Twenty

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Er umschließt mich mit seinen Armen, ich lege meinen Kopf an seiner Brust ab und er versenkt sein Gesicht tiefer auf der anderen Seite meines Nackens. Tief atmet er ein und wieder aus. Langsam fallen mir die Augen zu und ich schlafe in seinen Armen ein.

Einige Stunden später, wache ich auf einem weichen Bett auf. Die Decke ist schwerer als meine und hinter mir neigt sich die Matratze ein wenig.

Ich kuschle mich tiefer in das Kissen und wickle mich enger in die flauschige Decke. Das Kissen riecht nach Qualm und Aftershave. Es ist so bequem, dass ich nie wieder aufstehen oder gar aufwachen möchte, aber das leise schnarchen hinter mir hindert mich jedoch daran weiter zu schlafen.

Noch einige weitere Minuten verharre ich so wie ich bin und versuche geduldig dieses störende Geräusch zu ignorieren, aber irgendwann platzt mir einfach der Kragen.

Genervt schlage ich die Decke auf und setzte mich auf. Neben mir raschelt es kurz und eine piepsige Stimme trägt verschlafen:

„In 5 Minuten...versprochen..."

Kurz schrecke ich auf - es ist Charlotte und fast hätte ich sie geweckt.

Auf Zehenspitzen schleiche ich hinaus und schließe die Tür leise hinter mir.

Es muss noch sehr früh sein, den jetzt erst geht die Sonne auf.

Eine Bedienstete sagt im vorbeigehen:

„Guten Abend Miss, das Abendessen wird in 5 Minuten serviert."

„Abendessen?" erschrocken trete ich einen Schritt zurück und blicke ihr hinterher.

Schnell eile ich in meinen Raum, ziehe mir saubere Kleider über und kämme meine Haare.

Es klopft an meiner Tür, jedoch noch bevor ich antworten kann, wird die Türe geöffnet.

„Hey, kommst du zum Abendessen?"

Einen weiteren Augenblick lang sehe ich Maison an.

„Ja", stammle ich.

Was ist heute nur in aller Welt los? Seit wann spricht er mir mir?

„Ok, wenn du möchtest können wir zusammen gehen. Ich warte dann draußen."

Er verlässt den Raum und schließt die Türe hinter sich.

Mit einem letzten zweifelnden Blick, betrachte ich mein Spiegelblick und gehe ihm hinterher.

„Gehen wir."

Er nickt und läuft voraus. Wir durchqueren die große Eingangshalle und laufen in den Westflügel. Am Anfang auf der rechten Seite befindet sich der Salon mit Speisesaal.

Dieser Raum ist eindeutig der Schönere. Allgemein scheint es als sei alles im Westflügel neuer und gepflegter.

Jacksons Schlafzimmer beispielsweise ist im Ostflügel - ein großer Raum, der nicht einmal verputzt ist. Es sieht aus, als würde jeden Augenblick die Mauerer kommen und uns von ihrer Baustelle jagen.

Dieser Speisesaal hingegen war das genaue Gegenteil: das elegante und pompöse Mobiliar, die darauf farblich abgestimmten Gemälde und selbst das Blumengesteck, ist alles aufeinander abgestimmt. Den ganzen Raum könnt noch eine mit Stuck besetzte Decke und große weite Fenster, wie in dem Raum, in welchem das Klavier stand.

Allein der Gedanke an dieses sanfte Gefühl, als meine Fingerspitzen die Tasten berührten, jagt mir einen Schauer über den Rücken.

„Mai, fühlen sie sich unwohl?"

„Nein, Mister Augustin."

„Ausgezeichnet, dann nehmen sie doch Platz."

Mit einem gespielten Lächeln laufe ich an freien Platz neben Maison und setzte mich. Gegenüber mir sitzt das Mädchen, welches ich letztens mit Jackson gesehen habe.

„Wo ist Jackson?" frage ich und sie sieht mich verwundert an.

„Eigentlich sind wir davon ausgegangen er würde bei dir sein, immerhin hast du doch den ganzen Tag bei ihm verbracht", sagt sie Schroff.

Immer noch verwundert, dass es bereits Abend ist sehe ich aus den großen Fenster hinaus. Die Sonne geht bereits unter. Das was ich für die Morgendämmerung gehalten habe, ist in Wirklichkeit die Abenddämmerung.

„Sie ist erst vor einer Viertelstunde aufgewacht und es war Charlotte, welche den ganzen Tag bei ihr war." Verteidigt mich Maison.

„Ach ist das so?" Sie sieht mich herausfordernd an.

Genervt atme ich aus und ringe nach Fassung. Ich bin ihr keine Erklärung schuldig - Punkt.

Ihr blick verhärtet sich und auch ihre Kieferpartie verspannen sich, jedoch beschließe ich sie zu ignorieren.

Es scheint fast so als würde es sie wütend machen, dass ich auf keine ihrer Sticheleien reagiere und ich genieße es sie auf die Palme zu bringen.

Ich kann sie nicht leiden, warum weis ich nicht, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mit ihr noch einige Probleme haben werde.

Nach der Vorspeise scheint es als habe Augustin seine Geduldsgrenze erreicht. Er legt sein Besteck nieder und räuspert sich, was sie dazu veranlasst zu schweigen.

Scheinbar ist das seine Art ein Machtwort zu sprechen.

Während des Hauptganges spricht keiner ein Wort und pünktlich zur Nachspeise, schlägt plötzlich die Türe auf.

Jackson, kommt mit einem Anzug und blutigen Hemd herein. Sein Gesicht sieht ziemlich schlimm zugerichtet aus und seine Hände sind übersät mit schürfwunden.

„Was ist den mit dir passiert?"

Entsetzt schreit Selena auf, als sie sein Gesicht sieht.

„Wer hat dir das angetan."

Er ignoriert ihre Fragen und setzt sich neben sie, gegenüber von Maison.

„Hast du erledigt worum ich dich gebeten habe?"

Fragt Augustin in kühl. Dieser Mann ist unmöglich! Wie kann er nur so etwas fragen, wenn er doch so schlimm zu gerichtet ist.

„Ja habe ich. Scheint das Saints zu sein."

Er zieht einen Umschlag hervor und reicht es ihm, während Augustin mit einem kritischen Blick den Inhalt überprüft, nimmt er sich mit dem Suppenlöffel, etwas Mousse au Chocolat.

Schließlich nickt er und legt den Umschlag beiseite.

„Ausgezeichnete Arbeit. Wir sprechen später über diese Entwicklung."

Maison und Jackson nicken ihm zustimmend zu und beginnen über irgendwelche geschäftlichen Dinge zu sprechen.

Ich verstehe kein Wort und als ich fragend zu Selena hinüberblicke sieht sie mich ebenfalls fragend an. 

White dressWo Geschichten leben. Entdecke jetzt