Eier und Milch, Zucker und Mehl, Schokolade und Honig. Anscheinend hatte Ms Fulton mal wieder vor ihre Backkünste unter Beweis zu stellen. Daran sollte sie nicht gehindert werden. Schnell steckte ich den Einkaufszettel ein und nickte der alten Dame noch einmal lächelnd zu. "Bis später dann."
"Vielen Dank Mary. Bis nachher."
Während sie die Tür hinter mir schloss, sprang ich in großen Schritten die Stufen hinunter. Trotz der kalten Temperaturen war der Boden weder gefroren, noch schneite es. Es hatte seit Jahren nicht mehr bei uns geschneit. Ich konnte mich noch schwach daran erinnern, als kleines Kind mal Schlitten gefahren zu sein, aber das war auch schon mindestens 10 Jahre her. Sicher landete ich am Fuß der Treppe und ging in zügigen Schritten zu dem kleinen, dunkelblauen Holztor. Weiße Atemwolken stiegen vor mir auf. Zitternd rieb ich die Hände aneinander und kuschelte mich enger in meinen großen Schal. Wenn ich nicht erfrieren wollte, sollte ich schleunigst losgehen.
Der Weg zum Supermarkt war nicht lang. Zu Fuß brauchte man ungefähr eine viertel Stunde. Da der Bus schon weg war, lief ich langsam los.
Es war ein milder Wintertag. Die Mittagssonne schien grell auf die Straßen und es war gar nicht so einfach die Augen offen zu halten. Trotzdem fand ich meinen Weg und konnte schon nach geraumer Zeit den Laden in der Ferne entdecken.Endlich angekommen lockerte ich meinen Schal und holte die Einkaufslisten hervor. Meine Mum hatte mal wieder Tonnen von Obst und Gemüse aufgeschrieben. Sie hatte seit ein paar Monaten so einen schrecklichen Gesundheitstick. Bei uns zu Hause kam nur noch frisch gekochtes Essen auf den Tisch. Leider war sie davon auch nicht mehr abzubringen, was hieß, dass wir seit Wochen weder Junkfood noch Süßigkeiten im Haus hatten. Ein Albtraum. Vor allem jetzt in der Weihnachtszeit, wo die Schokoladenweihnachtsmänner und Schokotaler an jeder Ecke auslagen, war es schwer zu widerstehen und nicht einfach welche einzupacken.
Schweren Herzens ging ich an der weihnachtlichen Auslage vorbei in die Obst- und Gemüseabteilung und suchte alles zusammen. Dann waren die Einkäufe für Ms Fulton dran. Die Sachen darauf gefielen mir eindeutig besser und schon bald hatte ich alles zusammen. Mit dem vollbepackten Einkaufskorb steuerte ich die Kasse an und bezahlte.
Gerade als ich den Laden verlassen wollte, kam eine Horde Jugendlicher herein. Celine und Torben liefen der neunköpfigen Gruppe voraus. Die beiden und ein paar von den anderen gingen mit mir zur Schule, aber zwei von den Jungs kannte ich nur vom Sehen. Die Gruppe suchte immer nur Stress und ich hatte schon öfter die Bekanntschaft mit ihnen gemacht, als mir lieb war. Dabei tat ich noch nicht mal irgendwas provozierendes. Jimmi, mein bester Freund, meinte immer, dass sie das nur taten, weil ich ein guter Mensch war und sie das Gegenteil bildeten, was ihnen missfiel und sie es an mir ausließen. Mir war der Grund eigentlich relativ egal, ich wollte einfach nur in Ruhe gelassen werden.
Im sicheren Abstand blieb ich stehen und hoffte im Stillen, dass ich ohne größere Probleme an ihnen vorbeikam. Aber wie hätte es auch anders sein sollen, hielten sie bei mir an.
"Na Marylein, spielst du wieder für die alten Senilen den Schleppdienst?" Celine baute sich mir gegenüber auf. Die drei restlichen Mädchen gesellten sich zu ihr, während die Jungs lachend an ihnen vorbei in den Laden gingen.
Stocksteif blieb ich stehen. Ich konnte einfach nicht verstehen, wie sich ein 17-jähriges Mädchen so verhalten konnte. Sowas hätte man vielleicht von 13-jährigen erwarten können, aber doch nicht von einer Zwölftklässlerin.
Wenn ich jetzt nichts sagte, würden sie mich vielleicht in Ruhe lassen, aber auch dieser Wunsch blieb unerfülllt.
"Na, hat es der kleinen Prinzessin die Sprache verschlagen? Sind Mami und Daddy nicht da um dich zu beschützen?" Ihre Stimme triefte vor Spott. Raubtierhaft kam sie auf mich zu. Ich war ihre Beute und sie wusste, dass ich machtlos war.
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Jingle The Bell
FantasyDiese Weihnachten läuft alles etwas anders als geplant. Als der sympathische Ben Mary vor einer Gruppe Jugendlicher aus ihrer Schule rettet, fügt sich eins zum Anderen. Gemeinsam finden sie eine alte Schneekugel, die wie ein böses Omen über ihnen z...