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F L O R A | 2 1 . 0 5 . 2 0 1 6

Für heute war ein großes Fest geplant, dafür hatte die Familie Casey alle Einsteller, Pfleger sowie einige Bekannte eingeladen. So konnte ich James ganz gut aus dem Weg gehen und mich nur um die Pferde kümmern. Zum Glück hatten die meisten an diesem Tag Koppeltag oder wurden von den Bereitern geritten, denn mir ging es nach dem ganzen Wein gestern ganz schön schlecht heute Morgen.

Leo war gestern noch eine gute Stunde bei mir geblieben, bevor er zu James gegangen war. Das er da war hatte mir wirklich gut getan, denn mit ihm konnte ich anders über James reden, als mit Lexy zum Beispiel. Er kannte James schon, zu der Zeit, in der die beiden in den Kindergarten gingen und ihre ersten Führzügelklassen bestritten. Eigentlich redete ich kaum etwas, sondern hörte den Geschichten von Leo zu.

Eine ließ mich besonders aufmerksam werden, die Geschichte von seiner ehemaligen Freundin / Pflegerin Julie, die ihn irgendwann für einen anderen sitzen ließ. Leo glaubte auch, dass sie der Grund ist, weshalb sich James so komisch benahm.

Ich war zu dem Entschluss gekommen, dass er simpel ein Arschloch war, dass er das gemacht hat, was er eben mit jedem Mädchen machte. Er spielt mit ihnen und wenn es erst wurde, sollten sie wieder verschwinden. Blöd nur, dass ich auf diese Masche herein gefallen war.

„Träumst du wieder von James?", riss mich Valentin aus meinen Gedanken.

„Du hast es erfasst.", seufzte ich. Valentin war einer der Bereiter und ganz zufällig hatte er heute Vormittag alles gehört, was ich Lexy von gestern Abend erzählte.

„Je mehr ich versuche nicht an ihn zu denken, desto mehr möchte ich an ihn denken. Also denke ich einfach an ihn und hoffe, dass diese Gedanken bald wieder aufhören.", stöhnte ich.

„Das dauert, schau dir Lexy an und die hatte ihn noch nicht einmal geküsst.", grinste er, „aber Hey, andere Mütter haben auch hübsche Söhne, wie wäre es mit Leo? Der hat sich heute schon das ein oder andere mal nach dir erkundigt." Ja, wie wäre es mit Leo? Nein, wenn wollte ich James oder niemanden.

„Besser nicht, da komme ich vom Regen in die Traufe.", wehrte ich gleich ab.

„Hmhm, da wirst du wohl recht haben.", stimmte mir Valentin zu, wir tauschten die Pferde und ich konnte wieder meinem Gedanken an James nachgehen.

Lexy wollte mich wiederholt hübsch machen, doch ich ließ sie nur meine Haare flechten.

„Mensch, Grayson Curtis kommt, da musst du schon gut aussehen.", grinste Lexy.

„Der ist doch mit dieser Hannah zusammen, oder? Ach nein, Gerüchte sind herum gegangen, er habe eine Brünette geküsst und nun sei er ein bisschen verrückt? Bei solchen Voraussetzungen kann ich mich auch mit James weiter herum schlagen.", seufzte ich und wieder waren wir bei meinem Lieblingsthema.

„So kommst du nie über ihn hinweg.", stellte Lexy fachmännisch fest, sie musste es wissen.

„Ich will es auch gar nicht, ich werde ihm schon noch zeigen, wie gerne er mich mag. Sag mal, was weißt du eigentlich über Julie?" Ihr Körper versteifte sich bei dem Namen.

„Sprich James niemals darauf an, als sie ihn verlassen hatte für einen anderen war er ein emotionales Frack. Er kam kaum noch aus seinem Zimmer, vernachlässigte sich selbst, bis er zu dem geworden war, was er heute ist. Präsent aber meistens mit einer Laune, dass dir die Haare zu Berge stehen.", verriet sie mir.

„Ja, so ähnlich hat es mir Leo auch erzählt.", stimmte ich ihr Kopfnickend zu.

Gegen acht Uhr, nachdem Logan bei uns geklingelt hatte und sie sich innig begrüßten schlenderten wir zu dem großen Platz, auf dem die Feier stattfinden sollte. Grayson und der Rest waren schon vor gegangen.

Noch war James nirgends zu sehen, was aber auch nicht schwer war zwischen den ganzen Menschen hier. Jeder von uns holte sich etwas zu essen und zu trinken, während Lexy sich an den Tisch von Graysons Clan setzte, nahm ich neben Valentin am Tisch der Bereiter Platz.

„Ich hätte ja alles geglaubt, aber nicht an Logan und Lexy." Er beugte sich ein Stück näher an mich heran, „ich meine nichts gegen Logan, aber er spielt einfach in einer anderen Klasse als James.", flüsterte er. Naja, rein optisch war James auch nicht unbedingt eine Granate, aber Valentin hatte schon recht.

„James war vielleicht einfach eine Nummer zu groß für sie.", antwortete ich im selben Flüsterton. Gleichzeitig stellte ich mir aber die Frage, wie ich auf den Gedanken kam mit James in einer Liga zu spielen. Andererseits, er hatte mich zuerst geküsst.

„Wer flüstert,der lügt." Leo hatte sich zu uns an den Tisch gesetzt, genauso wie James.

„Was denkst du denn von uns?", fragte Valentin entsetzt, „wir haben nur darüber gesprochen, wie sehr wir uns freuen, dass Lexy glücklich ist." Er nickte mit dem Kopf in die Richtung des Tisches an dem Lexy saß.

Leo und James blickten ebenfalls dorthin, „na Gott sei dank.", murmelte James, er hatte mal wieder schlechte Laune und ich hatte das Gefühl seine Augenringe waren noch größer seit gestern. Überhaupt hatte ich das Gefühl das ganze nahm ihm fast noch mehr mit als mich selbst.

Der Abend war schon ziemlich weit fortgeschritten, jeder war satt und bediente sich am Alkohol,die Caseys hatten ein großes Lagerfeuer angezündet, dass bei einbrechender Dunkelheit immer schöner wurde. Ich saß auf einer Bank neben Valentin, wir hatten uns den ganzen Abend nicht getrennt, da ich niemanden hatte und er auch nicht, wir aber beide nicht alleine sein wollten. Immer wieder ertappte ich mich dabei, wie ich zu James schaute, mir wünscht, neben ihm zu sitzen, ihn zu küssen, wie es einige Pärchen hier machten.

Wie seine Grübchen wohl im Flackern des Feuers aussahen? Das werde ich wohl nie erfahren, denn wie als ob er in einer anderen Welt wäre, starrte er ins Feuer, vielleicht sah er ja darin seine Zukunft mit mir? Ich war so auf ihn fixiert, dass ich gar nicht bemerkte, wie Leo neben mich getreten war, „Flora, komm mal mit, ich möchte dir etwas zeigen." Mit einem letzten Blick auf James und einer kurzen Entschuldigung bei Valentin folgte ich Leo.

Wer braucht schon einen Springreiter?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt