Kapitel 12

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Laute Stimmen und hektisches Treiben verrieten, dass eindeutig irgendetwas nicht stimmte, als Cullen die Tür zu den Quartieren öffnete. Ein Bediensteter drängte sich mit einem "Verzeihung, Kommandant... Verzeihung." an ihm vorbei, und während er zur Seite trat, um den jungen Elfen durchzulassen, kamen ihm zwei weitere Bedienstete mit blutverschmierten Tüchern entgegen. Dabei hätten sie den Ersten fast umgestoßen, der einen Bottich mit Wasser die Treppe hoch schleppte. Cullen hörte den Heilmagier und erkannte auch Adans Stimme, und sein Herz machte einen Sprung. Ein schrecklicher Verdacht kam ihn. "Nein. Nein... Nein!" murmelte er und sprintete die Treppe hinauf.

Der Anblick der sich ihm bot bestätigte seine schlimmsten Befürchtungen. Illachal lag auf ihrem Bett, dass zum Schutz der Matratze mit einigen Schichten Laken bedeckt war. Diese waren jedoch nicht mehr weiß, sie waren blutverschmiert. Die Elfin war blass und eindeutig bewusstlos. Auf ihrem nackten Rücken waren zwei tiefe Stichwunden zu sehen, die immer noch bluteten. Flicker und ein weiterer Wundarzt waren gerade dabei, mit den von dem Diener gebrachten Tüchern und sauberem Wasser die Wunden zu reinigen, damit sie sie nähen konnten. Adan drückte dem Magier eine Phiole in die Hand. "Das hier ist ein allgemeines Gegengift, was alle mir bekannten Gifte sofort neutralisiert. Meine Kollegen arbeiten mit Hochdruck daran, dass Zeug zu analysieren, was der Venatori benutzt hat, aber alles was wir bis jetzt sagen können, ist das es hochwirksam ist und Halluzinationen hervorruft." Sein Gegenüber griff nach dem Fläschchen. "Und ihr seid euch sicher, dass das hier das Gift neutralisiert?" Adan schüttelte den Kopf. "Nein, ich bin mir nur sicher, dass es helfen wird, dass der Inquisitor das ganze überlebt. Ich weiß nicht um welches Gift es sich handelt. Aber wir arbeiten daran." Flicker meldete sich von der Seite. "Geht in die Taverne und holt Dalish und Sense. Die beiden haben in ihren Clans auch einiges über den Menschen unbekannten Giften gelernt, vielleicht können sie euch helfen." Adan nickte und eilte an Cullen vorbei, ohne ihn wirklich wahrzunehmen.

Der erwachte aus seiner Starre. "Nein. Liebste..." Er eilte auf das Bett zu, wurde jedoch von dem Magier zurückgehalten. "Kommandant, auch wenn es euch schwer fällt. Lasst uns bitte erst unsere Arbeit machen. Der Inquisitor hat viel Blut verloren." Cullen blickte in Illachals Gesicht. Ihre Haut hatte eine leicht gräuliche Farbe angenommen, ihre Augen blickten glasig in die Leere. Ihr Atem ging flach und stoßweise. Erst jetzt bemerkte er Leliana und Cassandra, die unruhig am Kamin standen und die Situation beobachteten. Die Sucherin kam nun auf ihn zu und legte ihm die Hand auf den Arm. Nicht so wirklich wissend, was er nun machen sollte, setzte er sich auf die Couch neben Josephine. Die war ein wenig blass um die Nase, und es war nicht auszumachen, ob das jetzt vor Sorgen oder wegen der Menge des Blutes war. Cullen vergrub sein Gesicht in seinen Händen und seufzte besorgt. Dann blickte er Leliana an. "Was ist passiert?" Diese schüttelte den Kopf. "Noch wissen wir es nicht genau. Der Inquisitor war jagen, und ihr wisst ja wie sie ist - es ist die einzige Zeit, die sie für sich hat, weswegen sie jeden Schutz abgelehnt hat. Als sie nicht wieder zurückkam, sind einige losgegangen um sie zu suchen. Der Angreifer, wohl ein Venatori, muss sie von hinten erwischt haben. Der Inquisitor war jedoch zäher als er gedacht hatte... Sie hat es geschafft, ihn außer Gefecht zu setzen. Ein Pfeil in sein Knie, einen weiteren in seine Schulter. Sie hat ihn laut dem Bullen an den nächsten Baum genagelt, mit einer solchen Kraft, dass der Angreifer nicht dazu in der Lage war, den Pfeil selbst aus seiner Schulter zu ziehen. Und trotzdem hat sie ihn nicht tödlich verletzt. Ein Wundarzt versorgt ihn grade. Und Kommandant," sagte sie als Cullen sich erheben wollte, "tut uns den Gefallen und verhört ihn nicht. Noch nicht. Er soll das Ganze überleben." Er setzte sich wieder und schluckte schwer. Sein Blick ruhte auf Illachal, deren Wunden nun aufgehört hatten zu bluten. Flicker und der andere Wundarzt waren gerade dabei, die Nadeln über einer Kerze zu erhitzen, um danach zu nähen. Er nahm das alles eher wie durch einen Schleier war, und schüttelte nun unwirsch den Kopf, als wollte er damit erreichen wieder klar denken zu können. Sein Blick folgte dem Heiler, der nun an das Bett herantrat. Der Magier musste sich seltsam fühlen, unter den wachsamen Augen einer Sucherin und eines ehemaligen Templers seiner Arbeit nachgehen zu müssen, aber wenn dem wirklich so war, dann ließ er sich nichts anmerken. Ein Leuchten umspielte seine Hände und ging auf Illachals Körper über, während die beiden Wundärzte schnell und sauber die beiden Schnitte auf ihrem Rücken zu nähen begannen. Cullen traute sich nicht, die Frage auszusprechen, die ihm auf der Seele brannte, solange sie ihre Arbeit noch nicht beendet hatten.

Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis das Leuchten erlosch. Illachals Gesichtsfarbe sah nun gesünder aus, ihr Atem hatte sich beruhigt. Flicker seufzte erschöpft und gab dem anderen Wundarzt die Hand, wie um sich gegenseitig zu beglückwünschen, und nickte auch dem Heiler zu. Danach packte er seine Sachen zusammen und verlies das Quartier. Einige Dienerinnen hatten nun begonnen, die Laken auf dem Bett zu entfernen und Illachal zu zudecken, als die Augen des Magiers die von Cullen trafen. Er schien die unausgesprochene Frage darin lesen zu können, denn er lächelte aufmunternd. "Sie wird durchkommen, so lange sich die Wunden nicht entzünden. Ich habe ihren Kreislauf gestärkt und ihr das Gegengift und ein Heilelexier gegeben, aber es wird dennoch Zeit brauchen. Was auch immer das für ein Gift war, es war hochkonzentriert und extrem wirksam, wenn der Inquisitor dadurch so schnell ohnmächtig wurde. Aber sie ist sehr zäh. Die Wunden selbst werden sie nicht töten." Erschöpft strich er sich die Haare aus dem Gesicht. "Ich bin froh dass ihr hier seid, denn seit dem ist sie ruhiger. Ich gehe davon aus, dass eure Anwesenheit dafür sorgen wird, dass sie ruhiger schläft und sich nicht so viel wälzen wird. Das ist für die Heilung der Wunden wichtig. Bitte, bleibt an ihrer Seite. Sie wird träumen und halluzinieren." Cullen blickte zu Leliana, die nickte. "Wer soll eure Aufgaben so lange übernehmen?" Er seufzte und erhob sich, um zum Bett zu gehen. "Sagt Briony, dass sich seine Abreise etwas verzögern wird. Er ist der Aufgabe gewachsen." Josephine war ebenfalls aufgestanden und legte Cullen nun die Hand auf die Schulter. "Wenn ihr etwas braucht, schickt nach einem Diener. Ich werde mich um alles kümmern." Ein dankbares Lächeln huschte über sein Gesicht. "Danke, Josephine." Verloren blickte Cullen sich um. Er war wieder alleine in den Quartieren. Illachal lag im Bett, unruhig vor sich hin murmelnd. Ihr Gesicht hatte inzwischen wieder eine normale Farbe angenommen, ihre Stirn jedoch war kaltschweißig. Cullen zog sich den Stuhl, der normalerweise an ihrem Schreibtisch stand ans Bett und setzte sich. Die Diener hatten einen Bottich mit Wasser und einige saubere Tücher zurückgelassen, und er nutzte diese nun, um Illachal die Stirn abzutupfen. Cullen hatte schon einige verwundete Kameraden gepflegt, gerade nach der Explosion in Kirkwall, aber das hier war etwas völlig anderes. Trotz der Worte des Magiers hatte er Angst, eine Angst, wie er sie nicht kannte. Sie schnürte ihm die Kehle zu und lies ihn kaum atmen. Unwirsch schüttelte er den Kopf. Er musste jetzt bei klarem Verstand bleiben. "Halte durch, vhenan." flüsterte er. Er ergriff ihre Hand und sah sie verzweifelt an. Man konnte sehen, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete, doch es wirkte so, als würden Cullens Berührungen sie beruhigen. Ihr Gesicht entspannte sich etwas.
Cullen wachte an ihrem Bett. Einige Stunden waren vergangen, in denen er sich nicht bewegt hatte. Starr war sein Blick auf seine Verlobte gerichtet, deren Schlaf unruhig war. Sie schien zu träumen, und immer wieder verzog sie ängstlich das Gesicht. Einer der Diener hatte einen Eintopf gebracht und energisch protestiert, als Cullen ihn zurückbringen lassen wollte. "Sucherin Pentaghast sagte, zur Not würde sie herkommen und euch mit vorgehaltener Waffe zwingen das zu essen. Einen entkräfteten Kommandanten können wir nicht gebrauchen, hat sie gesagt." Damit stellte er den Eintopf auf dem Tisch neben der Couch ab und sah ihn flehend an. Cullen seufzte schwer und nickte. Erleichtert zog sich der Elf zurück und lies die beiden wieder allein. Der Kommandant hatte keinen Appetit, zwang sich aber, einige Bissen zu essen. Er wusste, dass Cassandra Recht hatte. Sein Blick wanderte zum Kamin und blieb an den Flammen hängen. Illachal wollte einfach nicht aufwachen. Cullen verstand nicht, was Illachal murmelte, aber es war greifbar, dass sie Angst hatte. In diesem Moment wünschte er sich, sie hätte ihm etwas mehr elfisch beigebracht, denn sie sprach ausschließlich in ihrer Sprache. Gerne hätte er verstanden, was sie sagte. "Ir abelas. Mana. Ma halani...." murmelte Illachal. Erneut wischte Cullen ihr mit einem kühlen, feuchten Lappen über die Stirn. Er strich ihr die Haare aus dem Gesicht und hielt ihre Hand. Mehr konnte er nicht machen




DRAGON AGE: INQUISITION - Illachal Lavellan #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt