#21 Danger

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Die Person, die da auf uns zugeritten kam, war niemand anderes als Ben.

"Haltet euch bereit. Wenn euch irgendetwas komisch vorkommt, dann schießt."

"Nein!" Ich schaute entsetzt zu Yuki. Das konnten sie nicht machen. Egal was er getan hatte, oder tun würde. Ihn umzubringen würde niemandem weiterhelfen. Vor allem nicht Olimpia, wenn der Sohn der Königin ermordet werden würde.

Misstrauisch warf mir das Mädchen einen Blick zu. "Wieso denn? Wenn er gefährlich werden könnte, dann schießen wir."

"Nein, dass könnt ihr nicht." Ich musste es ihnen sagen, sonst würden sie ihn bei der kleinsten falschen Bewegung mit ihren Leuchtkugeln abwerfen. Ich verstand, dass wir alle in Gefahr schwebten, aber danach wären wir in Lebensgefahr. Wenn die Königin das herausfinden sollte, dann wären wir geliefert und Olimpia hätte keine Chance auf Rettung.

"Gib mir einen Grund Prinzesschen." Ihre dunklen Augen lagen auf mir und musterten mich kritisch.

"Er ist der Sohn der Königin."

"Bitte was?! Woher weißt du das?" Yuki war blitzschnell zu uns gestürmt und hatte mich am Bein gepackt.

Fast dachte ich, sie würde mich runterziehen, aber sie beließ es dabei mein Bein zu zerquetschen. "Das ist Ben. Ich bin mir fast hundertprozentig sicher, dass er der Sohn von der Königin ist. Er muss es sein, alles andere ergäbe keinen Sinn."

"Der Sohn! Das kann nicht sein. Er wurde verbannt. Das war der einzige Erfolg, den wir gegen die Königin treffen konnten. Er wurde von unseren stärksten Zauberern verbannt und sollte gar nicht hier sein dürfen. Er hätte die Portale gar nicht nutzen dürfen!"

"Er ist mit mir hierher gekommen." Kleinlaut vergrub ich den Kopf in den Händen. Ich hatte ihn mit hierher gebracht, das stand fest.

Ein erschüttertes Keuchen war von Yuki zu hören. "Das kann nicht wahr sein."

Nic verkrampfte sich hinter mir. Mit gepresster Stimme würgte er die nächsten Worte hervor. "Er ist ein Manipulator."

"Nein!" Yukis Schrei klang fürchterlich. "Komm sofort runter Mary, wir müssen Nic hier wegbringen."

So schnell es eben ging, kletterte ich von dem Pferd. Nic saß in gekrümmter Haltung auf dem Pferd. Yuki zögerte keine Sekunde und schwang sich zu ihrem Bruder auf das Pferd.

"Ihr wisst was zu tun ist. Norick, du hast die Verantwortung. Wir werden bald zurück sein." Im nächsten Moment hatte sie auch schon das Pferd gewendet und ritt mit dem sich vor Schmerz windenden Nic davon.

Ich verstand das alles nicht. Was war ein Manipulator? Was hatte das mit Nic zu tun? Warum ging es ihm auf einmal so schlecht?

Unruhig stellten ich mich näher zu der Gruppe. Thalia kam auf mich zu. "Ein Manipulator hat die Fähigkeit die Gefühle von anderen nach seinem Willen zu verändern. Bei Nic hat seine Gabe fast eine zehnfach Auswirkung. Je weiter er weg ist, desto besser für ihn."

Ich verstand. Das alles geschah nur zu Nics Schutz. Wenn Ben ihm irgendwelche seelischen Schmerzen fühlen ließ, würde ihn das umbringen. Gut, dass Yuki so schnell reagiert hatte.

Angespannt schaute ich auf den immer näher kommenden Ben. Was würde er uns fühlen lassen?

Meine Gefühle für Ben - hatte er seine Fähigkeiten da schon spielen lassen? Hatte er es geschafft, mich glauben zu lassen, in ihn verliebt zu sein? Ich hatte mich schon gewundert, dass ich direkt so offen auf ihn zugegangen war, aber da hatte ich auch noch nichts von der ganzen Magie hier gewusst.

Mit gemischten Gefühlen schaute ich zu Ben, der keine zwanzig Meter von uns entfernt anhielt. Er war wieder mit diesem schwarzen Pferd unterwegs, nur hatte es dieses mal keine Glocken an den Zügeln. Hoffentlich manipulierte er mich nicht. In Filmen hatte ich mal von mentalen Schutzmauern gehört. Auch wenn ich mir etwas lächerlich vorkam, stellte ich mir eine dicke Schutzmauer um meinen Kopf und mein Herz vor. Wo genau Manipulatoren ansetzten, wusste ich ja nicht. Sicher, ist sicher.

"Was willst du?" Norick hatte sich nach vorne gestellt und schaute Ben herausfordernd an.

"Von euch nichts, ich wollte nur zu Mary." Das sagte er mit so einer Verständlichkeit, dass ich für einen Moment ganz vergaß meine imaginären Schutzschilde zu halten.

Sofort traf mich eine Welle von Freude. Ich fing an mich zu freuen, dass Ben da war. Die Farben schienen zu leuchten. Die Umgebung schien zu strahlen und Ben stand keine paar Meter von mir entfernt. Ich wollte zu ihm laufen, ihn umarmen. Ich freute mich, dass er mich endlich gefunden hatte. Er wollte mich immer nur retten. Er hatte mich gar nicht mit Absicht hierhergebracht.

Konnte das sein? Irgendwas war falsch. Ich sollte mich nicht freuen, ich sollte...

"Mary." Arthur war neben mich getreten und hatte meine Hand in seine genommen.

Es war wie ein Entzug. Die ganzen bunten Farben und guten Gefühle waren mit einem mal verschwunden. Was blieb, war eine Art Leere. So musste sich ein kalter Entzug anfühlen. Die Angst und die Wut kehrten zurück und ließen mich kalt und emotionslos werden. Ich konzentrierte mich wieder auf meine Mauer.

"Sie wird aber nicht mit dir mitkommen..." Norick stellte meinen Standpunkt klar, während ich immer noch mit meinen Emotionen zu kämpfen hatte.

"Ben. Mein Name ist Ben."

"Gut, also Ben, Mary kommt nicht mit dir mit."

"Ich hab dich nicht um Erlaubnis gefragt. Mary kommst du?" Auffordernd hielt er mir eine Hand hin.

Wie konnte er es wagen, nach allem was passiert war - dass wir in einer anderen Welt steckten, er meine Gefühle manipuliert hatte und mich wahrscheinlich töten wollte - noch so freundlich und gelassen zu sein. "Nein, ich komme nicht mit dir mit. Das kannst du dir abschminken Ben. Ich werde niemals mehr irgendwo mit dir hingehen!"

"Da hast du es. Also verschwinde." Hinter Norick hatten sich die anderen aufgebaut.

"Mary, du weißt, dass die da dich manipuliert haben? Seit wir hier hergekommen sind, hab ich dich gesucht. Ich wollte nicht, dass du auch hier landest. Du gehörst hier nicht hin. Ich wollte dir nur helfen zurück zu kommen."

Er lügte. "Das kannst du gar nicht. Ich habe das Portal."

Für einen kurzen Moment bröckelte seine Fassade, doch er hatte sich schnell gefangen. "Du weißt Bescheid?"

"Besser als du denkst. Also lass den Kindergarten und hör auf mit unseren Gefühlen rumzuspielen!"

"Ach Mary, ich wollte doch nur dein Bestes. Du hast mir keine Wahl gelassen, hörst du. Ich hatte dir nur helfen wollen. Es tut mir echt leid." Während er das sagte, veränderte sich etwas an ihm.

Ich konnte nicht sofort sagen, was es war, doch bei näherem betrachten fiel es sofort auf. Seine Augen. Sie hatten nicht mehr diesen waremn Caramellton, nein, sie waren schwarz. Pechschwarz. Geschockt drückte ich Arthurs Hand. Der Kurze schien auch ziemlich erstaunt. Ich hörte ihn noch leise 'Ein Gemischter' murmeln, da wurde ich nach hinten gerissen.

Mit einem lauten Schrei ließ ich Arthurs Hand los.

Jemand hatte mich an den Haaren gepackt und hielt mich im Klammergriff gefangen. Egal wir sehr ich trat und zerrte, ich kam nicht aus dem Griff heraus. Ich konnte die Person nicht sehen, aber ich konnte die vor Schreck geweiteten Augen von Arthur sehen.

"Silvana, was tust du da?"

Jingle The BellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt