#19

4.4K 220 24
                                    

F L O R A | 2 2 . 0 5 . 2 0 1 6

Es war ziemlich schwül geworden, so dass einige glaubten, ein Gewitter würde aufziehen. Weshalb wir bereits anfingen die ersten Pferde wieder in ihre Boxen zu bringen. Bis auf zwei hatten wir alle herein geholt, als es mit einem Mal einen lauten knall von oben gab - Donner, gefolgt von einem Wolkenbruch. Abrupt schüttete es aus Eimern, „wer holt jetzt die letzten beiden?", fragte Lexy, die neben mir im Eingang des Hauptstalles stand, „ich gehe los und hole die beiden.", stellte ich mich zur Verfügung.

Wer aber gedacht hatte, das die verweichlichten Springpferde von James bereits am Tor standen, damit ich sie gleich mitnehmen konnte hatte sich geirrt. Die beiden Stuten standen mit einer Seelenruhe am hintersten Eck der großen Weide und fraßen genüsslich ihr Gras.

Fluchend öffnete ich das Tor, als ich hörte, wie Jemand meinen Namen rief.

J A M E S | 2 2 . 0 5 . 2 0 1 6

Eigentlich ist es gar nicht so verkehrt, wenn man Menschen kannte, die eine große Rosenzucht besaßen, noch besser war es, wenn sie dir noch einen Gefallen schuldig waren. Gleich nachdem ich Floras Zimmer verlassen hatte, rief ich den Sohn der Familie Burk an und erzählte ihm, dass ich mindestens 20 Rosen brauchte und sie heute noch abholte.

Ohne weitere Fragen, streckte mir der junge Garrett, den schönen Blumenstrauß entgegen. Ich bedankte mich bei ihm und fuhr so schnell es ging wieder zurück zum Stall. Währenddessen fing es allerdings fürchterlich an zu regnen.

Ich sprang aus meinem Auto heraus, die Rosen in der Hand und rannte so schnell es ging in den Stall, denn dort vermutete ich Flora.

„Wisst ihr wo Flora ist?", fragte ich ein bisschen außer Atem, eine Reihe bestehend aus Pfegern und Bereitern drehte sich zu mir um, „sie ist gerade die letzten beiden Pferde holen.", sagte mir Lexy. Mist, egal, ich musste ihr hinterher, ich konnte keine weiter Minute vergeuden.

„Warte doch, sie kommt bestimmt gleich.", hörte ich Lexy noch rufen, doch es war mir egal, ich wollte nicht mehr warten. Ich kam an der Weide an, wo sich Flora gerade am Tor zu schaffen machte, „Flora!", rief ich, „warte mal kurz bitte!"

Sie drehte sich verwundert zu mir um, machte aber was ich ihr sagte. Bei ihr angekommen, rang ich einen Moment nach Luft, „Flora.", sagte ich sanft ihren Namen, „Ich weiß, ich habe mich wie ein Idiot verhalten und mir ist auch klar, dass so ein kleiner Strauß Rosen nicht Rückgängig machen kann, aber mir ist heute Nacht etwas klar geworden, was mir schon längst hätte klar sein sollen." Ich holte noch einmal tief Luft, seitdem mich Julie verlassen hatte, habe ich diese Worte nicht mehr als erstes gesagt, „Ich Liebe dich!"

Ihre Augen wurden immer größer, als konnte sie nicht glauben, was ich davon mir gab, ich konnte es ja selbst kaum glauben. Da sie nichts dazu sagte, legte ich die Rosen auf den Pfosten, drehte mich wieder zu ihr, zog sie ganz nah an mich heran, beugte mich nach vorne und küsste sie.

F L O R A | 2 2 . 0 5 . 2 0 1 6

Eigentlich hätte ich es erwarten müssen, dass er mich küsste, denn so war das doch immer in den romantischen Filmen. Dennoch hatte ich damit gerechnet, dass er gleich wieder abhauen würde, nachdem er mir gesagt hatte, er liebte mich.

Doch jetzt spürte ich den sanften Druck, den seine Lippen auf meine ausübten, er hatte mein Gesicht in beide Hände genommen, genau wie bei unserem ersten Kuss, nur das dieser hier nicht so verzweifelt war. Wiedereinmal brachte er mich um meinen Verstand, mein Herz fing an unkontrolliert schnell zu schlagen und ich musste mich an seinen nassen Kleidern festhalten um seiner immer intensiver werdenden Kuss stand halten zu können. Mir entfuhr ein leichtes seufzten, so lange hatte ich auf seinen Kuss gewartet, der nicht im betrunkenen zustand war, der ernst gemeint war.

Irgendwann war es den beiden Stuten wohl doch zu nass geworden und sie waren zu uns gekommen, erst als eine der beiden mich anstupste fand ich zurück in diese Welt. Wir ließen voneinander, „ich..ich liebe dich auch, James." Wenn die Pferde nicht gewesen wären, hätten wir uns wahrscheinlich noch stundenlang hier im Regen geküsst.

„Da seid ihr endlich!", rief Lexy als wir endlich den Stall erreicht hatten. Ja, da waren wir endlich, am Ende und gleichzeitig am Anfang. Wir brachten die Pferde in ihre Boxen und legten ihnen eine Abschwitzdecke auf den Rücken. Ich war noch gar nicht wieder richtig aus der Box heraußen, da kam James schon wieder und küsste mich erneut.

Wir wurden durch ein räuspern gestört, „vielleicht solltet ihr euch erst einmal umziehen gehen, außerdem stört ihr dann keine Leute beim arbeiten." Irgendwie hatte Valentin recht, wir sollten uns lieber andere Sachen anziehen.

Obwohl, war es denn so schlimm mit James ans Bett gefesselt zu sein?

Wer braucht schon einen Springreiter?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt