His second friend | Sherlock Holmes x OC #Wattys2016

Four

"Sherlock, mach Mrs. Manson Platz auf dem Sofa!", rief John aus der Küche. 

"Warum sollte ich?", antwortete er trotzig.

"Sie ist unser Gast, verdammt! Du wolltest doch Hilfe von einem Profi!"

Ich stand immer noch im Wohnzimmer und sah mir das Ganze an.

"Sie ist kein Profi!", schrie Sherlock genervt.

"Ach wirklich?", fragte ich interessiert.

Erst jetzt drehte er sich auf dem Sofa um und sah in meine Richtung. "Naja, sie sehen nicht besonders professionell aus."

Ich zog eine Augenbraue hoch. "Muss ich im Bademantel auf dem Sofa liegen, um professionell auszusehen?"

Jetzt war er endlich ruhig. John kicherte. Er stand im Türrahmen und bemühte sich, das Tablett auf seinen Händen nicht vor Lachen fallen zu lassen. Sherlock und ich sahen ihn beide an, wobei ich eher lachen musste und Sherlock eher an einen wütenden Otter erinnerte.

Sherlock setzte sich endlich vernünftig auf das kleine Sofa, damit ich auch dort sitzen konnte. Also setzte ich mich.
Ich rieb meine Hände aneinander, um sie wieder aufzuwärmen.
John musterte mich kurz, nahm eine zusammengefalte Wolldecke von einem der zugestellten Tische und gab sie mir. 

"Danke" sagte ich und legte sie mir um.

"So, Sie wollen doch sicher den Grund wissen, aus dem Sie hier sind, richtig?", fragte John und ließ sich auf einen der beiden Sessel fallen. 

"Ich bekomme nicht oft mitten in der Nacht mysteriöse Nachrichten, also ja."

"Nunja, wir beide arbeiten freiwillig für die Polizei, sprich wir helfen aus, wenn sie bei einem Mord nicht mehr weiter wissen. Lestrade, den Sie heute in der Pathologie kennengelernt haben, ist ein wenig verzweifelt, was Mordfälle angeht und selbst wir haben ungelöste Fälle, auch wenn Sherlock das nicht unbedingt gerne zugibt. Er möchte nicht, dass ich diese Fälle in meinem Blog erwähne. Naja, was Leichen angeht, kenne ich mich nicht unbedingt aus, ich bin Millitärarzt, Sie sind offensichtlich eine ziemlich gute Pathologin, zumindest laut dem, was mir Molly erzählt hat und -"

Ich unterbrach seine faszinierende Rede. "Sie wollen, dass ich Ihnen helfe, richtig?"

Er bejahte das. Ich nahm einen Schluck aus meiner Teetasse. 

"Das Ganze kostet natürlich Zeit, Nerven und Geld", warf Sherlock ein, der seit meinem Konter leise gewesen ist.

"Geld?"
"Er hat ein sogenanntes ' Homeless Network', so nennt er es zumindest. Er gibt Obdachlosen in der Stadt Geld, hilft ihnen und sie halten dafür die Ohren und Augen für Sherlock offen. So kommt er leicht an Informationen", antwortete John auf meine Frage.

"Das ist genial! Warum komme ich nicht auf sowas?"

"Weil Sie eine Idiotin sind."

"SHERLOCK!", rief John wütend.

Er verdrehte genervt die Augen und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Naja, Einzelheiten klären wir morgen, Sie können hier schlafen, wenn sie wollen, es fährt um diese Zeit kaum noch ein Taxi und Sherlock schläft gerne auf dem Sofa."

"Aber -", wollte Sherlock einwerfen, aber John sah ihn mit einem drohenden Blick an. "Meinetwegen!", rief er schlussendlich und stand auf. Er lief zu einer Tür, ich denke mal, dass sich dort das Bad befand und knallte sie zu.

John räusperte sich.

"Jetzt, wo sie mit Sherlock zusammen arbeiten, sollten Sie vielleicht eine Sache wissen. Erwarten Sie niemals Komplimente. Jegliche Komplimente. Ich habe ihn mal davor gerettet, von einem psychotischen Zahnarzt mit einem Säbel enthauptet zu werden und er hat sich bis zum letzten Heiligabend nicht dafür bedankt, naja jedenfalls glaube ich, dass er sich bedankt hat und -"

Er wurde von der sich öffnenden Badezimmertür unterbrochen.
Sherlock kam ins Wohnzimmer getrottet.

Ich stand noch rechzeitig vom Sofa auf, denn er ging über den Couchtisch und ließ sich drauffallen.
Das Sofa quietschte bedenklich laut, aber das schien ihn nicht weiter zu stören.

John ging schon mal aus der Höhle des Sherlock-Löwen, während ich ihm eine Gute Nacht wünschte.

Er nuschelte nur irgendwas, dass ich ein Hemd von ihm zum Schlafen nehmen kann, bevor er sich auf dem Sofa von mir wegdrehte und anfing, leise zu schnarchen.