Kapitel 43

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Cullens Augen wurden groß. Sein Gesicht nahm eine blasse Farbe an, und zitternd fuhr er sich mit der Hand durch die Haare. "Wie... weit?" hauchte er, dann versagte ihm seine Stimme zum widerholten Male an diesem Tag den Dienst. "Es ist noch früh, vierte Woche etwa." murmelte Illachal leise. Sie sah zu Cullen, der einfach nur vor sich hinstarrte und trat an ihn heran, besorgt, dass er das Kind nicht wollen könnte. Revas winselte leise und stupste seinen Herrn mit seiner breiten Schnauze an. Illachal schluckte schwer. "Liebster?" fragte sie, und die Angst war mehr als deutlich anzuhören. Er blickte hoch, sah in diese blauen Augen, die ihn von Anfang an so fasziniert hatten. Jetzt war dort Unsicherheit zu erkennen, und mit einem Mal wurde ihm bewusst welche Angst ihr jetzt das Herz zuschnürte: Die Angst, dass er sich nicht freuen würde. Langsam stand er nun auf. Dass er sich nicht freute, war das Letzte was stimmte. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, seine Hände zitterten und er wusste gerade nicht wo ihm der Kopf stand. Sein Mund öffnete und schloss sich wieder, er war unfähig seine Gefühle in Worte zu fassen. Also tat er das Einzige, zu was er sich gerade in der Lage sah: er zog sie an sich, umarmte sie und strich ihr über die Haare. Sie bettete ihr Gesicht in seiner Halsbeuge, und er fühlte, wie Tränen ihr Gesicht benetzten und seinen Hals hinunterliefen. Sanft schob er sie ein Stück von sich weg, um ihren Kopf heben zu können. Sein Daumen strich ihr über die Wangen und wischte die Tränen weg. Ein strahlendes Lächeln schlich sich nun in sein Gesicht, und unglaublich sanft begann er sie zu küssen. Erleichterung durchströmte die Elfin, fühlte sie doch die Emotionen die diese Zärtlichkeit begleiteten.
Langsam lösten sie sich voneinander. "Wollen wir es den Anderen sagen?" raunte Cullen ihr zu, doch Illachal schüttelte den Kopf. "Nicht heute. Ich habe genug von diesen ganzen Glückwünschen, die zum großen Teil einfach nur geheuchelt sind. Lass es uns ihnen sagen, wenn die Gäste abgereist sind. Damit wir unter Freunden sind." Cullen nickte langsam. Er konnte es immer noch nicht fassen. "Ich... ich werde wirklich Vater?" Nun musste Illachal lachen. "Ja, Vhenan. Wir werden Eltern." Er griff nach ihrer Hand und drückte sie vorsichtig. "Nun, dann ist der Tag heute doppelt gut." Sein Daumen strich über ihren Handrücken.

Als sie nun langsam in Richtung Haupthalle gingen, kam ihnen Mia entgegen. Illachal hatte gewusst, dass sie anwesend war, aber hatte sie bis jetzt noch nicht gesehen. Jetzt trat sie auf das Ehepaar zu und blickte ihnen entgegen. Cullen versteifte sich automatisch. Er wollte sich den Abend absolut nicht verderben lassen, schon gar nicht von einer Schimpftirade seiner Schwester. In Mias Blick erkannte Illachal jedoch etwas, was sie mehr als überraschte: Reue. Sie räusperte sich leise. "Cullen? Illachal?" Die Beiden blickten sie an, ernsthaft überrascht. Mia hatte Illachal noch nie mit ihrem Vornamen angesprochen. "Mia?" Cullens Stimme war ernst und angespannt. Seine Schwester biss sich auf die Unterlippe und sah zu Boden. "Ich... muss mich entschuldigen." Illachal sog überrascht die Luft ein. Sie hatte mit allem gerechnet, jedoch nicht damit. Cullen war nicht minder überrascht, doch Mia, die nun endlich den Mut gefunden hatte die Beiden anzusprechen, redete schnell weiter. "Ich war selbstsüchtig und habe mich von einer alten Erfahrung leiten lassen. Ich weiß nicht was in mich gefahren ist... Weder die Tatsache dass du eine Elfin bist noch die, dass du das Assassinenhandwerk gelernt hast sollten mich interessieren. Du bist nicht die Assassine, die damals unseren Vetter getötet hat. Wir leben im hier und jetzt, nicht in der Vergangenheit. Du bist die Frau, die mein Bruder liebt, und dass er dich in sein Leben gelassen hat bedeutet schon, dass du etwas Besonderes sein musst." Sie holte tief Luft, schluckte kurz und suchte die richtigen Worte. "Ich habe mich benommen wie eine Furie. Das ist nicht zu entschuldigen, aber ich hoffe dennoch, dass wir einen Neuanfang wagen können. Schließlich... bist du jetzt ein Teil der Familie. Und ich hasse Streit in der Familie." Illachals Blick wanderte zu Cullen. Sein Mund stand offen, so überrascht war er, und Illachal brauchte einen Moment um zu begreifen was gerade vorgefallen war. Nicht nur, dass Mia sich entschuldigt hatte. Nein, sie hatte sie als Familie bezeichnet. Tränen der Freude schlichen sich in ihre Augen, die sie mühsam wegblinzeln musste bevor sie ihre Stimme wiedergefunden hatte. "Ich... würde mich freuen Mia. Ich würde dich gerne richtig kennen lernen. So, wie du wirklich bist." Mias Augen begannen zu strahlen. Sie trat zwei Schritte auf ihre Schwägerin zu um dann unsicher stehen zu bleiben. "Darf ich...?" Illachal begann zu lächeln und schloss Mia in ihre Arme. "Danke... Ich danke dir Mia." flüsterte sie. Ein fröhliches Bellen war zu hören, und überrascht blickten alle drei auf Revas, der hechelnd von einem zum anderen sah. Cullen begann zu lachen und kraulte seinem Mabari den Kopf.

DRAGON AGE: INQUISITION - Illachal Lavellan #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt