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Meine erste Woche hatte ich ohne größere Vorfälle überlebt. Ich hielt mich brav an die Regeln, die James mir erteilte und versorgte nur die Pferde, die auf meiner Liste standen. Heute fuhren Lexy und ich mitsamt drei Pferden auf der Fähre Richtung Manchester. Bereits beim verladen bekam ich meinen ersten Einlauf von James, warum ich nicht die Trennwand schloss.

„Weil ich dein Pferd nicht anfassen darf, wenn ich die Trennwand schließe, könnte es sein, dass ich ihn berührte.", gab ich schulterzuckend zurück. Er rollte mit den Augen und schloss die Trennwand. Tja, sein Pech.

Mitten in der Nacht trafen wir in Manchester an. Lexy und ich waren auf uns allein gestellt, da James mit seiner Familie das Flugzeug nahmen. Deshalb musste ich wohl oder übel den Strick von Party halten, bis Lexy sein anderes Pferd aus dem LKW holte.

„Verrate es ihm bloß nicht, sonst kündigt er mich wahrscheinlich noch.", scherzte ich, als ich ihr den Strick übergab, damit ich das letzte Pferd aus dem LKW holen konnte. Lexy war zum dritten Mal hier, weshalb sie sich schon ziemlich gut hier auskannte. Ein paar andere, die ebenfalls erst spät eintrafen, begrüßte Lexy herzlich, man kannte sich untereinander. Brav stellte sie mich jedem, als die Neue vor, wobei ich den ein oder anderem einen bemitleidenden Blick zugeworfen bekam.

Wir schliefen im LKW, während James mit seinen Eltern in einem Luxushotel übernachtete, auch wenn sein LKW weitaus mehr Luxus hatte als mein Zimmer zuhause bei meinen Eltern. Todmüde fanden wir beide eine halbe Stunde später im Tiefschlaf, denn in weniger als fünf Stunden mussten wir wieder aufstehen um die Pferde zu füttern.

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Auch dieses Wochenende überlebte ich, für James gab es zwei Siege in der schweren Klasse, einen davon auf dem Pferd, das ich pflegte. Folglich war er einigermaßen gut gelaunt und verschonte mich mit Sticheleien. Erst, als er im großen Preis am letzten Sprung einen Abwurf hatte, wurde  er ziemlich wütend. Man musste ihm aber zu gute halten, dass er seine Wut nicht an seinem Pferd ausließ.

„Dein schlechtes Karma, ist nicht gut für mein Pferd.", fuhr er mich an, als ich Sattelzeug wegräumte. Komisch, gestern hat es gewonnen, obwohl ich in der Nähe war.

„Ich kann nichts dafür, wenn du es nicht schaffst dein Pferd in die richtige Distanz zu bringen, damit es kein Abruf hat.", äffte ich seinen Tonfall nach, wodurch ich seinen bösen Blick erntete. Da er wusste, dass ich recht behielt,ignorierte er mich. Dieser Punkt ging also an mich.

Eine kleine Blondine in hohen Schuhen kam auf uns zu getakelt, gemeinsam mit seinen Eltern.

„Schatz, was war los.", fragte sie ihn, bevor sie ihn in einen leidenschaftlichen Kuss zog. Igitt. Es sah nicht so aus, als ob er besonders gut küssen konnte, es sah eher so aus, als ob sie sich gegenseitig aufaßen. Lexy machte sich schnell aus dem Staub, für sie musste das alles schrecklich sein. Erst durch ein räuspern seines Vaters, trennten sich die beiden von einander. Im Gegensatz zu den Blondchen, wussten wir alle was los war, er war schlecht an den letzten Sprung hingeritten.

„Weißt du, mein Karma hat es versaut.", beantwortete ich ihr die Frage. Seine Eltern sowie die Blondine sahen mich gleichermaßen verdutzt an, „fragt nicht mich, sondern ihn, er hat es gesagt." Nun richteten sich die Blicke auf James.

„Erst verbietest du ihr, deine zwei besten Pferde anzufassen, dann sagst du, es liegt an ihrem Karma, obwohl du schlecht geritten bist." Herr Casey hatte es erfasst, „du legst es wohl wirklich darauf an, dass auch sie uns bald wieder verlässt." Seine Stimme würde einen bisschen lauter, dabei war mir jetzt nicht ganz so bewusst, warum Herr Casey sich aufregte, weil James schlecht geritten war oder weil er blöde Bemerkungen losließ.

„Keine Sorge, ich verlasse sie so schnell nicht mehr.", versuchte ich die Gemüter zu beruhigen. „Besser er schiebt die Schuld auf mich, als dass er sie an den Pferden aus lässt.", fügte ich noch hinzu. Seine Miene wurde  freundlicher, dann wand er sich erneut zu seinem Sohn, „du solltest gut auf sie auf passen." Er deutete auf mich, „so jemanden findest du bestimmt so schnell nicht wieder." Frau Casey unterstrich diese Worte mit einem Nicken. Na, immerhin hatten mich seine Eltern lieb gewonnen.

Dafür verengten sich die Augen der Barbie, „lass bloß die Finger von meinem Freund." Fällt mir nicht schwer, schließlich muss ich auch die Finger von seinem Pferd lassen, da war mir der Gedanke ihn zu berühren erst gar nicht gekommen.

„Ich weiß gar nicht wie ich das machen soll, schließlich ist er so charmant zu mir.", säuselte ich, nahm die Trense in die Hand und verschwand ebenfalls. Trotzdem konnte ich noch hören, wie James Freundin nach Luft schnappte und kreischte, „sag, dass das nicht wahr ist."

„Tut mir Leid, dass ich abgehauen bin. Ich halte es einfach nicht aus, wenn sie da ist, ich verstehe es nicht, wie er auf so jemanden stehen kann.", seufzte Lexy, als ich zum LKW kam.

„Mach dir Mal keine Sorgen, ich räume alles ein, die werden eh bald verschwinden.  Dann sind wir unter uns.", munterte ich sie auf. Gerne hätte ich ihr gesagt, dass er keine andere als diese Blondine verdiente. Lexy hingegen aufjeden Fall jemand Besseren. Ich glaubte nicht, dass sie das hören wollte, also ließ ich es bleiben.

Als ich zurück gelaufen kam, waren James Eltern verschwunden, sein Blondchen war dummerweise immer noch da, als sie mich bemerkte, küsste sie ihn demonstrativ, bah, war das ekelig. Bekam man von so viel geschlabbere nicht Herpes? Unglücklicherweise standen sie vor dem Sattelschrank. Deshalb war es mir unmöglich ihn wegzuschieben. Erst wartete ich einen kurzen Moment, doch als sie sich ewig nicht voneinander trennten, fuhr ich los und brüllte, „Vorsicht!" Ehe die beiden es erkannten, hatte ich einen der zwei leicht gerammt, wen konnte ich zum Glück nicht sehen.

„Du Trampel! Pass doch auf." Ah, anscheinend hatte es den Richtigen erwischt. Unbeirrt fuhr ich weiter, „Platz da!" Jetzt sahen die beiden zu, mir aus dem Weg zu gehen. Wenigstens hatte ich es mit meiner Aktion geschafft, die beiden zu vertreiben.  Lexy konnte getrost mit in den Stall kommen um die Pferde einzupacken, damit wir uns auf die lange Heimreise machen konnten..

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So, kurz noch ein bisschen Werbung, für ein gemeinsames Projekt von JumpingLady und mir: Beziehungsstatus: er ist ein Springreiter! Dort geht es, wer hätte es gedacht, um einen Springreiter, aus dessen Sicht JumpingLady schreibt. Ich schreibe aus der Sicht, der weiblichen Hauptperson, in der besagter Springreiter das Zentrum ihres Universums ist ;)

Wer braucht schon einen Springreiter?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt