Kapitel 7

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Ich möchte mich schon mal im Vorraus entschuldigen, dass so lange nichts kam, aber es sind sehr sehr viele Dinge dazwischen gekommen und ich musste mich ein wenig um mein Privatleben kümmern. Aber auf jeden Fall danke an alle, die unsere Geschichte lesen und viel Spaß mit Kapitel 7!  --------------------

Luke's P.o.V

Luke

Schon von draußen sah ich, dass ziemlich viele Leute in der Bahn waren und auch nicht wenige hier an der Haltestelle warteten, also versuchte ich so schnell wie möglich hineinzukommen, um mir noch einen Sitzplatz zu ergattern, damit ich die halbe Stunde nicht stehen musste. Und wie ich nun mal war, vergaß ich dabei einfach, dass neben mir die blonde von Starbucks gestanden hatte, dessen Anwesenheit ich eigentlich ziemlich genossen hatte, und kam mir gleich wieder total unfreundlich vor. Aber naja..jetzt konnte ich es ja nicht mehr ändern.

Neben mir war glücklicherweise noch ein Platz neben mir frei, damit sich niemand neben mich setzte und ich ungestört war. Aber kaum hatte ich dies zuende gedacht, spürte ich eine Präsenz neben mir. Und wie sollte es auch anders sein - begegnetenich nun zum dritten Mal an diesem Tag der blonden Bedienung vom Starbucks, deren Name ich einfach immer noch nicht wusste. Naja, warum auch? Sie war eine fremde Person, da musste ich ja nicht gleich wissen wie sie hieß...

Umso mehr wunderte mich dann, als sie mich nach einigen Minuten mit einem 'Hi' ansprach und kurz anlächelte. Ich war überrascht, dass sie mich überhaupt ansprach...und ihre Augen faszinierten mich...der Farbverlauf war sehr schön und ich verlor mich prompt darin. Für mich waren Augen das Tor zum Inneren...ich konnte immer viel von Ihnen ablesen und irgendwie hatte ich diese Vertrautheit zu der hübschen Blondine, obwohl ich sie nicht kannte. Sie erinnerte mich an jemand ganz besonderen..

"Hey", kam meine Antwort dann und ich sah sie weiter an. Sie war wirklich hübsch...

"Ähm... alles klar bei dir?", fragte sie dann etwas verunsichert und ich schreckte aus meinen Gedanken hoch.

"Ja, ja - alles gut, was soll denn sein?", fragte ich etwas zu unfreundlich, als es eigentlich klingen sollte. Sie sagte irgendwas von, dass ich sie mit einem wohl ziemlich komischen Blick angesehen hatte, worauf ich peinlich berührt die Augenbrauen zusammen zog und mich halbherzig entschuldigte. Man...ich sollte sowas wirklich lassen.

"Kein Ding. Du bist nicht so gesprächig, oder?", fragte sie dann. Wow. Sie wollte wohl wirklich ein Gespräch mit mir aufbauen..tja..aber wie sie ja gemerkt hatte, redete ich nicht so viel.

"Nee..". Eigentlich hatte ich keine Lust zu reden - wie immer. Aber das könnte ich ihr auch nicht sagen. Momentan war ich eigentlich für meine Verhältnisse ziemlich gut drauf..gar nicht genervt oder so. Aber trotzdem...

"Macht nix, ich eigentlich auch nicht so.", meinte sie darauf. Ahja? Eigentlich war sie diejenige, die hier die ganze Zeit redete - nicht das ich ein Problem damit hatte..anscheinend war ich ihr wirklich in irgendeiner Weise sympathisch - aber naja..ok.

"Kommt mir gar nicht so vor", scherzte ich..oder versuchte jedenfalls zu scherzen und scheiterte kläglich damit, denn es hörte sich eher spottend, als lustig an und sofort bekam sie wieder den unsicheren Ausdruck im Gesicht. Oh mein Gott, Luke...du bist furchtbar..

"Nerv ich dich?", fragte sie leise. Eigentlich tat sie es nicht..aber woher sollte sie denn wissen, dass ich nun mal so war und zu jedem so scheiße war, der mir begegnete - sogar zu meinen besten Freunden.

"Ne, passt schon", murmelte ich in Gedanken, und sah auf meine Hände. Am besten ich bleib einfach ruhig und antwortete überlegt, dann konnte ich niemanden verletzen und peinliche Situationen vermeiden.

"Ich bin übrigens Maureen", sagte sie dann irgendwann und lächelte mich von der Seite wieder kurz an. Und ab diesem Zeitpunkt hatte die schöne Blonde auch einen Namen in meinem Kopf. Maureen..schöner Name. Und wie aus Reflex, wiederholte ich meinen nochmals, obwohl mir bewusst war, dass sie ihn sowieso wusste - was sie mir dann auch unter die Nase rieb...und ihren neuen Spitznamen für mich verwendete. Breadstick..Haha. Also einfallsreich war sie ja - das musste man ihr lassen. Ich grinste kurz und verdrehte meine Augen. Wie kam man denn auf sowas?!

"War dein Getränk in Ordnung?", stellte sie gleich darauf die nächste Frage. Jaja, sie redete also nicht viel..klar. Aber schon irgendwie süß - OKAAAY stop Luke! Nichts ist hier süß!

Sofort war meine Mauer wieder total aufgebaut...nichts an dich heran lassen!

"Ich trink das schon seit Jahren...war okay", antwortete ich monoton und setze eine undurchdringliche Miene auf. Und anscheinend hatte ich wieder einen Fehler gemacht.

Denn unser Gespräch, welches ich wirklich genossen hatte, war mit einem Schlag vorbei und es herrschte Schweigen, ganze 14 Minuten lang. Nervös wippte ich die ganze Zeit mit meinem Fuß hin und her, während ich mit meinen Fingern spielte und fieberhaft überlegte, ob ich etwas zu ihr sagen sollte - entschied mich aber dann dagegen, weil sowieso nichts sinnvolles aus meinem Mund kommen würde.

"Es...äh also, es war nett dich kennengelernt zu haben, Luke", sagte sie dann und drehte ihren Kopf zu mir, sah mich mit einem freundlichen Blick an und wartete auf meine Antwort. Mein Ausdruck wurde etwas weicher und ich stimmte ihr leise zu, obwohl es nicht wirklich überzeugend rüber kam, meinte ich es doch ernst. Maureen war eine Person, die anscheinend viel reden konnte, wenn sie wollte, aber doch nicht nervig war - jedenfalls für mich - und eine angenehme Ausstrahlung hatte.

Sie näselte ein wenig an ihrem Rucksack herum und nuschelte ein "Ich muss jetzt hier raus...", bevor sie langsam Aufstand und sich zu mir drehte. Ich nickte. Sie nickte.

"Okay"

"Also dann...."

"Also dann....", wiederholte ich und grinste dann wieder. Wow..sie hatte wohl einen guten Einfluss auf mich - es war ziemlich untypisch mich mehr als einmal am Tag ernsthaft Lächeln zu sehen. Sie konnte stolz auf sich sein..

Die Bahn kam zum stehen und langsam öffneten sich die Türen, worauf sich die ersten schon hinausdrängelten und Maureen sich ebenfalls halb zum Ausgang drehte.

"Mach's gut Luke. Vielleicht sieht man sich mal. Du weißt ja, wo du mich finden kannst. Ich bin Studentin - ich brauch das Geld. Arbeite fast jeden Tag bei Starbucks. Ich mach dir gern noch mal nen Caramel Hot Chocolate.", hörte ich sie mit ihrer freundlichen Stimme sagen, während sie kurz wank, bevor sie die ersten Schritte nach draußen tat.

Ich nickte, wollte eigentlich erst gar nichts sagen, aber dann rief ich ihr doch noch ein

"Bis dann, Maureen. Man sieht sich", hinterher, und sah ihr nach, wie sie aus der Bahn verschwand und sich die Türen schlossen.

Ich wusste nicht wieso, aber irgendetwas in mir sagte mir, dass ich ab jetzt öfter zu Starbucks gehen würde - und das nicht nur um mir einen Kakao zu holen.

Obwohl ich sie gerade mal 2 Stunden kannte, fühlte ich mich in Maureens Gegenwart irgendwie....glücklich? Ich wusste es nicht. Dieses Gefühl war neu für mich..aber es war angenehm.

*Sie ist nur ein Mädchen Luke...Krieg dich wieder ein..*, schoss es mir durch den Kopf und ich räusperte mich. Ja.. Sie war nur ein Mädchen - ich sollte mir nicht darauf einbilden nur weil sie eventuell meine Laune ein wenig gebessert hatte.

Als die U-Bahn bei der nächsten Station anhielt, musste ich ebenfalls aussteigen. Ich bemerkte die Tropfen, die meine Stirn berührten, als ich ins Freie trat und zog instinktiv meine Beanie etwas mehr nach unten..was sowieso nichts brachte - aber solang es nicht schüttete, war ja alles gut. Schließlich war ich nicht aus Zucker.

Ich kannte die Gegend hier, den Weg zum Friedhof in und auswendig - auch wenn ich schon eine Weile nicht mehr hier gewesen war, weswegen ich ganz gemütlich durch die wenig befahrenen Straßen schlenderte und mich irgendwann, jegliches Zeitgefühl ignorierend, vor dem Tor meines Ziels befand. Ich öffnete es und suchte nach dem Grab meines Vaters.

Die Minuten, Stunden die ich hier verbrachte, meinem Vater total belanglose Dinge erzählte war ziemlich befreiend, aber doch etwas sehr persönliches, weswegen ich nicht viel darüber erzählen möchte, außer, dass ich den Friedhof mit Tränen in den Augen und einem Lächeln verließ.



Caramel Hot Chocolate || l.hWo Geschichten leben. Entdecke jetzt