Eightteen

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Es waren einige Tage vergangen, in denen es verhältnismäßig ruhig vorging. Ich half Sherlock weiter mit dem Lösen des Falls, obwohl sein Verhalten für mich noch immer gewöhnungsbedürftig war. Manchmal saß er stundenlang mit geschlossenen Augen auf dem Boden, ohne sich zu rühren und antwortete mir nicht. Dann redete er oft wirres, zusammenhangsloses Zeug vor sich hin oder legte sich in seltsamen Posen auf den Boden, wahrscheinlich, um herauszufinden, wie sich eine Leiche fühlt. Ich persönlich war mir ziemlich sicher, dass Leichen nichts fühlen können, aber jedem seine eigene Denkweise.

"Moriarty", murmelte Sherlock, während er mit geschlossenen Augen auf dem Sofa lag.

"Hm?", fragte ich.

"Ich schulde ihnen..."

"Was zur Hölle reden Sie da?" Ich stand vom Teppich auf und setzte mich im Schneidersitz auf den Couchtisch, der wieder voller Zeitungsartikel, Kritzeleien und sonstigem Papierkram lag. "Sherlock, reden Sie mit mir!"

Sherlock schlug die Augen auf. "Ich denke nach. Sollten Sie auch mal versuchen."

"Beleidigungen bringen uns auch nicht weiter, Idiot", antwortete ich schnippisch.

Sherlock's Handy klingelte plötzlich, doch statt ran zu gehen, warf er es mir zu und schloss seine Augen wieder. "Kein Wunder, dass John Urlaub brauchte...", murmelte ich und ging ran.

"Ja?"

"Sophia?", fragte Lestrade verwirrt.

"Natürlich, Sherlock ist nicht zu 'ner Frau mutiert. Er während seiner Periode... oh man, England würde zusammenbrechen."

Greg lachte. "Was auch immer wieder bei euch los ist, ihr solltet herkommen. Wir haben einen interessanten Tatort für euch."

"Sherlock, wir müssen zu einem Tatort", rief ich zu Sherlock rüber.

"Ist es eine 7 oder mehr?", fragte Sherlock mich.

"Ja, beweg dich", sagte ich genervt, obwohl ich keine Ahnung hatte, wovon er redete. "Wir sind gleich da", meinte ich zu Lestrade am Telefon und legte auf.

Am Tatort, einem abgelegenen, leerstehenden Gebäude, angekommen, wartete schon die Presse vor der Polizeiabsperrung. Die Polizisten, die die Absperrung bewachten, ließen Sherlock und mich durch. Die Kameras klickten.

"Bedecken sie Ihr Gesicht", raunte Sherlock zu mir rüber. Genau das tat ich auch, schließlich sah ich auf Fotos immer schrecklich aus.

Mit schnellen Schritten liefen Sherlock und ich zur Leiche, die etwa 70 Meter entfernt abgedeckt auf dem Boden lag. Die Spurensicherung war gerade dabei, Fotos vom Tatort zu machen und Beweisstücke aufzusammeln.
Ich ging in die Hocke, um die Leiche aufzudecken, als ich Lestrade entdeckte. Ich nickte ihm einmal zur Begrüßung zu und zog dann die Decke von der Leiche.

Wieder eine Blondine, die hellgrünen Augen waren weit aufgerissen und starrten ins Leere. Ihre Haut hatte durch die kalte Novemberluft hellrote Totenflecken bekommen, die Lippen waren hellblau. Die Kleidung der Toten war blutgetränkt, um sie herum war ebenfalls eine riesige Blutlache. Sherlock, Lestrade und irgendeine Frau von der Kriminalpolizei standen auf der anderen Seite der Leiche und schauten sie ebenfalls an. Ich zog mir Handschuhe an und bewegte die Finger der Frau.

"Die Totenstarre ist fortgeschritten, aber nicht voll ausgeprägt. Durch die kalte Umgebung wurde der Prozess verlangsamt. Sie müsste etwa 10 bis 12 Stunden tot sein", sagte ich zu den anderen Anwesenden.

Ich knöpfte die Bluse der Leiche auf. Sie hatte mehrere Blutergüsse am Brustkorb, die altbekannten Stichwunden in die Lungenflügel und die Aorta abdominalis. Auf ihrem Bauch war wieder eine Nachricht eingeritzt. "I O U" Darunter war wieder dieser Smiley, der schon auf einer vorigen Leiche zu sehen war.

Sherlock gab Lestrade diesen "Ich hab's Ihnen doch gesagt"-Blick, der die Augen verdrehte und wegging, um zu telefonieren.

Ich sah die Frau neben Sherlock an. "Wissen wir etwas über ihre Identität?"

"Samantha Marquart, 23 Jahre alt, geboren in Penarth bei Cardiff."

"Sind ihre Angehörigen schon informiert?", fragte ich.

"Wir bemühen uns, Dr. Manson"

"Okay, fotografieren Sie bitte die Verletzungen. Wenn Sie mir die Leiche heute noch in die Pathologie bringen könnten, wäre ich Ihnen mehr als dankbar." Mit diesen Worten stand ich aus der Hocke auf.

Ich schaute Sherlock an, der mir sofort folgte, ging wieder in Richtung Absperrung und nickte Sergeant Donovan zum Abschied zu, die ein paar Meter vor der Absperrung stand und mich kopfschüttelnd ansah. Ich lächelte sie kurz an, sah dann zu Sherlock, der mir das Absperrband hochhielt und den Kragen seines Mantels aufstellte, als er an der Presse vorbeilief.

Unsere Mäntel wehten im Wind, als wir uns mit schnellen Schritten vom Tatort entfernten. Von hinten musste das bestimmt eindrucksvoll aussehen.

Nachdem Sherlock und ich uns einen Kaffee besorgt hatten, machten wir uns auf den Weg zur Pathologie

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Nachdem Sherlock und ich uns einen Kaffee besorgt hatten, machten wir uns auf den Weg zur Pathologie. Die Leiche war glücklicherweise schon angekommen, deswegen wollte ich mit der Untersuchung beginnen.

Beim Entkleiden der Leiche fiel mir eine weitere Nachricht auf ihrem Oberschenkel auf.
Sherlock wurde augenblicklich blass im Gesicht und sah aus, als würde er jeden Augenblick zusammenbrechen.

"Wenn Sie nicht aufhören, so neugierig zu sein, brenne ich Ihnen das Herz heraus, Sherlock."

His second friend | Sherlock Holmes x OC #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt