Kapitel 7: Fast verhungert und Klassenvorstellung

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Keine Ahnung wie lange wir noch geschnitten hatten. Aber es war scheinbar zu lange.

Langsam öffnete ich meine Augen und fand mich in meinem Bett wieder. Es wunderte mich etwas, dass mein Handywecker scheinbar noch nicht geklingelt hatte. Doch ich wachte sonst nie vor seinem nervigen Klingelton auf. Ich setzte mich auf und rieb mir die Augen. Dann zückte ich mein Handy um nachzusehen wie spät es eigentlich war. 07:13 Uhr. Ein halblautes: "SHIT!!", entfuhr mir und ich sprang in Rekordzeit aus meinem Bett. Wieso hatte ich den Wecker nicht gehört? Ich schlug mir mit der Hand vor die Stirn, als ich mir in Gedanken selbst die Antwort gab: Weil gestern alle auf Whatsapp rumgenervt hatten und ich den Ton von meinem Handy ausgestellt hatte!

Ich stand mittlerweile vor dem Spiegel im Badezimmer und versuchte mich zu beruhigen. Ganz ruhig, Lia, dachte ich mir. Du hast zwar nur noch zwanzig Minuten bis der Bus kommt, aber Panik bringt dich auch nicht weiter! Tief ein- und ausatmen! Ich lief im Eiltempo zurück in mein Zimmer und kramte mir eine Jeans und ein Batman T-Shirt hervor. Zurück im Badezimmer zog ich mich um und wagte einen Blick auf die Uhr. Erleichterung machte sich breit, als ich bemerkte, das ich nur fünf Minuten gebraut hatte. Da ich mich zudem meist nur dezent schminkte, ließ ich das heute mal weg und kümmerte mich nun um meine Haare. Über zehn Minuten lang versuchte ich also alles Mögliche um meine Haare in den Griff zu bekommen. Doch nichts nützte. Einen Zopf, ein Dutt, flechten und so weiter. Warum hatte ich ausgerechnet heute einen 'bad-hair-day'?

"Bor, Mensch ey! Funktioniere!", fluchte ich leise vor mich hin. "Wo liegt denn das Problem?", vernahm ich plötzlich eine Stimme aus Richtung Tür. Ich schreckte hoch und bemerkte Flo, der im Türrahmen lehnte. Er selbst schien auch gerade erst aufgestanden zu sein. "Ich habe total verschlafen und nur noch fünf Minuten um mich fertig zu machen. Doch meine Haare wollen heute nicht so, wie ich es will! Mädchen Probleme eben!", erklärte ich ihm meine Lage, nahm mein Handy und veranschaulichte ihm die Uhrzeit. Seine Augen weiteten sich. Wenigstens war ich nicht die Einzige, die verschlafen hat. "Warte mal kurz.", meinte er und ging zurück in sein Zimmer. Was hatte er denn jetzt vor? Nach kurzer Zeit kam er mit einer Cap zurück und setzte sie mir auf den Kopf. "Perfekt!", lächelte er und ich wagte einen Blick in den Spiegel. Mit Erstaunen musste ich feststellen, dass das gar nicht mal so doof aussah. "Wehe du verlierst sie!", lachte Flo. "Danke, du hast mir das Leben gerettet!", lachte ich zurück und umarmte ihn kurz.

Erst als ich Bus saß bemerkte ich, dass ich in all der Hektik etwas wichtiges vergessen hatte. Nämlich etwas zu essen oder einzupacken. Auch Geld hatte ich keines dabei um mir in der Cafeteria was zu kaufen. Alex, der im Bus ebenfalls neben mir saß, bemerkte wie ich mir selbst einen Facepalm gab. Lachend fragte er "Was ist denn jetzt?" " Ich hab heute verschlafen und vergessen zu frühstücken!", antwortete ich. "Hast du denn wenigstens Geld dabei?" "Nicht mal einen Cent." "Ich leider auch nicht, sorry! Könnte ein langer Tag für dich werden.", meinte er und ich zuckte mit den Schultern. "Mal sehen. So schlimm kann es ja nicht sein!", versuchte ich mir Hoffnungen zu machen. Oh man, hatte ich mich geirrt!

Nach der dritten Stunde lag ich mit den Händen auf dem Tisch. Plötzlich grummelte mein Magen und Alex guckte mich verwirrt an. "Ist ein Gewitter im Anflug oder hast du einen Zombie in deinem Bauch versteckt?!", fragte er lachend. Ich schmunzelte ein wenig. "Nein! Nur mein Magen hält diese Leere nicht mehr aus!", antwortete ich und hob meinen Kopf. Schweigend sah ich mich in der Klasse um.

Die ganzen Namen meiner Mitschüler konnte ich mir schon so ziemlich gut merken. Wir waren etwa 21 Schüler, die ich wiederum für mich selbst in verschiedene Gruppen eingeteilt hatte. Die Tussen waren beispielsweise die Vier, die ich am Dienstag auf dem Weg ins Büro des Direktors gesehen hatte. Ihre Namen konnte ich mir nicht gut merken, bis auf den ihrer 'Anführerin'. Violetta lautete dieser. Dann gab es da noch den Deppen-Clan. Er bestand aus den Machos und den halbstarken Jungs der Klasse. Ich glaube das waren Finn, David, Niklas, Jakob, und Sascha. Die beiden Lernwilligen der Klasse, vom Deppen-Clan auch Streber genannt, waren Nicole und Mandy. Ich fand sie eigentlich ziemlich nett. Wie in jeder anderen Klasse gab es natürlich auch hier die Gruppe der Obercoolen. Sie sahen alle gut aus, hatten gut verdienende Eltern und auch so ziemlich gute Noten. Rebecca, Linda, Tamara, Leon und Max. Aber mehr als ihre Namen waren mir nicht bekannt. Die Gruppe, der ich scheinbar mittlerweile ebenfalls angehörte, waren die Nerds. Egal ob es um Spiele, YouTube, FanFictions oder Anime und Mangas ging, hier war man mit sowas an der richtigen Adresse. Auch waren mir, aus dieser Gruppe, alle am sympathischsten. Vincent, Abby, Osca, und Alex. Alex hatte mich mit ihnen bekannt gemacht. Trotzdem hielt ich mich aus den meisten Gesprächen raus. Ich wollte nicht aufdringlich wirken und behielt quasi die Lage lieber im Auge.

"Huhu! Erde an Lia! Bitte kommen!", bemerkte ich plötzlich vor mir ein Weibliches Wesen, welches wild mit den Händen vor meinem Gesicht herumfuchtelte. "Wie? Wo? Was?!", schreckte ich hoch und identifizierte jenes Wesen als Abby. Abby hatte kurze schwarze Haare und eine ziemlich blasse Haut. Man könnte meinen sie wäre ein Emo oder eine Gothbraut. Doch in Wahrheit war sie eine Herzensgute fröhlich freundliche Cosplayerin und eine verdammt gute FanFiction Autorin. "Ich habe dich gefragt ob du heute wirklich noch nichts gegessen hast. Deinen Magen höre ich schon seit Mathe so laut grummeln!", meinte sie lachend und legte ihren Kopf schräg. "Ich... ähm... nein, hab ich nicht.", antwortete ich noch völlig verwirrt. "Na dann wird es aber höchste Zeit!", gab sie zurück, setzte sich neben mich auf den Stuhl von Alex und holte ihre Brotdose hervor. "Meine Mutter packt mir immer zu viel ein und da unser wandernder Mülleimer Osca heute krank ist, kannst du was haben!" "Wirklich?" "Natürlich! So wie dein Bauch grummelt, verhungerst du mir in der nächsten halben Stunde noch!", lächelte sie wieder und überreichte mir eines ihrer belegten Brötchen. "Danke Abby!", lächelte ich und umarmte sie. "Ach was! Dafür sind Freunde da! Coole Cap übrigens!", meinte Abby und biss in ihren Müsliriegel. Scheinbar hatte ich, trotz meiner Schweigsamkeit, doch noch Anschluss gefunden...


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