Eins wusste ich jetzt. Ich konnte niemandem mehr auch trauen. Sämtliche Leute standen nun auf meiner "roten Liste". Auch die, denen ich vertrauen wollte : Jenn zum Beispiel. ich wusste jetzt, dass ich ihr nieder wiedre vertrauen konnte. Und auch nicht wollte. Unsere Freundschaft hatte nur Schaden angerichtet. Wir hätten uns niemals kennenlernen dürfen. Ich bereute gerade alles. Alles was ich bis jetzt mir ihr zusammen erlebt hatte. Den laborüberfall, die unzähligen Sitzungen in der Bibelothek, die Zeichensprache beim essen, die Befreiung aus dem Krankenzimmer. Nichtmal dafür war ich ihr dankbar. Sie hätte mich einfach dort lassen sollen, dann würde mir es jetzt besser gehen, dann würde ich mich nicht an diese ganzen Sachen erinnern müssen und alles bereuen müssen.
"Drück ab.", presste ich dann hervor. Es war besser wenn sie das jetzt tat, dann würde es mir besser gehen. Dann würde ich nicht mehr hier sein. Und alles vergessen können. Es gab sowieso nicht mehr viel, was mich hier hielt. 'Wofür? Habe ich es dir nicht die ganze Zeit gesagt? ich freue mich, dass du es endlich verstanden hast.', meine miese, innere Stimme war natürlich auch anwesend.
Jenn blinzelte. Wahrscheinlich um ihr Ziel besser zu fokussieren. Sie hielt die Pistole immer noch mit ausgesreckten Armen in ihren Händen, auf mich gerichtet. Bereit um abzudrücken und all dem ein Ende zu setzen, was passiert war. Und schlussendlich tat sie das auch.
Doch noch bevor die Kugel mich treffen konnte beugte ich mich vor und schmiss mich auf dem Boden. Es knallte. Die Flure, in denen wir uns befanden gaben den Schall zurück und man hätte meine können, dass eine Bombe auf uns heruntergefallen wäre. Nur wegen einem Schuss. Jenn war von der Wucht des Schusses ebenfalss auf den Boden gefallen und krümmte sich dort. Warum wusste ich nicht. Jedenfalls nicht vor Schmerz. Vielleicht vor reue oder vor Angst. Doch als ich mich nach hinten umdrehte wusste ich warum. Sie hatte jetzt ihr Gesicht in den Händen vergraben und weinte.
Sie hatte nicht mich, sondern den Jungen der hinter mir gestanden hatte getroffen. Mitten in die Brust. Ich drehte mich auf den Bauch und robbte zu ihm hin. Er lebte schon nicht mehr. Er war bereits tot. "Es tut mir so leid.", wisperte ich, auch wenn er es nicht hören konnte. "Es tut mir so lied, dass die Kugel nicht mich getroffen hat. Du hattest es nicht verdient." Eine Träne rollte über meine Wange, auch wenn ich den Jungen nicht gekannt hatte. Er hatte mich immerhin gerettet und war jetzt tot. Er war von seinem eigenen team erschossen worden. Ich nahm seine Hand, die noch warm war und legte sie driekt auf sein Herz, dort wo er getroffen worden war. "Es tut mir so leid, das nicht ich sondern du gestroben bist. Es tut mir so leid.", wisperte ich erneut. "Du warst tapfer, weißt du das? Un danke...", beendete ich meine kleine Rede, "Danke, dafür, dass du so mutig warst, um aufzubrechen und mich zu retten, danke dafür, dass du auch Angst vor Dingen hattest und mir damit bewiesen hast, dass du ein Mensch und kein Roboter bist, auch wenn ich es erst jetzt begriffen habe. Danke dafür, dass du es geschafft hast mich zu retten, danke dafür, dass du nicht vor Angst weggelaufen bist. Danke, Mann, dass du das hier durchgezogen hast." Mit diesem Worten schloss ich seine Augenlider und legte auch seine andere Hand auf seinen Bauch. Dann schon ich die Leiche an die kühle Wand.
Ich drehte mich, um und sah dass der andere Junge verschwunden war. Jetzt waren ich uns Jenn alleine. Ich krabbelte zu ihr rüber und nahm sie in den Arm. Sie machte nichts. ich hatte erwartet, sie würde ihn wegschlagen oder irgendetwas zu mir sagen, doch sie lag einfach da und weinte. nach einer Zeit platze alles aus ihr heraus : " Meggy...", schluchzte sie, "ich ollte das nicht tun. Ich wollte auch nicht dich treffen, erst gar nicht ihn.... ich war einfach sauer, verstehst du?"
"Als du das ausgesprochen hattest, war ich sauer, wegen allem was zwischen uns passiert war. Ich wollte am liebsten nochmal die Zeit zurückdrehen und alles wieder gut machen. Ich dachte wir hatten uns verfremdet und naja... Ich war ein bisschen traurig, dass du nicht auf mich zu gerannt bist uns mich umarmt hast...", all diese Worte sprudelten aus Jenn heraus, als wäre sie ein Wasserfall, der niemals stoppen würde.
Also dachte sie wie ich. Wir waren praktisch aneinader vorbeigerannt. Fuck.
Eine Träne lief über mein Gesicht. Dafür war jemand gestorben. Damit konnte ich nicht klarkommen. Eine weitere Träne lief meine Wange runter. Ich konnte es nicht verstehen. "Warum hast du dann nichts gesagt?", fragte ich Jenn.
Sie blickte mich traurig an. "Ich weiß es nicht, Meggy. Ich weiß es nicht. Vielleicht... hatte ich einfach nicht den Mut dazu, etwas zu sagen. Oder... vielleicht lag es an der Situation."
Ich nickte. Auch wenn ich sie nicht richtig verstehen konnte. Andererseits hatte ich ja auch nichts gesagt. "Es tut mir nur so leid, dass ...", ich schluchzte, "das er wegen uns gestorben ist.", dabei deutete ich mit meinem Zeigefinger auf den Jungen der am Boden lag und nie mehr atmen würde.
"Es tut mir so leid...", auch Jenn liefen die Tränen die Wangen herunter. "Ich wollte es nicht tun. Ich wollte weder ihn treffen, noch dich. Aber ich glaube für ihn ist es besser so, dann muss er jetzt nicht mehr diesen Scheiß mitmachen."
Ich nickte einfach. Ich wollte gerade in diesem Moment keine Entscheidungen über richtige oder falsche Sachen machen. Ich wollte, dass dieser Moment einfach nur vorbeiging.
"Es tut mir so leid.", hauchte Jenn noch ein letztes Mal an mein Ohr. Dann schloss sie mich in ihre Arme...
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FROHE WEIHNACHTEN EUCH ALLEN! UND DANKE FÜR DIE GANZEN VOTES, READS UND LIEBEN KOMMENTARE! HABE EUCH LIEB.
BIS DANN,
~HOLLYBABEX
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Fall 2588 [#freshstart #justwriteit]
Science FictionWir leben im Jahr 2588. Alles ist zerstört. Der Krieg ist gerade vorbei und ich bin mir nicht sicher, wie viele von uns noch leben. * Ich bin Meggy, 18 Jahre alt und lebte bis vor kurzem mit meiner Familie in einem modernen Haus in der Stadt. Der Re...