Kapitel 15

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"Andaran atish'an, Hüter Ishael.
Ich bedaure sehr, dass euer Gefährte Mahannon auf diese Weise von uns gehen musste. Hätte es eine andere Möglichkeit gegeben, so glaubt mir, ich hätte sie gewählt. Leider, und ich hoffe ihr versteht diesen Umstand, blieb mir nach seinem Anschlag auf mein Leben keine andere Wahl. Ich sende euch seine Habseligkeiten und sein Geständnis.

Mahannon, möge Falon'Din dich leiten.

Mit ehrlichem Bedauern
Illachal Lavellan."

Dieser Brief erreichte den Hüter des Clans Arlorin zwei Wochen nach Mahannons Hinrichtung. Illachal hatte lange gebraucht, um Worte zu finden, die in ihren Augen angemessen waren. Offiziell genug und ehrlich, denn sie bedauerte Mahannons Tod wirklich. Leider war ihr wirklich keine andere Wahl geblieben, sie hatte das wieder und wieder mit ihren Beratern besprochen.  Gerade Leliana hatte ihr klar gesagt, dass es für unruhen sorgen würde, wenn sie nicht hart durchgreifen würde.

Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Ein Botenvogel erreichte die Himmelsfeste mit der Nachricht, dass Ishael mit einer kleinen Eskorte auf dem Weg zu ihnen war, da er um ein persönliches Gespräch mit Illachal bat.
"Wollt ihr das wirklich zulassen? Wir kennen ihn nicht, und wenn das nun eine Falle ist..." Cullen war überhaupt nicht begeistert von der Idee, Illachal mit einem fremden Elfen alleine zu lassen. Seine Verlobte musste dabei schmunzeln, denn sie war sich sicher, dass das weder politische Besorgtheit noch große Besorgtheit um ihr körperliches Wohlergehen war, da Cullen wusste, dass sie sich durchaus verteidigen konnte. Sie glaubte eher, dass er Angst hatte, sie könne diesen Elfen attraktiv finden. Glücklicherweise schienen Leliana und Josephine das nicht so zu deuten, denn Leliana nickte mit den Worten: "Ich verstehe eure Besorgtheit, Kommandant, aber der Inquisitor hat Recht. Wenn wir echten Frieden mit den Dalish anstreben, sollten wir bei solchen Gelegenheiten zugreifen und sie nutzen." Cullen verzog das Gesicht, und Illachal grinste. "Wenn es dich beruhigt, Cullen, dann würde ich vorschlagen, dass wir das Treffen auf dem Hof abhalten. Auf den Wehrgängen haben die Späher von Leliana genügend freies Schussfeld. So habt ihr die Lage komplett unter Beobachtung." Cullens Blick schien unergründlich, als hätte er bemerkt, dass sie wusste, was er wirklich dachte. Schließlich seufzte er und ergab sich, während Leliana anerkennend nickte. "Die Idee ist gut, dass muss ich sagen. führt ihn durch die Feste, so wird er keinen Verdacht schöpfen, wenn ihm immer wieder Späher oder Soldaten begegnen. So könnt ihr einigermaßen ungestört sprechen, seid aber nie wirklich allein."

Abends betrat Illachal Cullens Büro. Es war bereits lange dunkel, und sie machte sich Sorgen, da er noch länger arbeitete als sonst. Er brütete über einem Plan der Himmelsfeste und überlegte offenbar, wo man am Geschicktesten die Leute postieren könnte ohne dass es zu sehr auffiel. Er war so vertieft in seine Arbeit, dass er gar nicht mitbekam, wie Illachal an ihn herrantrat. Sie lächelte, gluckste leise und strich ihm über die Wange. Mit einem kleinen Schrei schrak Cullen zurück und hatte schon automatisch die Hand auf den Knauf seines Schwertes gelegt. Illachal begann zu kichern, als sie in sein verwirrtes Gesicht sah, dass nach dem ersten Schrecken ein verlegenes Rot angenommen hatte. "Liebster. Du solltest eine Pause machen. Du hast heute wirklich lange genug gearbeitet. Lass das doch Leliana machen, ich denke, wenn du noch verbesserungsvorschläge bei ihrem Plan hast wird sie sich die dann auch gerne anhören." Cullen blickte betreten auf den Boden und legte sich verlegen die Hand in den Nacken. "Ich wollte nur..." Er holte tief Luft. Seine Augen sahen sie besorgt an. Vorsichtig legte seine Verlobte ihre Hand auf seinen Arm und sah ihn warm an. "Cullen, was ist wirklich los? Du weißt, dass ich nicht wirklich in Gefahr bin. Hier sind überall Soldaten und Späher, und ich werde bei diesem Treffen mal minimum ein Messer bei mir tragen. Und du weißt, was ich mit einem Messer anstellen kann." Verlegen flackerten seine Augen auf, als er sie ansah und tief Luft holte. "Ich... Illachal. Ich mache mir Sorgen... Es ist dein Volk und.." Sie schüttelte den Kopf. "Und was?" "Was ist... Wenn dich das Heimweh packt? Und du gerne mitgehen willst? Oder..." Er stockte, wurde rot und sah erneut zu Boden. "Wenn ich was? Ihn toll finde und dich verlassen könnte?" fragte sie leise und mit einem amüsierten Unterton in der Stimme. Cullen drehte den Kopf weg und sah aus dem Fenster. "Ich weiß... Du wirst mir jetzt sagen dass diese Angst unbegründet und lächerlich ist. Und dennoch... Illachal, ich habe dich so oft fast verloren..." Sie gluckste fröhlich, trat um den Schreibtisch herum und griff vorsichtig nach seinem Kinn. Sanft drehte sie den Kopf zur Seite. "Ja, genau dass würde ich dir jetzt sagen. Aber du weißt es ja schon. Also brauche ich es nicht zu wiederholen. Aber was hälst du von..." Sie stoppte, lächelte. Sanft berührten ihre Lippen seine, fast flüchtig, und sie zog sich wieder zurück. Dann fuhr sie mit ihren Fingern in seine Locken, krallte sich vorsichtig aber bestimmend fest und küsste ihn erneut. Dieses Mal war der Kuss fordernder. Cullen öffnete leicht den Mund, und vorsichtig glitt ihre Zunge hinein. Sie schmeckte süß, nach Äpfeln, und er schloß genießerisch die Augen. Seine Hände wanderten zu ihrer Hüfte und zogen sie noch näher an sich heran. Als sie sich schließlich voneinander lösten, schienen Illachals Augen in seinen versinken zu wollen. "Ich liebe dich, Cullen." flüsterte sie.

Eine Woche später trat Ishael durch das Tor. Seine Jäger blieben bei den Torwachen stehen und machten keinerlei Anstalten, den Hof mit zu betreten. Sie hatten zudem freiwillig ihre Waffen bei den Wachen abgegeben, um zu zeigen, dass sie keinerlei Gefahr darstellten. Illachal kam langsam die Treppe hinunter und lächelte freundlich, als Ishael auf sie zuschritt. "Aneth ara, Hüter." Ishael senkte respektvoll den Kopf, genau wie Illachal. "Ma serannas, Inquisitor." Illachal deutete ihm ihr zu folgen, und langsam schritten sie durch den Hof. "Nun, Hüter, was führt euch hier her?" Der Elf, er mochte vieleicht fünzig Jahre alt sein, sah sich neugierig um. Seine langen braunen Haare trug er zu einem Zopf, und seine dunklen Augen blickten sich aufmerksam um. "Inquisitor, ich bin hier her gereist um euch noch ein mal persönlich zu sagen, dass der gesammte Clan bedauert, was Mahannon getan hat. Wenn wir nur geahnt hätten, was er wirklich vorhatte..." Illachal sah ihn ein wenig verwirrt an. "Hüter, eure Absichten ehren euch. Aber das wäre wirklich nicht nötig gewesen. Niemand konnte ahnen..." Ishael schüttelte den Kopf. "Leider, Inquisitor, hätten wir es ahnen müssen. Mahannon war mehr als nur erpicht darauf, zur Inquisition zu gehen, und das besonders, nachdem er von eurer Verlobung mit dem Kommandanten hörte." Seine Augen waren voll Trauer und ehrlichem Bedauern. "Sein Vater und seine Mutter haben ihm... Sehr altmodische Ansichten gelehrt. Sie sind der Meinung, die vermischung der Rassen wäre unnatürlich. Für sie sind selbst Stadtelfen eine komplett andere Rasse als wir Dalish, und das, obwohl wir das gleiche Volk sind und die gleichen Ahnen haben. Ich hätte wissen müssen, dass er euch umgarnen würde, und hätte erst Recht verdacht schöpfen müssen, als er seinen Eltern einen Brief zukommen ließ, in dem er berichtete, dass seine Versuche fehlgeschlagen waren."  Illachal schüttelte bestimmend den Kopf. "Seine Fehler sind nicht die euren, Hüter." Ein ehrlich überrasches Lächeln huschte durch das Gesicht des Elfen. "Ihr seid zu freundlich, Inquisitor. Dennoch... Hoffe ich, dass ihr das Geschenk annehmt, welches wir euch als Zeichen des Respekts und der Entschuldigung mitgebracht haben." Sie hatten inzwischen das Tor wieder erreicht, und seine Jäger überreichten den Wachen einen Bogen. Die Wache reichte ihn Illachal mit einem bewundernden Blick, und Illachal nahm die Waffe andächtig an. Es war ein wahres Meisterstück, wie sie nur noch selten zu finden waren. Die Flügel waren fein geschnitzt, wunderbar filigran gearbeitet und von Metal durchzogen. Sie stellten Elfenwurzelranken dar. Er war leicht, perfekt ausbalanciert und lag unglaublich gut in der Hand. "Das ist Vhenan'ara, der Herzenswunsch. Er wurde von unserem besten Bogenbauer aus Eisenborke und Drachenknochen gefertigt, und hat lange Zeit auf einen würdigen Träger gewartet. Wir sind der Meinung, ihr seid mehr als würdig ihn zu führen." Illachal senkte in ehrlicher Dankbarkeit den Kopf. "Ich danke euch Hüter. Ich werde ihn in Ehren halten. Er ist ein wahres Meisterstück." Ishael lächelte. "Wir werden uns nun zurückziehen. Unser Lager ist unweit der Brücke auf der anderen Seite der Schlucht. In einigen Tagen werden wir wieder aufbrechen." Illachal erwiederte sein Lächeln. "Dareth shi'ral, Hüter."

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DRAGON AGE: INQUISITION - Illachal Lavellan #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt