Sixteen

179 9 0
                                    


Mit einem letzten Blick fordert Augustin mich auf zu gehen und ehe ich mich versah stand ich schon vor Jacks Türe. Doch was ich dort sehe gefiel mir ganz und gar nicht.

Auf seinem Bett lag eine hübsche Blondine.

"Ich...ähm..." Etwas benommen trotte ich zurück.

"Hey...wer ist das?"

Sie sieht mich fast schon tödlich an.
Jack sieht zwischen uns hin und her während ich mich von ihnen abwende und zurück in mein Zimmer renne.

"Mai...warte.."

Ruft er mir noch hinterher, aber das bringt mich nur dazu noch schneller zu laufen.
Ich renne vor ihm weg, wieso weis ich selber nicht so genau.

Mein Herz pocht so schnell, dass mir schwindelig wird als ich stehen bleibe.
Ich höre seine Schritte näher kommen und panisch sehe ich von links nach rechts, auf der Suche nach einem geeigneten Versteck.
Die einzigste Alternative die ich habe ist jedoch die Türe vor mir.

Ohne zu zögern öffne ich sie so leise wie nur möglich und schließe sie hinter mir wieder.
Einen kurzen Augenblick vergaste ich noch um nach seinen Schritten zu lauschen.
Er rennt denn Gang hinunter zu mir, steht vor der Tür -  völlig außer Atem.
Fast ist es so als könnte ich seinen Atem spüren.
Er steht auf der anderen Seite, alles was uns voneinander trennt ist diese eine Tür.
Mein Herz pocht noch schneller, ich habe schon fast Angst es würde zu laut schlagen und er könnte es auf der anderen Seite hören.

"Verdammt..." Resigniert gibt er die Suche nach mir auf.

Seine Stimme klang wie die eines kleinen Jungens, welcher verzweifelt versucht hatte sein verlorenes Spielzeug zu suchen.

Wieso hat er sich überhaupt die Mühe gemacht nach dir zu suchen?

Ich versteife bei diesem Gedanken.
Langsam kann ich hören wie er davon geht, schritt für schritt entfernt er sich von mir.

Es ist vorbei, bevor es angefangen hat, sei lieber froh darüber.

"Ja das sollte ich wohl."
Murmele ich vor mich hin.

Ich drehe mich um und stelle fest, das ich in einem schwach beleuchteten Raum bin.
Vor den Fenstern hängen schwere Vorhänge.
Ich gehe einmal durch den ganzen Raum, trete an das Fenster und ziehe mit aller Kraft an einem der Vorhänge.
Es quietscht und staubt so stark, das ich kurz innehalte und lausche ob sich wieder jemand dem Raum nähert.
Als ich nichts höre zerre ich wieder an dem schweren Stoff und schaffe es ihn ganz zurück zu ziehen.
Als ich mich wieder dem Raum zu wende bietet sich mit ein fantastischer Anblick, einer Art Galerien Bibliothek.
Oben auf den "Balkonen", welche in den ganzen Raum verlaufen sind Deckenhohe Regale voller Bücher, in dem Stockwerk darunter sind die verschiedensten Kunst Utensilien, sowie eine kleine Auswahl an Instrumenten untergebracht.
Eine Ecke zum arbeiten und eine anderen zum lesen.
Fasziniert von all dem zieht eines der Gegenstände mich am meisten an: das großes überdecktes etwas in Raum.
Ich ziehe vorsichtig die Decke herunter und wirbele so noch mehr Staub umher.
Zum Vorschein kommt ein riesiges Klavier aus Mahagoni.

Ich muss wissen wie es klingt.

Ich öffne den Deckel und das Tastenfeld.
Drücke vorsichtig eine Taste.

Der ganze Raum wird erfüllt von diesem einen Ton.
Es ist als würde die Luft vibrieren, sich die Erde andersherum drehen....

Ich setzte mich auf den Hocker und drücke eine andere Taste und Noch eine andere.
Zwei auf einmal, drei auf einmal und jetzt mit beiden Händen.

Ohne zu wissen was ich tue, drücke ich die Tasten, aber es hört sich richtig an.
Es fühlt sich richtig an.

Ohne das es mir bewusst ist spiele ich ein Lied nach dem anderen.
Ich kenne weder die Lieder, noch wie man sie spielt, aber meine Hände fliegen über die Tastatur als hätten sie niemals aufgehört zu spielen.

Ein brennen in meiner Brust weitet sich aus und meine Sicht verschwimmt, abrupt höre ich auf zu spielen und sehe wieder dieses kleine Mädchen in einem garten stehen.
Sie rennt umher, einem anderen jungen hinterher.
Sie lachen und sie sieht glücklich aus.
Eine Frau und Laila stehen auf einer Veranda und sehen von der kleinen Anhöhe aus auf sie herab.
Mit einem Wein in der Hand sieht die Frau, das kleine Mädchen missbilligend ab und sagt kaum hörbar: "Niemals werde ich es akzeptieren, niemals."

Ein schräger Ton, mein spielen bricht ab.

"Mai? Alles ... In Ordnung?"

Charlotte steht hinter mir und sieht mich mit ihren großen Augen schräg an.

Ja will ich sagen, bringe jedoch keinen Ton heraus. Ich habe einen Kloß im Hals.

Sie krabbelt auf meinen Schoß und Biber mir einen Kuss auf die Wange.

"Nicht weinen Mai, Jackie bringt öfter mal Mädchen mit, aber solange ich Ihnen nicht erlaube hierzu bleiben, bleiben sie auch nicht hier - das hat Jackie mir versprochen Und du bist die einzigste der ich erlaube hier zu bleiben ok?"

Ich nicke nur benommen.
Erst langsam realisiere ich die Träne aus meinem rechten Auge und das ich Klavier spielen kann....und das Jack >>öfter mal Mädchen mitbringt<<?

Sie sieht mich an und geht wieder runter, um mich an der Hand zu nehmen.
"Wir müssen jetzt gehen. Er hat es nicht so gerne wenn wir hier sind."

Sie zieht mich an der Hand heraus und verschließt wieder die Türe.
Wir gehen runter im Augustins Arbeitszimmer.

Augustin und Maison sitzen dort über einem Stapel Bücher.
Als wir eintreten, sieht Maison mich verärgern an.

"Sie kann Klavier spielen." Verkündet Charlotte stolz.

Augustin hält einen Augenblick inne und mustert Charlotte eindringlich.

"Welch wundervolle Gabe, jedoch woher weist du das mein kleiner Engel?"

"Ich weis es, weil ich es weis."

"So so, welch wunderbare Ergebenheit.
Jedoch was ist der Grund ihrer glasigen Blicke?"

Ich will ansetzten um zu antworten, aber die Worte ersticken mir im Halse. Vergeblich versuche ich es erneut-ohne Erfolg.

Stumm, erneut.

White dressWo Geschichten leben. Entdecke jetzt