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..."Mummy?"

"Ja, Schätzchen, was ist?"

"Ich habe eine Frage.", sagte ich. Dabei blickte ich ihr hoffnungsvoll in die Augen. Ich war gerade erst seit ein paar Tagen fünf Jahre alt, doch es beschäftigte mich nur diese eine Frage.

"Werde ich später auch so ein tolles Leben führen wie du und Daddy? Werde ich auch ein kleines Baby haben?"

"Mäuschen, darüber brauchst du dir jetzt noch keine Gedanken machen. Ich bin mir sicher, dein Leben wird vielleicht noch besser. Weißt du, jeder Mensch hat eine Aufgabe in seinem Leben zu erfüllen und deswegen wird dein Leben auf ganz besondere Weise toll."

"Was ist denn meine Aufgabe?", fragte ich neugierig.

"Das wirst du herausfinden, noch früh genug, darüber brauchst du dir jetzt noch keine Gedanken machen."

Ich nickte.

"Jetzt schlaf ein wenig. Morgen wird ein anstrengender Tag für dich werden."

-

Ich wachte auf und fuhr mir durch meine zerzausten Haare. Ich war noch total durcheinander von dem gestrigen Tag. Heute würden wir mit dem Team im Keller einiges besprechen müssen. Sie brauchten Informationen über Dr. Gosnova. Wenn ich es richtig von Jenn erfahren hatte, wollten sie ihm sogar das Handwerk legen und das Camp befreien, allerdings sah ich das aber nicht als möglich. Es ging viel mehr um uns, und nicht um die Leute, die sowieso schon beeinflusst von Schlafmittel waren.

Ich rappelte mich auf und nahm zwischen Jenn und Alex Platz. Jenn reichte mir einen Korb voller Brotstücken und ich nahm mir welche. Wir mussten sie hier trocken essen, die Leute im Speisesaal hatten jetzt alles. Bei dem Gedanken wurde mir schon schlecht.

Als alle fertig gegessen hatten sah Jenn in die Runde :" Wenn jetzt alle so weit sind, dann können wir anfangen, die Lage zu besprechen." Niemand sagte irgendwas, alle starrten mich an. Wahrscheinlich war das eine indirekte Aufforderung an mich, dass Wort zu ergreifen. "Ich wäre auch soweit, wir können anfangen.", sagte ich.

Jenn ergriff wieder das Wort :" Zuerst brauchen wir ein paar Informationen, Meggy. Danach bilden wir erneut Teams, um weiteres herauszufinden. Wir wollen hier einen Plan umsetzen und der ist ohne Teamarbeit nicht möglich, also sind alle damit einverstanden?"

Niemand wandte etwas ein. Alle schienen großen Respekt vor Jenn. Ich überlegte, was es bedeutete großen Respekt zu erwiesen bekommen. Man konnte die Macht an sich reißen, das tuen was man wollte... Ich dachte an Dr. Gosnova und im nächsten Moment hob ich die Hand und sagte etwas :" Ich möchte nicht."

Jenn schaute mich ungläubig an und ich nickte. "Ich möchte nicht.", sagte ich nocheinmal. "Warum denn nicht ? Das hier wäre eine gute Sache, um das ganze Camp zu befreien. Überleg doch mal welche Vorteile das hätte."

Ich schüttelte den Kopf. "Du weißt nicht was für Auswirkungen das hat. Wenn du das Camp befreist, stellen die Menschen alle eine Gefahr für Tiny-Town dar. "

Jenn guckte mich wieder ungläubig an. Die anderen im Kreis saßen nur da und beobachten unsere Konversation. "Wie meinst du das ?", fragte Jenn.

"Die Menschen hier haben alle das Schlafmittel genommen, sie sind abhängig und sie können nciht mehr klar denken. Sie brauchen eine Routine. In Tiny-Town ist das System zusammengebrochen, da gibt es keinen Routine mehr. Keine Versorgung, keine Häuser nichts. Wie sollen sie da überleben?"

"Du weißt nicht, ob das Schlafmittel immer noch wirkt.", warf Jenn ein.

"Doch das wissen wir, Jenn. Am Beispiel "nerviger Nathan" könnte ich alles erklären, wenn es stimmt was Alex erlebt hat. Er hat das Schlafmittel genommen und jetzt leidet an Redefluss und Neugier. Er ist nicht mehr normal und verhält sich wie eine programmierte Marionette. Stell dir doch mal vor, was für eine Gefahr er ausüben könnte."

"Ich weiß nicht. Meinst du wirklich, dass es so schlimm ist?", hakte Jenn nochmal nach. Ich hatte sie zum Nachdenken gebracht und genau das war mein Ziel gewesen. Sie sollte wissen, wie sie handelt, bevor es zu tun.

"Ich meine vielleicht nicht Nathan allein, also nicht im Einzelfall, sondern stell dir vor es gäbe tausende solche Menschen. Sie sind ja nicht alle wie er, aber sie könnten gewaltig etwas anrichten, indem sie nicht wissen was sie tun."

Jetzt schaltete sich Alex ein : " Ich habe eine Idee. Wir sollten nochmal in diesem Raum zurückkehren, indem wir diesen Computer gefunden hatten. Ich bin mir sicher, wir können dort noch mehr Informationen rausfinden."

"Sicher, dass wir das tuen sollten?", fragte ich nach. Alex nickte bestimmend. Eigentlich wollte ich nicht in diesem Raum zurückkehren, aber andereseits wollte ich auch bei Alex bleiben.

"Dann bilden wir jetzt einfach die Teams.", sagte Jenn. "Ich werde mit Alex diesen Raum untersuchen.", meldete ich mich zu Wort.

Jenn nickte. "Okay, ihr seid Team 1. Ich und Lou werden nochmal in den Labors nachforschen." Lou machte ein entsetztes Gesicht. "Sicher ? Ist das nicht zu gefährlich?", fragte sie. "Ja, klar ist das gefährlich, aber wir brauchen mehr Informationen, sonst kommen wir mit unserem Plan nicht weiter, Lou.", sagte Jenn. Irgendwie störte mich die Art, wie sie diese Worte von sich gab. Ihr Gesichtsausdruck blieb kühl und es schien so, als hätte sie kein Einfühlungsvermögen oder noch besser : kein Verständis, für die Bedenken, die Lou gerade geäußert hatte. Ich wollte nicht, dass Jenn die Macht ergriff.

"Das Team 3 bilden Joe und Max. Ihr untersucht bitte die Krankenhausstation nach weiteren Informationen." Joe und Max nickten. Sie wirkten nicht so, als hätten sie gar keine Angst vor ihrem Auftrag. Man konnte die Angst und das Unbehagen in ihren Augen lesen und das bereitete mir nicht gerade viel Mut.

"Team 4 bilden Alice und Jordan. Ihr untersucht die Zimmer der Menschen auf Gang 1 & 2. Auffälige Gegenstände sofort mitnehmen und euch nicht erwischen lassen. Das mit dem 'Erwischen lassen' gilt übrigens für alle. Sobald euch jemand beim spionieren beobachten seid ihr erledigt und die Informationen gleich mit. Wenn das passiert, kommt ihr bitte nicht wieder hierher, das würde nur eine Gefahr für uns darstellen. In dem Falle, wäre es mir egal, was dann passiert."

Was war mit Jenn bloß los? Sie wirkte nicht wie sie. Leute rumkommandieren war nicht ihre Art.

"Okay, wenn dann alles geklärt wäre, treffen wir uns in einem Tag wieder hier. Denkt daran, was ich euch gesagt habe und beschafft nur die Informationen, die wirklich nötig sind."

Ich rappelte mich auf, nahm Alex an die Hand und gemeinsam verließen wir den Raum...

Fall 2588 [#freshstart #justwriteit]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt