Neue Stadt, neues Glück. Das war mein Motto, als ich meine kleine Wohnung verließ und meine Tasche umklammernd die Treppen hinunter lief.
Ich war gerade erst hergezogen, die Wohnung diente nur als Übergang für mich. Eigentlich komme ich nicht aus London, sondern aus Liverpool, da wo die Beatles herkommen.
Dort habe ich auch studiert, aber kein Krankenhaus in meiner Stadt wollte eine junge Frau wie mich einstellen. Ich war ihnen noch zu jung, zu unreif, zu unerfahren.
Ich lief die Straßen Londons entlang zum St. Bart's Hospital, meinem neuen Arbeitsplatz. Ein Taxi würde sich nicht lohnen.
Ich sah kurz auf mein Handy, 8:45 Uhr, ich bin also noch pünktlich da.
Im Krankenhaus angekommen begrüßte mich sofort der Chefarzt, Dr. Jeff, an der Anmeldung."Mrs. Manson, nehme ich an?"
Ich nickte.
"Super, pünktlich wie ein deutscher Zug. Ihr Arbeitsplatz ist im 2. Stock, ihr Kittel und die Unterlagen liegen schon für sie bereit. Ich komm in einer halben Stunde nach ihnen gucken, okay?"
Ich holte kurz Luft. "Ja, alles klar. Danke schonmal."
Mit diesen Worten lief ich zum Aufzug.
Oben angekommen lief ich in Richtung Pathologie und öffnete die Tür. Ein Schwall kühler Luft kam mir entgegen und eine Frau in meinem Alter lächelte mich an.
"Die neue Kollegin?", fragte sie.
"Ja, Mrs. Manson." Sie schüttelte meine Hand "Molly Hooper, freut mich." Sie grinste und überreichte mir meinen Kittel. Ich zog ihn über und stellte meine Tasche auf den Boden.
"Leiche?", fragte ich und sah Molly an, die sich gerade nervös in den Haaren fummelte.
"Was - Achso! Ja, kommen sie mit."
Sie führte mich in den Kühlraum und deckte eine Frauenleiche auf.
Anfang 30, verschmierter Mascara, zerzauste Haare, Stichwunde im Bauch."Selbstmord." sagte ich.
"Sind Sie sich.."
"Ja." Natürlich war ich mir sicher.
Ich klärte Molly auf. "Sehen sie ihren Ringfinger? Gebräunt, bis auf eine Stelle, da wo ihr Ehering steckte. Sie hatte eine Affäre, ihr Mann fand es heraus, sie schmiss ihren Ring weg und stieg auf ein hohes Gebäude, um sich das Leben zu nehmen. Ein guter Ausblick schien ihr wohl wichtig zu sein. Daher kommen die zerzausten Haare, es war windig auf dem Dach. Der verschmierte Mascara kommt vom Weinen. Sie fühlte sich ertappt und wollte nicht mehr weiterleben. Sie versuchte sich zu erstechen, der Stich war allerdings nicht tödlich, also sprang sie. Viele Frakturen, Hämatome und dreckige und zerrissene Kleidung. Ihre Kleidung sah so aus, nehme ich an. Der Fall wäre damit wohl abgeschlossen."
Molly sah mich mit geweiteten Augen an. "Sie sind ein Genie...", sagte sie erstaunt.
"Mehr oder weniger", erwiderte ich bescheiden. Sie verließ den Raum nach einem Blick auf die Uhr.
Nachdem ich die Leiche wieder abgedeckt hatte, folgte ich ihr. Sie trug sich vor einem Handspiegel Lippenstift auf und richtete ihre Frisur. Ich räusperte mich, sie schreckte auf und lächelte peinlich berührt.
Im nächsten Moment ging die Tür wieder auf.
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His second friend | Sherlock Holmes x OC #Wattys2016
FanfictionEine Reihe mysteriöser Morde an jungen Frauen erschüttert London. Sherlock Holmes, der zynische Soziopath und die begabte Pathologin Dr. Sophia Manson müssen zusammenarbeiten, um diese Morde aufklären zu können. Durch die Zusammenarbeit mit dem Cons...