Kapitel 71

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Illachal drückte Kaiya an sich und blickte zurück. Mia, Branson, Adam und Gerald standen vor dem Hof, der in den letzten Monaten ihr zu Hause gewesen war. So sehr sie sich auch nach ihrem Heim sehnte – sie würden ihr fehlen. Ein trauriges Lächeln huschte über ihre Lippen. Gerald weinte und klammerte sich an seine Mutter, und auch in den Gesichtern der Erwachsenen war Trauer zu erkennen. Cullen, der bereits auf seinem Pferd saß, drückte ihre Schulter. "Komm, Vhenan. Ich weiß, dass es nicht leicht ist." Illachal nickte, seufzte leise und bestieg den Planwagen, der extra für sie hergekommen war. Während die Gefährten einige Tage in der Taverne im Dorf verbracht hatten, so hatte der Kutscher auf einem Hof etwa eine halbe Tagesreise vor Honnleath geschlafen. In dem Planwagen hatten sie hinter einigen Kisten eine Ecke für Illachal und Kaiya zurechtgemacht. Felle und Decken waren auf dem Boden ausgebreitet, versteckt hinter einigen Truhen. Illachal ließ sich darauf nieder und seufzte erneut auf. "Nun denn... Auf geht's."

Eric stand mit einigen anderen der Wachen und den Hauptmann an der Dorfhauptstraße und blickte der seltsam anmutenden Gruppe hinterher. Ihm war nicht entgangen, dass Cullen und die Elfin sich nicht mehr versteckt hatten. Seine Meinung über den Blonden Krieger war dementsprechend nicht sonderlich hoch. "Kommt seine Frau nun her, oder weswegen hat er Söldner angeheuert und verzieht sich mit seiner Geliebten irgendwo hin?" Er hatte zu dem Mann neben sich gesprochen, der zu lachen begann. "Nun, wer weiß. Vielleicht ist seine Frau ja eine Furie." Jess, die ebenfalls mit Maria und Emma gekommen war, um sich zu verabschieden, schnaubte nur abfällig. "Was denn? Du bist doch auch sauer, dass er dich nicht wollte." Eric feixte die junge Frau an. "Er ist ein ehrenhafter Mann. Du hast wirklich keine Ahnung, wer er ist, oder?" Sie hatte mir ihren Freundinnen in den letzten Tagen gerätselt und waren ihrer Meinung nach auf das richtige Ergebnis gekommen. Der junge Wachsoldat lachte auf. "Ein Feigling ist er. Er mag ja kämpfen können, aber das macht ihn noch lange nicht zu einem ehrenhaften Mann. Das du auf ihn stehst ist klar, besonders nachdem er die Mörder deiner Familie getötet hat." Emma rollte genervt mit den Augen. "Hörst du dich eigentlich sprechen, Eric? Du wiedersprichst dir selbst. Aber mal abgesehen davon: Er ist nicht der, für den du ihn hältst. Aber dass du das nicht kapierst war sowieso klar." Wütend fuhr Eric herum. "Ach, und wer soll er schon sein? Ein Kämpfer, der hier gewohnt hat und eine Weile dem Hauptmann unter die Arme gegriffen hat. Nicht mehr und nicht weniger." Jess kicherte leise. "Er ist Cullen Stanton Rutherford, Kommandant der Inquisitionstruppen. Und die Elfin, die du so schön als seine Geliebte bezeichnet hast, ist niemand anderer als seine Ehefrau und die Inquisitorin." Thomas lächelte. Er hatte nichts gesagt, aber ihm war klar gewesen, dass es herauskommen würde, besonders nachdem die frischgebackenen Eltern sich nicht mehr versteckt hatten. Eric wurde blass. "Du spinnst doch." Jetzt schüttelte der Veteran den Kopf. "Nein, tut sie nicht. Cullen hat es mir gegenüber bestätigt, und ich habe auch Illachals Mal gesehen. Also solltest du überlegen, über wen du so herziehst, Eric. Dieser Mann, die gesamte Truppe die gerade das Dorf verlassen hat, hat Thedas gerettet." Verlegen kratze der junge Mann sich am Kopf, wandte sich um und verließ die Gruppe, die immer noch hinter den Gefährten her blickte.



***



Sie kamen deutlich langsamer voran als bei der Hinreise. Vier Tage hatte es gedauert, bis sie die Taverne erreicht hatten, in der sie schon zu Anfang genächtigt hatten. Es war spät, und da sie keine Lust hatten erneut unter freiem Himmel zu schlafen entschlossen sie sich, dieses Mal wieder hier abzusteigen. Als die Gruppe den Schankraum betrat wurde es schlagartig still. Jedoch nicht für lange, denn da hier eine der Hauptstraßen Fereldens langführte war es nicht selten, dass eine Söldner- oder Abenteuergruppe hier abstieg. Cullen trat wieder an den Tresen. "Wir brauchen Zimmer." Der Wirt blickte auf. "So viele Zimmer habe ich nicht mehr frei. Ich habe noch sechs Zimmer, wenn ihr euch die teilt..." Cullen sah sich um, und zustimmendes Nicken war die Antwort. "Das ist kein Problem. Und dann hätten wir gerne etwas zu Essen. Und etwas für den Hund." Revas knurrte leise, als er den abwertenden Blick des Wirtes sah, doch dieses Mal nickte der nur und ging in die Küche. Cullen setzte sich zu den anderen in eine Ecke. Illachal hatte ihre Tochter immer noch an ihrer Brust in dem Tragetuch, doch die Kleine schlief seelenruhig, was die Eltern wirklich freute. "Okay, also: Blackwall und Fayris in einem Zimmer, Illachal und Cullen, der Bulle und ich. Athim, würdet ihr euch ein Zimmer mit Stefan teilen?" Der Magier nickte. Stefan war ein junger, schweigsamer Bursche. Dorian lächelte erfreut, dann mischte sich Varric ein. "Hey, Blondchen, dann nehmen wir ein Zimmer. Die Sucherin hat dann eins für sich." Zustimmendes Nicken war die Antwort.

DRAGON AGE: INQUISITION - Illachal Lavellan #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt