Kapitel 9

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Luke

Als ich am späten Abend nach Hause kam, weil ich noch in der Gegend herumgewandert war, war das Haus leer. Und mit leer, meine ich wirklich, dass niemand da war - nicht mal Mokus. Ich fragte mich, wo meine Mutter war...aber andererseits wunderte es mich nicht wirklich, da sie eh immer irgendwo unterwegs war. Mokus war bestimmt irgendwo im Garten und außer mir gab es ja niemanden, der hier wohnte.
Unser Haus war groß, also ziemlich unheimlich, wenn es so still und dunkel war...und als ich klein war, hatte ich immer total Angst hier alleine zu sein. Aber jetzt kümmerte es mich nicht mehr wirklich. Ich schlurfte die Treppen hinauf, in mein Zimmer und begab mich danach ins Bad. Unter der Dusche ließ ich den Tag nochmal Revue passieren.
Ich hatte ein Mädchen kennengelernt, und ich mochte sie..auf eine Weise wie man einen Menschen mag, den man kennenlernt und er einem auf Anhieb sympathisch ist. Bei dem Gedanken an Maureen lächelte ich kurz. Sie war irgendwie süß..und ich würde definitiv wieder zu Starbucks gehen, denn irgendetwas in mir wollte die kleine Blonde näher kennenlernen...
Irgendwann nachts gesellte sich Mokus zu mir, wohl wissend, dass ich seine Nähe jetzt brauchte, schlau wie er war. Mir fehlte der Mann der mir Schwimmen und Fahrradfahren gelernt hatte...und es hatte Überwindung gekostet, zu diesem Grab zu gehen. Aber es hatte gut getan. Ich konnte nicht beschreiben wie ich mich jetzt und auch vorhin fühlte...aber es war nichts schlechtes. Irgendwie war diese gähnende Leere weg...so fühlte es sich jedenfalls an.
Ich dachte nach. Konnte es sein das...nein..ich war wahrscheinlich einfach nur müde und mein Verstand spielte mir Streiche. Es war wohl besser, wenn ich jetzt ins Bett ging..
Als am nächsten Morgen mein Wecker klingelte, überlegte ich mindestens 10 Minuten, ob ich nicht einfach Zuhause bleiben sollte. Ich hatte heute nur unnötige Vorlesungen, die sich bis in die Ewigkeit zogen und außerdem war ich müde.
Nach langem hin und her entschied ich mich aber dann trotzdem dafür, in die Uni zu gehen und ja..hier war ich nun. In einer Vorlesung. Neben mir saß eine Reihe von Schulschl.mpen und auf der anderen Seite ein Junge, der genausowenig zu reden schien wie ich. Ich beschloss ihn zu mögen. Es hatte ein freundliches "Hi" gegeben und das wars - toll, oder? Also ich mochte solche Leute...
Meine Laune war heute komischerweise ziemlich neutral und auch die Leute schienen mich nicht so skeptisch anzusehen, wie sonst immer. Wow...da hatte wohl jemand guten Einfluss auf mich....oder so.
Als ich am späten Nachmittag dann von meiner Mutter eine Sms bekam, dass ich doch bitte ein bisschen einkaufen gehen sollte, beschloss ich nach meinem Auftrag bei Starbucks vorbeizuschauen. Es waren nur ein paar Sachen, die Mom mir genannt hatte, also war ich relativ schnell fertig und hatte die Sachen im Kofferraum meines Wagens verstaut.
Sydney war zwar riesig, aber der Teil, in dem ich wohnte eher nicht so. Mich wunderte es sowieso immer, wieso es gerade hier einen Starbucks gab...aber beschweren wollte ich mich auf keinen Fall.
Das grüne Logo vom berühmten Café wirkte an diesem späten, dunklen Nachmittag ziemlich hell und ...auffällig, wie ich fand.
Ich zog an der Tür und betrat den modern eingerichteten, gewohnten Raum mit dem süßlichen Geruch. Es waren nicht viele Leute hier, nur drei stellten sich gerade an, sodass ich gut zur Theke sah und ausmachen konnte, wer die Leute bediente. Und wie es das Schicksal wollte, war es Maureen. Sie hatte zwar kurz in meine Richtung gesehen, als ich hineingekommen war, hatte mich aber wohl nicht gesehen - trotz der auffällig schwarzen Kleidung.
Brav stellte ich mich in die Schlange und beobachtete die Blonde, wie sie gerade die Bestellung eines Mannes, mittleren Alters aufnahm und dabei immer wieder genervt zu dem maximal 14 jährigen Mädchen vor mir sah, welches die ganze Zeit irgendetwas von 'Geht das nicht schneller' vor sich hinmaulte. Ich überragte beide Personen mindestens um einen Kopf, weshalb es mich nun wirklich wunderte, dass sie mich noch nicht gesehen hatte...aber gleichzeitig auch etwas amüsierte.
Die beiden Kunden verabschiedeten sich und Maureen nahm nicht einmal den Blick von dem Aufnehmgerät vor sich. Auch nicht, als bereits ich vor ihr stand und wartete, dass sie mich ansprach.
"Guten Tag, darf ich Ihre Bestellung aufnehmen?", hörte ich sie leise sagen, den Blick immer noch nach unten geheftet. Ich schmunzelte.
"Eine Caramel Hot Chocolate, bitte", sagte ich und bähm - das war der Moment, in dem sie ihren Kopf nach oben riss und mich ansah, Freude in ihrem Gesicht zu erkennen.
"Luke!", kicherte sie
"The one and only!", gab ich zurück, was sie nur noch mehr kichern ließ.
"Komm, ich mach dir deinen geliebten Kakao", sagte sie und gab mir mit einer Bewegung zu verstehen, dass ich ihr wie gestern folgen sollte.
Ich wusste nicht wieso, aber es erfüllte mich mit einem wohligen Gefühl das sie sich so freute, mich zu sehen.

Caramel Hot Chocolate || l.hWo Geschichten leben. Entdecke jetzt