Kapitel 13

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Luke

Maureen ließ nicht lange auf sich warten und erschreckte mich gleich mal mit ihrer leisen Begrüßung, sodass ich ruckartig den Kopf hochriss und sie ebenfalls begrüßte - nur etwas stotternd. Oh man. Ich durfte nicht so schreckhaft sein..das war doch peinlich.
"Können wir?", fragte sie und ich stimmte zu. Sie fragte, wo ich denn hingehen wollte..aber ehrlichgesagt war mir das egal...und das sagte ich ihr dann auch. Ihr jedoch auch, sodass die Entscheidnung dann doch an mir hängen blieb. Ohne groß nachzudenken sagte ich dann einfach, ob sie nicht spazieren gehen wollte. Nun, damit war die Entscheidung dann auch schon getroffen.
Wir gingen eine Weile, weg von Starbucks und an Häusern entlang, als Maureen mich fragte, woher ich denn nun das plötzliche Interesse an ihr hatte. Gute Frage...das wusste ich eigentlich selbst nicht so richtig. Sie war mir sympathisch erschienen und sie weckte diesen kleinen Schimmer von Lebensfreude in mir, außerdem fühlte ich mich in ihrer Nähe wohl. Woher das alles jedoch kam, wusste ich nicht so richtig.
Aber das konnte ich ihr so natürlich nicht sagen...da würde sie sich umdrehen und gehen..also zuckte ich die Schultern und bezeichnete sie als cool.

Wow Luke, ich bin stolz auf dich. Cool? Was besseres war mir nicht eingfallen? Oh Gott..

Soetwas zu erklären war nie meine Stärke gewesen und war mir immer unangenehm, weshalb ich ihr während ich redete auch nicht in die Augen sehen konnte und wie immer auf meine Schuhe starrte. Sie lachte.

"Danke für das Kompliment, Breadstick - aber wenn ich eines nicht bin, dann cool.", hörte ich sie sagen und bemerkte aus dem Augenwinkel, wie sie leicht den Kopf schüttelte.
Wieder zuckte ich die Schultern.
"Ich find schon.", beteuerte ich, ihre eigene Meinung über sich selbst ignorierend.
"Okay.....dann danke, Luke", nuschelte sie und ich nickte lächelnd, nicht wissend was ich sonst sagen oder machen sollte.
Mir gefiel der Klang meines Namens in ihren Mund...ich mochte es, wenn sie mich Luke nannte.
Eine Weile gingen wir weiter, sagten ein paar Minuten nichts und genossen die kühle Abendluft. Es war zwar erst nach sechs ...aber indem es Mai war und mir ziemlich schnell kalt wurde, konnte ich ohne Pullover fast nie rausgehen, und wenn es mal 20 Grad hatte, blieb ich am liebsten im Haus. Die Jungs und ich gingen wenn, dann sowieso immer nur Abends, oder überwiegend Nachts nach draußen. Es war viel angenehmer, nicht so vielen Menschen zu begegnen. Und ich denke, sie nahmen in dieser Hinsicht ziemlich viel Rücksicht auf mich.
"Du wolltest mich kennenlernen. Was willst du wissen?", fragte sie mich, riss mich aus meinen Gedanken und sah zu mir nach oben.
Wieder zuckte ich die Schultern - eine ewig lange Angewohnheit von mir, die meine Prrsönlichkeit immer ziemlich gut wiederspiegelte. Desinteressiert, unbeteiligt. Aber momentan war ich nicht desinteressiert...im Gegenteil...aber es war einfach eine Angewohnheit.
"Hm, na ja, erstmal so die Standartsachen: wie alt bist du, hast du Geschwister..und sowas halt", nuschelte ich und sah sie dann abwartend an
"Aha - also erstmal die Basics. Na schön - aber dann bist du dran, okay?"
Ich war ein Mensch, der sehr gerne zuhörte und nicht selbst redete, und noch weniger über sich selbst, also naja...aber immerhin wollten wir uns kennenlernen und da blieb das wohl nicht aus...und so schlimm war es ja nicht. Aber jetzt war sowieso zuerst Maureen dran.
Also nickte ich und hörte ihr dann zu, wie sie anfing zu erzählen.
Während sie sprach, sah sie angestrengt auf einen Punkt vor ihr und drehte eine kleine Haarsträhne in ihrem Finger, die ihr ins Gesicht hing. Die Punkte Uni und Instrumente faszinierten mich am meisten. Sie studierte an der gleichen Uni wie ich und konnte zwei Instrumente spielen..ob sie denn auch singen konnte? Hm..sie schien mir wie ein Mädchen mit vielen Geheimnissen, dass sich nicht vielen Menschen öffnete und ziemlich skeptisch war - egal bei was, da war es also nicht ausgeschlossen, dass sie auch Talent zu sowas hatte. Ich würde es schon noch herausfinden.
Ich lauschte ihrer angenehmen Stimme und beobachtete sie, während ich versuchte mir alles zu merken, was sie sagte.
"Willst du noch was wissen?", fragte sie mich dann, als sie ihre kleine Selbstbeschreibung beendet hatte und sah mich an.
"Singst du auch, oder spielst du nur die Instrumente?"
"Ja..oder nein...also ich hab gesungen - aber wie gesagt, hab ich momentan keine Hobbys. Spielst du auch ein Instrument?"
Ich nickte. "Alle möglichen, eigentlich...", lachte ich leise und sie stimmte mit ein.
Wollte ich noch etwas wissen? Naja...vielleicht fiel mir nachher noch etwas ein.
"Noch was?", lächelte sie und ich schüttelte leicht den Kopf, in Gedanken versunken.
"Okay..dann erzähl du doch auch ein bisschen was über dich, Breadstick", kicherte sie.
Ich biss mir auf die Lippe und spielte mit meinem Piercing, während ich kurz nachdachte, was ich ihr erzählen wollte, und was nicht.
"Also..ich heiße Luke Hemmings, bin letztes Jahr 19 geworden und bin auch von Sydney. Ich hab zwei ältere Brüder, Ben und Jack, die beide nicht mehr bei uns wohnen und einen Kater namens Mokus. Ich wohne noch Zuhause, weil meine Mom sowieso nie Zuhause ist und die Uni nicht weit entfernt ist. Ich..Ehm..bin eigentlich nicht viel draußen und mache am liebsten Musik oder so..ich hab so meine Probleme mit Menschen, weißt du. Naja egal..ich studiere Musikgeschichte - ebenfalls an der University of Sydney und ja...über mich gibt's nicht viel zu sagen. Für die meisten bin ich einfach nur der, der nicht redet und alles hasst. Hast du Fragen?"
"Also erstens...ich denke nicht, dass du alles hasst - denn dann würdest du mich auch hassen..und ich denke nicht, dass das so ist, oder? Und zweitens..du redest doch?"
"Nein..natürlich hasse ich dich nicht..", sagte ich kichernd und fügte ein leises "Wie könnte ich?", dazu, bevor ich fortfuhr. "Ja - mit dir rede ich. Aber da bist du eine der wenigen..denke ich. Und wenn du mich besser kennen würdest, wüsstest du, was ich meine. Ich bin einfach nicht der Mensch, der gern viel ...oder überhaupt redet. Naja..egal"
Maureen nickte leicht, etwas nachdenklich.
"Und...du hast nur deine Mom erwähnt - was ist mit deinem Dad?"
Natürlich konnte sie nicht wissen, dass es da keinen Dad gab...deshalb war die Frage auch total berechtigt und ich hatte keine Probleme ihr zu antworten.
"Er..ist vor ein paar Jahren gestorben", sagte ich und räusperte mich dann. Maureen riss ihre Augen auf und wurde rot, bevor sie sich ungefähr dreimal entschuldigte und auf den Boden sah.
"Hör auf dich zu entschuldigen...du wusstest es nicht und es ist okay, wirklich", versuchte ich mit sanfter Stimme zu sagen und stieß sie leicht mit meiner Schulter an, bevor ich sie schief anlächelte.
Wir waren mittlerweile in einer ziemlich unbewohnten Straße angekommen, in der ein Bach durchlief, an dem eine Art Bank stand, wo ich mich manchmal mit den Jungs hinsetzte.
"Wollen wir uns dort hinsetzen?", fragte ich und deutete auf die Bank vor uns. Maureen nickte und wir setzten uns, ich im Schneidersitz und sie ebenfalls, auf die Holzbank, die etwas größer war, als eine Bank normalerweise war.
Einige Minuten war es ruhig, jeder hing wohl seinen Gedanken nach und man hörte nur den Bach leise plätschern und ein paar Hunde in der Ferne bellen - bis ich kurz auflachte.
Verwundert sah Maureen mich an.
"Weißt du, Blondie...ich weiß zwar nicht, was du in meinen Kakao getan hast, dass ich seit gestern anscheinend auch mal gute Laune hab..aber...es fühlt sich irgendwie ganz okay an. Ich hab das vorher ernst gemeint... In der Vergangenheit sind einige Dinge passiert, die mich verändert haben..alles an mir. Ich meine sieh mich an - wer außer mir, zieht sich hier, in Sydney, fast immer komplett schwarz an? Niemand. Und genauso schwarz, wie meine Klamotten, bin auch ich. Meine Freunde sind immer total überfordert mit mir, weil ich nicht Rede, mich nie an etwas beteilige und immer nur daneben sitze. Es ist lange her, dass ich gelacht habe, wirklich. Und es ist lange her, dass ich über soetwas geredet habe. Ich bin permanent schlecht gelaunt...allein schon die Tatsache macht mir schlechte Laune. Es ist, als würde ich vor einem Fernseher sitzen und mir mein Leben ansehen, ohne etwas dabei zu fühlen. Gefühlslos, dass ist es, was ich bin. Ich habe keine Ahnung, wieso ich dir das überhaupt erzähle und vielleicht werde ich das auch in ein paar Tagen bereuen...aber es tut gut, über sowas zu reden. Tut mir leid, wenn ich dich damit jetzt genervt habe..Ich weiß, ich bin komisch."
Ich war wirklich von allen guten Geistern verlassen, dass ich ihr einfach sowas erzählte, ohne sie dabei wirklich zu kennen....und gleich als ich meinen Monolog beendet hatte, hätte ich mich selbst Ohrfeigen können, wurde prompt rot und sah auf meinen Schoß, meine Hände kamen mir nämlich ziemlich interessant vor gerade...

Caramel Hot Chocolate || l.hWo Geschichten leben. Entdecke jetzt