#23 The Castle

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Je näher wir dem Dorf kamen, desto mehr Einzelheiten fielen mir ins Auge.
Von weither hatte das Dorf noch genauso prunkvoll wie das Schloss gewirkt, mittlerweile hatte sich das Bild aber deutlich verändert.

Die Häuser waren ziemlich heruntergekommenen. Schmutz und Dreck zierten die Fassaden und die einmal wunderschön leuchtenden Farben waren längst verblichen. Die Fenster waren blind und zum Teil eingeschlagen. Schlamm lag auf den einst hellen Steinen und erschwerte ein Durchkommen. Was blieb war das Abbild eines einstmals reichen und prunkvollen Dorfes.

Das gruseligste an diesem Dorf war, dass niemand auf der Straße war. Keine Kinder tobten durch die Gassen und keine Hunde bellten durcheinander. Es herrschte eine Totenstille.

Ich hatte schon länger aufgehört mich zu wehren. Ich würde erst von diesem Pferd runterkommen, wenn Ben mich ließ. Noch nie hatte eine so widerspenstige Gefühle einem Menschen gegenüber gehabt, auch wenn der Hass im Moment siegte. Und was war mit Silvana? Sie hatte uns verraten, hintergangen. Sie hatte die ganze Gruppe in Gefahr gebracht. Das war einfach unverzeihlich.
"Wo sind die ganzen Menschen? Wo sind die Personen die hier leben?"

"In ihren Häusern. Schau nur richtig hin."

Ich konzentrierte mich auf die stumpfen Fenster um uns herum. Ich sah nichts außer dreckigen Glasscheiben. Braune Vorhänge bewegten sich leicht im Wind.

Das Dorf schien, als läge ein Fluch über ihm. Als hätte ein Kampf an diesem kleinen Fleckchen Erde getobt und alles Lebende ausgelöscht.

Langsam ritten wir durch die Gassen. Das ganze hatte etwas von einem verspäteten Trauerzug. Als wären Geister um uns herum, die uns beobachteten und jedem unserer Schritte folgten.

Gänsehaut breitete sich auf meinen Armen aus. Die ganze Atmosphäre war mir nicht geheuer, mal davon abgesehen, dass ich gerade in einen riesigen Eispalast verschleppt wurde.

Langsam stieg der Weg an. Wir gewannen immer weiter an Höhenmetern und ich glaubte langsam die Umrisse eines Tores zu erkennen.

Wie lange wir im Endeffekt noch brauchten, konnte ich nicht sagen. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt die ganzen Eindrücke zu verarbeiten.

Das gläserne Schloss lag hoch erhoben auf dem Gipfel des Berges. Es sah aus, als wäre es aus einem Eisberg geschlagen worden. Trotzdem wirkte es nicht so, als müsste man erfrieren. Mehrere Türme und Erker verzierten den Palast und verliehen dem sonst furchteinlößendem Gebäude eine gewisse Häuslichkeit. Trotz des nicht ganz so einladenden Anblicks, war es wunderschön.
Ich konnte mich gar nicht sattsehen an den schnörkeligen Verzierungen und Bildern.

Ich nahm alles staunend auf und bemerkte so erst leider viel zu spät, dass Wie längst das riesige Tor hinter uns gelassen hatten. Mit einem lauten Knall schlossen sich die riesigen Türen.

Entsetzt drehte ich mich um. Ich war endgültig gefangen. An der Fassade konnte kein normaler Mensch rauf oder runter.

Die anderen würden es niemals bis hier her schaffen. Wir hätten Olimpia niemals retten können. Unser Plan war von Anfang an zum scheitern verurteilt gewesen.

Wären wir auch nur über die Tore gekommen, der Anzahl der Wachen hier drin wären wir nicht gewachsen gewesen. Und überall huschten diese Schatten herum. Diese Bruxe.

Ich dachte ich hatte Todesangst in dem Wald verspürt, aber das war nichts um Vergleich zu dem, was mir noch bevorstand.

Jingle The BellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt