Ich richtete schnell nochmal meine Haare und öffnete die Haustür.
"Guten Tag", sagte Sherlock, trat einfach in meine Wohnung und sah sich interessiert um.
"Ähm... was tun Sie hier?"
"Einzelheiten mit Ihnen klären", antwortete er knapp und ließ sich auf einen Platz meines Ecksofas im Wohnzimmer fallen.
Ich ging in die Küche, unter dem Vorwand, Tee zu kochen. Nachdem ich den Wasserkocher angestellt hatte, stützte ich mich an der Küchentheke ab.
Okay, also die psychische Störung in Person sitzt auf meinem Sofa und will mit mir reden. Als wäre der gestrige Tag nicht schon genug gewesen.
Den fertigen Tee brachte ich zusammen mit 2 Tassen ins Wohnzimmer.
Als wäre es selbstverständlich, schenkte sich Sherlock Tee ein und räusperte sich dabei."Also Mrs. Man-"
"Sophia", unterbrach ich ihn.
"Sophia," korrigierte er sich. "Sie müssen wissen, dass ich hohe Anforderungen habe. Sie müssen immer erreichbar und verfügbar sein, Mordfälle lösen können und natürlich professionell arbeiten."
Ich nickte sarkastisch. "Sonst noch was, Prinzessin?"
"Nein."
"Warum fragen Sie eigentlich nicht Molly?"
"Sie sind deutlich intelligenter und weniger leicht manipulierbar als Molly. Außerdem mögen Sie mich nicht."
"Wie kommen Sie denn darauf?", fragte ich sarkastisch.
"Reine Intuition."
Ich sagte nichts mehr zu dem Thema.
"Wann wäre der erste Mordfall?", fragte ich.
"Das entscheiden die Mörder. Ich werde Ihnen dann eine SMS schicken. Dann fahren Sie umgehend in die Bakerstreet und fahren mit mir und zum Tatort, John heute Morgen in den Urlaub gefahren."
Sherlock schaute mich mit einem Blick an, den ich nicht so ganz deuten konnte. Er glich ein wenig dem einer Raubkatze. Seine hellblauen Augen waren auf seltsame Weise schön. Sie strahlten das aus, was seine Mimik und Gestik nicht verrieten.
"Wie lange wollen Sie mich noch anstarren?", fragte Sherlock fast schadenfroh.
Ich stammelte vor mich hin und schaute schließlich auf meine Knie.
"Naja, jedenfalls..." Er rutschte ein Stück zu mir "Sie sollten das Ganze niemandem erzählen, denen Sie nicht hundertprozentig vertrauen können."
"Und warum nicht?", fragte ich.
Sherlock musterte mich kurz.
"Das macht Sie zur Zielscheibe und genau das möchte ich nicht."
Wow, ein Kompliment durch die Hintertür von Professor Arsch. Ich starrte ihn ungläubig an. Dann nahm ich meine Teetasse und trank einen Schluck.
Nach einer langen unangenehmen Stille fragte mich Sherlock: "Sie wohnen also nicht alleine hier?"
"Nein, meine Schwester wohnt ebenfalls hier."
"Wieso das?", fragte er.
"Unsere Eltern waren keine richtigen Eltern für uns."
Sherlocks Augen verrieten nicht wirklich, was er gerade fühlte. Es sah nach Verständnis aus. "Das tut mir leid...", sagte er schließlich.
Ob er wohl etwas Ähnliches erfahren musste?
"Ich will Sie damit nicht belasten... Wir kennen uns ja schließlich kaum", sagte ich schließlich.
"Das ist mein Job. Leuten zuzuhören, die ich nicht kenne, meine ich."
Er schaute meinen Kater an, der friedlich auf seinem Kratzbaum schlief und zog seine Augenbrauen zusammen.
"Sie haben eine Katze?", lenkte er vom Thema ab."Ja. Er heißt Loki."
"Sie haben nie Katzenhaare an ihrer Kleidung", stellte er fest.
"Gut erkannt. Ich bin sehr ordentlich, was meine Kleidung angeht. Außerdem möchte ich nicht, dass jemand alles durch einen Blick über mich herausfinden kann. Menschen sind so leicht durchschaubar."
"Sie sind schlau", sagte er, "deswegen arbeiten Sie auch für mich."
"Mit Ihnen", korregierte ich ihn.
Er verdrehte die Augen und sah auf sein Handy.
"Okay, ich muss gehen. Ich schreibe Ihnen eine Nachricht, falls was passiert."
Ich nickte und führte ihn zur Haustür. Als er weg war, war ich ehrlich gesagt erleichtert.
Alice müsste gleich wiederkommen, so lange würde ich erstmal entspannen, entschloss ich.
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His second friend | Sherlock Holmes x OC #Wattys2016
Hayran KurguEine Reihe mysteriöser Morde an jungen Frauen erschüttert London. Sherlock Holmes, der zynische Soziopath und die begabte Pathologin Dr. Sophia Manson müssen zusammenarbeiten, um diese Morde aufklären zu können. Durch die Zusammenarbeit mit dem Cons...