Kapitel 5

23 6 0
                                    

Luke's PoV

Am nächsten Tag - also Sonntag - stand ich schon mit dem Gefühl auf, mir heute was von Starbucks zu holen und einfach mal durch unseren weniger populären Teil Sydneys zu spazieren. Von den Jungs - und vor allem von Mikey - würde ich heute sowieso nichts hören, also hatte ich meine Ruhe und konnte in meinen Gedanken verweilen. Seit ungefähr einer Woche hatte ich Mom endlich mal wieder gesehen, da sie eine Stunde später zur Arbeit musste. Zwar gab es nicht wirklich ein Gespräch, außer einem freundlichen "Guten Morgen", aber es reichte mir. Auch wenn ich nicht die beste Verbindung zu meiner Mutter hatte und ein alles hassender Mensch war, vermisste ich sie schon manchmal. Ich erinnerte mich gerne an die vielen Abende, an denen wir auf der Couch gesessen hatten, mit einer riesigen, roten Decke, uns Kinderserien angesehen haben und Mom meinen Kopf gestreichelt hatte. Aber das war lange her und ist Vergangenheit.
Ich hatte zusammen mit Mokus gefrühstückt - ja auch ich hatte zur Abwechslung mal gegessen - und dann waren wir beide wie immer auf der Couch geendet. Mokus versuchte die ganze Zeit an den Bommel meiner grauen Beanie zu kommen, die ich heute zusammen mit einer üblichen schwarzen Skinny Jeans und einem schwarzen Hoodie trug, und patschte mir dabei ein paar mal ins Gesicht, was ich irgendwie als ziemlich lustig fand und mindestens eine Stunde kicherte. Als es mir dann irgendwann nachmittags wirklich zu langweilig wurde nur herum zu sitzen, zog ich einfach meine Schuhe an, steckte mein Handy, Kopfhörer und Geld ein und machte mich auf den Weg zu Starbucks. Aufgrund der Musik, die ich während des gehend hörte, kam mir der Weg ziemlich kurz vor, und deshalb wunderte ich mich ein bisschen, als ich plötzlich vor dem Café stand. Seufzend darüber, dass ich gerade bei einem meiner Lieblingslieder stoppen musste, stöpselte ich die Kopfhörer aus und betrat den Laden. Sofort umfing mich der Duft von Kaffee, Caramel und anderem Süßzeug, dass ich so liebte. Ja. Es gab sehr wohl auch Sachen, die mich zumindest etwas beglückten, sowie süße Getränke oder Schlaf und Musik.
Brav stellte ich mich in die Schlange und wartete darauf, dass ich dran war. Während ich wartete, sah ich mich ein wenig im Laden um und beobachtete ein älteres Paar, dass gerade herzhaft über etwas lachte. Sie sahen glücklich aus. Etwas, dass ich schon so lange nicht mehr war. Ich hatte vergessen, wie es sich anfühlte, glücklich zu sein. Irgendwie traurig...aber irgendwie interessierte es mich nicht.
"Hallo - kann ich deine Bestellung aufnehmen?", hörte ich und mein Block schnellte zu der jungen Frau vor mir. Oh, ich war also schon dran. Ich sah sie mir kurz an und versank wieder in Gedanken, nickte wie in Trance. Die blonden Haare...sie erinnerten mich so an -nein! Stop Luke! Nicht denken...Stopp Stopp Stopp.
"Also?", fragte sie nochmals freundlich nach. Ich blinzelte und holte mich selbst wieder in die Realität. Man, ich darf nicht immer so in der Gegend herumträumen...
"Äh - ach ja", sagte ich etwas verpeilt und überlegte, warum ich überhaupt hier war und was ich trinken wollte.
"Eine mittlere Caramel Hot Chocolate", murmelte ich dann leise, und senkte wieder meinen Blick. Schon seit Jahren war das das einzige, was ich hier trank. So gut wie alles hatte sich geändert, nur das nicht.
"Alles klar", trällerte die Angestellte und machte sich daran, mir meine Bestellung zuzubereiten, doch bevor sie anfing, fragte sie mich noch nach meinem Namen.
Eigentlich mochte ich es nicht, fremden Menschen meinen Namen zu sagen..aber erstens war ich hier bei Starbucks - das war hier Routine..und irgendwie machte es mir bei der Blondine nicht so viel aus wie sonst. Also antwortete ich mit einem knappen "Luke". Ich folgte ihr zur Seite und blieb auf der anderen Seite des Tresens stehen, geduldig auf meinen Kakao wartend. Wie immer hatte ich den Blick gesenkt und betrachtete meine überaus interessanten Füße. Ich musste mir das abgewöhnen...ich war ein Mann - da darf ich nicht so schüchtern und ängstlich aussehen!
Als mir die Blondine meinen Becher überreichte, fiel mir sofort das mit schöner Schrift aufgemalte 'Breadstick' auf, welches sie auf den Becher gekritzelt hatte. Ein leichtes Grinsen huschte über mein Gesicht.
"Lass es dir schmecken, Luke", sagte sie mit etwas höherer Stimme als vorhin und drehte sich dann lächelnd von mir weg, um nach hinten zu gehen.
"Danke", nuschelte ich noch, bevor ich aus dem Laden verschwand, an meinem Becher nippend. Als die Wärme Süße meinen Hals hinunterronn, bekam ich prompt Gänsehaut und schloss wohlig die Augen. Gott - es schmeckte immer noch so gut, wie beim ersten Mal!
Während ich ziellos, mit dem Becher in der Hand durch die Gegend lief, kam mir eine Idee. Ich könnte mit der Ubahn zum Friedhof fahren, Dad besuchen...schließlich war ich ewig nicht mehr dort. Mein Vater starb, als ich noch kleiner war, an Krebs... Es war ziemlich hart für mich und Mom - das war auch der Grund warum sie so viel arbeitete..sie wollte sich ablenken - und deshalb hatten wir uns Mokus geholt. Er war immer fröhlich und schien alles Traurige aus den Menschen aus zu saugen...ich hatte ihn von Anfang an geliebt. Jedenfalls war ich nun voller Euphorie, dort hin zu fahren, sodass ich mich in Bewegung setzte und zur Station spazierte. Ich kaufte mir ein Ticket und wartete die 20 Minuten, bis mein heutiges Verkehrsmittel da war, auf einer Bank.
Ich hatte noch nicht ganz ausgetrunken und hielt den Becher immernoch in der Hand, spielte ein wenig mit dem Deckel, als sich jemand neben mich setzte. Wie immer schenkte ich soetwas keine Aufmerksamkeit und hielt meinen Blick wo er war, als ich im Augenwinkel blonde Haare entdeckte. Leicht drehte ich meinen Kopf zu meiner Sitznachbarin und erkannte, dass es die Bedienung von vorhin war. Leise kicherte ich. Was für ein Zufall...
Sie schien mich wohl auch gerade bemerkt zu haben, denn auch sie lachte und schüttelte grinsend den Kopf, als sie ihr 'Meisterwerk' auf meinem Becher entdeckte.
Das wärs, wenn sie jetzt noch mit der gleichen Ubahn wie ich fuhr...
Und so war es - wir standen beide zur selben Zeit auf und wieder huschte ein Lächeln über mein Gesicht, als ich ihre roten Wangen sah. Man..wieso lächelte ich heute so viel?!

Caramel Hot Chocolate || l.hWo Geschichten leben. Entdecke jetzt