinke ihrer Zimmertür bewegte. Als wir durch die Tür traten, fiel mir auf den ersten Blick nichts Negatives auf. Ihr Bett saß frisch bezogen aus. Der Boden hatte, wie sollte es anders sein, Parkett und es war so ziemlich aufgeräumt. Lias Bett stand in der oberen, rechten Ecke des Raumes. Direkt unter dem Fenster mit seidigen, weißen Gardinen. An der hinteren Bettkante stand ihr Schreibtisch mit Computer und Stuhl. Neben dem Bett stand ein kleines Nachtschränkchen mit einer Lampe und Krimskrams. Rechts neben der Tür war der Kleiderschrank. Ihre Wände waren in einem hellen Braun gestrichen, was eine sehr gemütliche Atmosphäre erzeugte. Zwei weiße Teppiche lagen auch auf dem Boden. Einer vor dem Bett, der andere vor dem Schrank. Auf der linken Seite standen, etwa einen Meter vor mir, zwei Schränke mit Büchern, Mangas, CDs und weiterem Kram. Die Möbel waren allesamt weiß.

Lia setzte ihren Rucksack ab und machte es sich im Schneidersitz auf ihrem Bett gemütlich. "Komm ruhig rein, wenn du willst.", meinte sie schüchtern. Ihrer Aufforderung folgend, machte ich hinter mir die Tür zu und setzte mich neben sie aufs Bett. Ich konnte an ihrer Körperhaltung erkennen, das ihr die ganze Situation überhaupt nicht passte, aber sie es über sich ergehen ließ. Ihr Blick war starr geradeaus gerichtet, was mir fast eine Gänsehaut bereitete. Ich folgte ihrem Blick und sah gegen die Wand vor uns. Erst jetzt erkannte ich, das der uns gegenüberliegende Teil der Wand, im Gegensatz zu dem Rest des Zimmers, weiß gestrichen war. Es waren hier viele Bilder gemalt worden, wodurch die Wand einer riesigen Leinwand glich. Um genau zu sein, waren dort lauter Vögel gemalt worden. Mehrere Eulen, vier weiße Tauben und viele kleinere Vögel. Jeder saß auf einem einzelnem Ast. Bis auf einen Vogel. In der rechten, unteren Ecke war ein kleiner blauer Vogel.

"Gefällt es dir?", fragte Lias zaghafte Stimme und riss mich aus meinen Gedanken. "Ja, sehr. Sieht nach sehr viel Arbeit aus.", meinte ich zu ihr. Es stimmte. Jede Feder, jeder Vogel. Einfach unbeschreiblich detailliert. Ein kleines Lächeln huschte über Lias Gesicht. "Das ist es auch.", sagte sie mit einem Grinsen. Ich tat es ihr gleich. "Na, du kannst ja doch Lächeln!" Langsam aber sicher wurde ihre Körperhaltung entspannter und lockerer. "Wie kommst du eigentlich auf Vögel?", fragte ich vorsichtig. Zu meiner Überraschung blockte sie nicht ab, sondern fing an zu erzählen. "Ich weiß nicht. Das Bild ist zwar noch nicht fertig, aber die Vögel stehen für Personen, die mir nahe stehen." "Zum Beispiel?" Kurz schwieg sie.


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