Chapter 15

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„Wie geht's Mum?", fragte ich, während ich am nächsten morgen die Treppen hinunter lief und Kyle bereits am Tresen der Küche sitzen saß. Vor sich einen Latte Macciato und eine sehr sehr große Schüssel Müsli.

„Frustessen was? Du machst dir noch das ganze harte Training kaputt!", bemerkte ich nicht gerade nett, doch irgendwie musste ich ihn aufrütteln. Er ließ sich eindeutig zu sehr gehen. Kyle spielte Fußball, war eigentlich zweiter Kapitän und hatte vier mal die Woche Training. Samstags oder Sonntags waren dann die Spiele, die ich schon häufig besucht hatte. Und dieser sportverrückte, immer auf seinen Körper achtende und ja keinen Gramm Fett zu viel essende Kyle starrte mich jetzt an und zuckte mit den Schultern!

„Na und? Wen interessiert das schon?", fragte er melancholisch und löffelte weiter unbeeindruckt sein Müsli, bevor er sich noch mehr Milch dazu gegossen hatte.

„Mich interessiert es, verdammt noch mal!", wütend trat ich auf ihn zu und wollte ihm das Müsli wegnehmen, doch mein Bruder stand blitzschnell auf und hielt meine Hände mit eisernen Griff fest. Die Situation kam mir unangenehm vertraut vor. Meine Arme schmerzten wie als wir in der Grundschule immer Brennnessel gespielt hatten. Die Jungs hatten die Arme der Mädchen genommen und ihre Hände jeweils in entgegengesetzte Richtungen gedreht, bis der Arm verdammt rot war und schmerzhaft zwiebelte.

„Versuch es erst gar nicht und hör endlich auf mich mit deinem dummen Geschwafel voll zu lavern!", und zum ersten mal schaute mich Kyle seit langen richtig an. Seine Augen sprühten Funken vor Wut, doch ich konnte auch Trauer und Angst in ihnen erkennen. Und als ich ihn so von unten anstarrte brach der Damm endgültig. Schluchzend wandte ich mich von ihm ab, schnappte mir meine Tasche und rannte aus dem Haus. Er hatte mir wehgetan! Und mich angeschrien!

Mit tränenverschleierten Gesicht trat ich gegen unsere Mülltonne, die irgend warum vorne an der Straße stand. Doch sie war noch nicht entleert worden und hielt standhaft gegen meinen Fuß. Und statt meinem Frust freien Lauf zu lassen hopste ich nun schreiend auf einem Bein herum und hielt meine Hand an meinen dicken Zeh, der noch mehr wehtat als mein Arm. Heute war ein wirklicher scheiß Tag.

Doch es kam noch schlimmer. Als ich hoch sah entdeckte ich eine schwarze Limousine, die zwei Häuser weiter stand und mich trotzig anstarrte. Aber ich ahnte, wer wohl in Wirklichkeit gerade meinem ziemlich unglamourösen Auftritt beigewohnt hatte und sich jetzt sicher über mich schrott lachte. Ich wollte schon wieder umdrehen und mir mein Fahrrad schnappen, doch da hörte ich, wie ein gewisser Jemand meinen Namen rief und stoppte unwillkürlich.

„Ash, ist alles okay?"

„Ja, alles in Ordnung!", Lüge. Schnell wischte ich mir meine Tränen mit meinem Hoodie weg und drehte mich lächelnd um. Brooklyn kam auf mich zugelaufen und ich hatte genug Zeit, ihn zu betrachten. Er trug wieder mal einen grauen Pullover mit der Kapuze über'm Kopf und eine schwarze, durchlöcherte Hose. Sein Gesicht war nur schwer zu erkennen, doch er schien besorgt. Wie süß!, dachte ich und schalt mich direkt innerlich für diesen Gedanken. Du bist nur seine Scheinfreundin, denk dran!

Brooklyn war nun vor mir stehen geblieben und blickte zu ihm hoch.

„Das sah aber nicht so aus!", stellte er mit starrem Ausdruck fest und wischte mir eine übersehen Träne weg.

„Weißt du, eigentlich heule ich nicht, wenn ich gegen eine, in diesem Fall wirklich fiese, Mülltonne trete, wirklich! Es ist nur alles ein wenig viel in letztes Zeit!", versuchte ich ihm meinem Gefühlsausbruch zu erklären. Er nickte nachdenklich und meinte dann:

„Das ist doch nicht schlimm, ich mag dich trotzdem!", jetzt lächelte er mich auffordernd an.

Und ich lächelte zurück. „Naja", sagte ich schnell, „ich will nur nicht, dass du denkst, ich sei eine totale Heulsuse und würde bei jedem kleinsten Aua schon losheulen..."

Siehe da, Brooklyn schaffte es erneut, mich mit seinen Worten umzuhauen.

„Das habe ich auch nie gedacht", flüsterte er in mein Ohr, so dass es kitzelte, doch schnell besann er sich wieder und richtete sich augenblicklich auf, als eine Hupe ertönte.

„Wir müssen los!", meinte er und ich glaubte, einen leicht enttäuschten und traurigen Unterton heraus zu hören.

„Ehrlich gesagt habe ich jetzt überhaupt keine Lust auf Schule...", murmelte ich wie immer und starrte auf den Beton. Brooklyn drehte sich wieder zu mir um und nahm mein Kinn in seine Hand, so dass ich zu ihm hoch sehen musste. Jetzt grinste er und Schalk blitze in seinen Augen auf.

„Vielleicht müssen wir das ja gar nicht..."



Scheiß auf Brooklyn (Brooklyn Beckham Fanfiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt