Seventeen

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Ich will ansetzten um zu antworten, aber die Worte ersticken mir im Halse. Vergeblich versuche ich es erneut - ohne Erfolg.

Stumm, erneut.

So leicht es mir vorhin fiel über die Tasten zu schweben, umso schwerer fällt es mir jetzt den Mund zu öffnen und auch nur ein Wort zu formulieren.

Alles was ich rausbekomme sind seltsame japsende laute ohne Sinn.

"Alles in Ordnung?"

Fragt Charlotte besorgt, ich kann ihr nicht antworten.

Es schnürt in meiner Kehle.

Ich bekomme keine Luft und es fängt an sich alles um mich herum zu drehen...

"Mai.."

Ich höre die Stimme nur ich aus der Ferne

...

Es ist alles dunkel, ich kann eine herrliche Prise spüren, die Luft rockt salzig und die Sonne strahlt in mein Gesicht.

Ich sitze auf einem auf - und abgehenden etwas.

Ich kann ein Rauschen hören und in nicht allzu weiter Entfernung ein Schiff vorbeifahren.

"Was für ein herrlicher morgen findest du nicht? Hörst du mir überhaupt zu?"

Ich öffne die Augen und sehe hoch in ein durchlöchertes Segel, durch dessen Löcher die Sonne uns anstrahlt.

Neben mir liegt ein Junge.

Blond mit blauen Augen und einem frechen grinsen.

"Wieso hörst du mir nie zu, wenn ich mit dir spreche, immer verträumt in den Himmel starren."

Gerade als ich ihm antworten möchte ruft eine Frauenstimme mit starkem Akzent:

"Komm her und trag das Essen an Bord, du kleiner faul Faulpelz."

Er verzieht kurz das Gesicht, zwinkert mir zu und steht auf.

Ich will mich gerade aufrichten, aber mir wird wieder schwindelig und die Welt dreht sich wieder.

Ich zwinkere einige Male und als ich meine Augen endgültig öffne ist das erste, dass ich ich wahrnehme, mein Herz.

Noch nie hatte ich so sehr das Bedürfnis nach Nähe wie jetzt.

Ich will das er bei mir ist.

Kopfschüttelnd richte ich mich auf.

"Ich war auf einem Schiff."

Meine Stimme klingt klar und bestimmt.

„Segeln?"

Charlotte steht mit großen Augen neben mir.

„Sie erinnert sich...sie erinnert sich!"

Ruft Maison erstaunt aus.

Auch Augustin sieht sehr erstaunt aus - er zieht sogar beide Augenbrauen kaum merklich hoch. Mit einer Euphorie geht er zurück an seinen Schreibtisch und zeiht eine fette Akte heraus. Nach kurzem suchen findet er ein Blatt Papier und nimmt sich einen Stift. Schnell eilt er wieder zu uns zurück und reicht sie mir.

„Zeichne mein Kind, na los mach schon!" drängt er.

„Was denn?" Mir ist immer noch schwindelig und meine Kehle fühlt sich kratzig an.

Charlotte springt auf und holt ein Glas mit Wasser. Dankbar nehme ich es entgegen. Als ich mich verschlucke klopft mir Maison sanft auf den Rücken.

„Kann ich kurz eine Unterlage haben?"

Wieder springt Charlotte auf um mir eines der dicken Wälzer ihres Vaters zu bringen.

Ich setzte mich auf und versuche mich an irgendetwas zu erinnern.

Da war dieses Rauschen, das Ufer, seine Stimme.

Mit wagen Strichen beginne ich seine Haare und Gesichtsbücher zu skizzieren, seine Schultern und einige sehr wage Details des Schiffes.

Als ich fertig bin sehe ich mir die Zeichnung noch ein letztes mal an.

Irgendwie ist mir ganz seltsam, wenn ich ihn so ansehe.

„Wer bist du nur?"

Murmel ich so vor mich dahin.

Wieder spüre ich ein kleines ziehen in meiner Brust.

Es klopft an der Tür und Jackson tritt durch die Tür.

„Vater hast du Mai gesehen?"

Sein Blick fällt erst auf mich und anschließend auf das Blatt welches ich immer noch zitternd halte.

„Mai, ich..." er kratzt sich am Kopf und sieht verlegen zu mir rüber, aber ich nehme es nicht wahr, denn alles was ich sehe ist das Gesicht von dem Jungen auf dem Blatt. Das ziehen in meiner Brust wird immer stärker.

Ich nehme das Blatt an mich und drücke mich zwischen der Tür und Jackson hindurch.

Ich renne die Treppen hinauf und stoße die Dachterrassen Türe auf.

An einer ecke lasse ich mich hinbegleiten und sehe mir das Bild an, bis die Sonne untergeht.

Er sieht so traurig aus, dabei war er doch so fröhlich in meinem Traum.

Warum ist er nur so traurig?


White dressWo Geschichten leben. Entdecke jetzt