#12 Lagerfeuergeschichten

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Seit Stunden liefen wir durch die friedliche Winterlandschaft. Bisher war uns nichts und niemand, außer ein paar Rehen, begegnet. Ich war natürlich sofort in Deckung gegangen. Wenn schon Hasen böse waren, dann wollte ich gar nicht wissen, was die Rehe draufhatten.

Die Anderen hatten mich aber nur ausgelacht und gemeint, dass es sich um ganz normale Tiere handelte. Den Unterschied konnte man anscheinend an ihrem Verhalten ausmachen. Wildtiere waren normalerweise scheu, wogegen die anderen, die 'Frangs', wie sie hier genannt wurden, ziemlich schnell auf andere Lebewesen zukamen und zunächst sehr zutraulich wirkten, bis sie einen dann bissen. Das Blut ließ sie anscheinend wachsen, wodurch sie immer größer und gefährlicher wurden.

Ganz meine Welt war das nicht, aber Thalia und Arthur redeten so locker darüber, dass es anscheinend ganz alltäglich war und kaum ein Problem in ihrem Leben darstellte.

Mein Problem mit Midwinster und dem Großteil seiner Bewohner wuchs jedoch von Sekunde zu Sekunde. Ich hatte in der Schule genug im Biologieunterricht über Evolution und Genmutationen gelernt, um zu wissen, dass dies in unserer Zeit überhaupt noch gar nicht möglich sein durfte. Hier schienen mehr als nur ein Naturgesetz gebrochen zu werden. Man konnte keine Energiekugeln schmeißen und auch die feine Struktur des Schnees war im näheren betrachten nicht ganz normal. Die Eiskristalle hatten etwas elastisches an sich. Sie zogen sich zusammen, wenn man durch den Schnee lief, breiteten sich jedoch wieder aus, wenn man den Fuß hob. Die Schneedecke sah dementsprechend unberührt aus, obwohl unsere kleine Karavane, dort entlang gegangen war. Eine gute Sache hatte es trotzdem, es konnte immerhin keiner unseren Spuren folgen. Zumindest glaubte ich das.

Zudem gab es in diesem Land anscheinend weder Autobahnen, Züge, Flugzeuge oder sonstige Verkehrsmittel. Ich hatte mich schon gewundert, als ich sie mit den Pferden gesehen hatte, aber überhaupt keine moderne Technologie in diesem Land vorzufinden, war schon etwas komisch.

***

Es musste später Nachmittag sein, als wir das erste mal anhielten. Die Sonne hatte ihren Höhepunkt längst erreicht und war schon wieder dabei zu sinken. Die Landschaft wurde in rotgoldenes Licht getaucht.

"Wir bleiben über Nacht hier. Norick, Thalia, ihr durchkämmt die Gegend. Die anderen bauen die Zelte auf." Yukis Stimme klang laut über die der anderen hinweg. Ich fragte mich, ob sie eine gute Anführerin war.

"Okay, dann bis später." Thalia drückte kurz meinen Arm und verschwand mit ihrem Fuchs und Norick zwischen den Bäumen.

Ich drehte mich zu Arthur. "Und was genau muss ich machen?"

"Komm mit, ich zeig es dir."

"Nichts da Arthur, geh und hilf Farell beim Feuerholzsuchen." Olimpias Stimme schnitt scharf durch die Luft. "Sie wird mir helfen."

Der Junge schaute mich entschuldigend an und lief los Äste sammeln.

Der Glückliche, wie gerne ich mit ihm tauschen würde. Dieses Mädel war mir einfach etwas unsympathisch.

"Was stehst du da noch so rum, komm und hilf uns."

"Lima, Lima, Lima, sei doch netter zu ihr. Sie ist unsere Retterin." Die Zwillinge kamen zu uns. Wer von beiden jetzt gesprochen hatte, konnte ich nicht sagen. Selbst ihre Stimmfarbe war ähnlich.

"Und deshalb kann sie nicht mit anpacken?"

Uhh, da war aber jemand mit dem falschen Bein aufgestanden. Ich musste gucken, dass ich sie nicht noch weiter provozierte. "Ist schon gut, ich kann ruhig mithelfen."

"Wie gnädig." Ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen, drückte sie mir eine große Plane in die Hand und ging zu Yuki, um ihr bei ein paar Stangen zu helfen.

Jingle The BellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt