Tatütata

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Kapitel 21 Riley:

Nach dem Röntgen saß ich jetzt wieder auf der Liege in der Notfall Aufnahme. Meine Fuß schmerzte höllisch und mit dem Schmerz kam Wut auf, die langsam in mir zu brodeln begann. Wie konnte man so bescheuert sein und eine 8 Kilo schwere Bowlingkugel durch die Gegend schmeißen als wäre sie ein Fußball?! Mit meinen Augen fixierte ich den Übeltäter. Er telefonierte schon eine ganze Weile im Wartebereich mit irgendjemanden jedoch nicht mit Ryan, denn den hatte ich selber benachrichtigen dürfen. Am liebsten wäre ich von meiner Liege aufgesprungen, zu Alex hingelaufen und hätte ihm mal richtig meine Meinung gesagt oder ihm eine Ohrfeige verpasst, da konnte ich mich noch nicht ganz entscheiden. Doch ich war weder im Stande von der Liege zu springen, noch mich schnell zu bewegen und selbst wenn ich irgendwie bis zu Alex kommen würde, hätte ich ganz sicherlich nicht mehr die Kraft ihm etwas zu sagen. Deshalb hoffte ich, dass Ryan das alles für mich übernehmen würde. Er klang am Telefon jedenfalls sehr aufgebracht. Zuerst lenkte mich der Gedanke daran, dass Ryan sich Alex gleich vornehmen würde, von den Schmerzen ab. Doch dann tat mir Alex plötzlich Leid. War ich verrückt? Er hatte mich mit voller Wucht abgeworfen und ich hatte Mitleid mit ihm.. Aber eigentlich war Alex richtig nett, wie ich heute festgestellt hatte. Der Abend war sehr schön gewesen, bis zu dem Moment wo er.. naja egal. Ich hatte mich wirklich amüsiert und war von Alex überrascht gewesen. Dabei hätte ich nicht damit gerechnet, dass er so aufmerksam und charmant sein konnte. Vielleicht war das ja sein wahres Ich und das Verhalten, was er in der Schule an den Tag legte, nur Fassade.

Während ich weiter über den merkwürdigen Abend nachdachte, kam eine junge Krankenschwester zu mir. Sie hatte ein Röntgenbild in der Hand und erklärte mir anhand dessen, dass mein erster Mittelfußknochen gebrochen war. Überrascht war ich nicht. Irgendwie hatte ich damit schon gerechnet. Die Krankenschwester unterhielt sich freundlich mit mir, während sie mir einen Gips anlegte. Hauptsächlich sprachen wir über den Unfall und sie musste mir zustimmen, dass das mit Alex eher keine Zukunft hatte und sie an meiner Stelle auch sauer wäre. Diese Zustimmung stimmte mich positiv und lenkte mich weiter von meinen Schmerzen ab. Ich merkte erst wieder das Pochen in meinem Fuß, als sie mir Schmerztabletten gab und mir erklärte, wie viele ich am Tag einnehmen durfte.

Als die nette Krankenschwester mit den Worten "bin gleich mit deinen Krücken zurück", verschwand, vertrieb ich mir wieder die Zeit damit Alex zu beobachten. Es war echt unglaublich, er telefonierte immer noch! Ich fand es ja schon erstaunlich, wenn Mädchen sich eine Stunde am Stück etwas zu erzählen hatten, aber bei Jungs fand ich es einfach nur unglaublich. Aber vielleicht telefonierte er ja auch gerade mit einem Mädchen, was einfach nicht die Klappe hielt. Obwohl ich es dann nicht nachvollziehen konnte, wieso das ausgerechnet jetzt so wichtig war. Ich mein ich war jetzt nicht die wichtigste Person auf der Welt und die Erde drehte sich auch nicht um mich, aber ER war nun mal der Grund weshalb ich hier auf dieser Krankenhausliege lag und mich nicht bewegen wollte, weil ich das Gefühl hatte, dass jede Bewegung den Schmerz in meinem Fuß verschlimmerte. Da konnte er sich doch wenigstens mal erkundigen, wie es mir ging, oder? Auch wenn der Abend bis zu dem Vorfall eigentlich ganz nett gewesen war, hätte ich ihn jetzt im Nachhinein weit aus lieber mit Ryan auf der Couch verbracht. So konnte ich jetzt vielleicht wenigstens der Schule die nächsten Tage fern bleiben, versuchte ich die positiven Dinge an der Situation zu sehen, doch das war die einzige positive Sache an meinem Gips. Die negativen waren da schon zahlreicher: zum Beispiel, dass ich total eigeschränkt sein würde, ständig auf Hilfe von anderen angewiesen sein würde und bei so wenig Bewegung bestimmt ordentlich zulegen würde. Na toll. Ich seufzte und suchte mir eine andere Sitzposition. Doch bei dem Versuch mein Gewicht irgendwie anders zu verlagern musste ich die Zähne zusammen beißen um nicht auf zu schreien. Also ließ ich es lieber bleiben und musste halt damit leben, dass meine linke Po Backe einschlief. Was machte die Krankenschwester eigentlich so lange? Irgendwie hatte ich mein Zeitgefühl verloren. Einerseits fühlte es sich so an, als hätte sie sich eben erst von mir verabschiedet, aber andererseits hätte sie auch schon eine Stunde weg sein können. Es wurde echt Zeit, dass ich hier endlich rauskam.

Nach einer gefühlten Ewigkeit war Ryan dann ins Krankenhaus gekommen und während ich ihm eine ausführlichere Auskunft, als vorher am Telefon, über die Ereignisse des Abends gegeben hatte, hatte sich auch Alex zu uns gesellt. Der hielt angenehmerweise mal die Klappe und kassierte nur einen unglaublich bösen Blick von Ryan. In diesem Moment konnte ich mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen und dankte Ryan innerlich so sehr dafür. Ich glaubte nicht, dass Alex mich absichtlich mit der Bowlingkugel abgeworfen hatte. Aber er würde demnächst sicherlich zweimal überlegen, bevor er irgendwas nach einem Mädchen warf und generell vorsichtiger mit ihnen umgehen.
Kurz darauf hatte mich dann die Krankenschwester, die mit meinen Krücken gekommen war, entlassen. Sie sagte ich solle in einer Woche wiederkommen und zählte noch ein paar Sachen auf, auf die ich achten sollte. So nett sie auch war, ich war echt erleichtert gewesen, als ich ihr endlich den Rücken zukehren durfte und das Krankenhaus verlassen hatte.
Zuhause angekommen ging ich eigentlich sofort ins Bett. Es dauerte nur leider ewig bis ich mich aus meinen Klamotten geschält hatte und meinen Schlafanzug trug, weil ich mich mit meinem blöden Gips kaum bewegen konnte. Blöder Fuß. Blöder Abend. Blöder Alex! Irgendwann hatte ich es aber doch geschafft und lag zufrieden im Bett. Zumindest fast zufrieden, denn jetzt kam das nächste Problem. Ich brauchte einfach ewig um einzuschlafen. Erst, nachdem ich mir zwei Schmerztabletten ein geschmissen hatte und lange am Handy gespielt hatte, waren mir die Augen vor Müdigkeit zugefallen.

Plötzlich schreckte ich hoch, was genau mich aufgeweckt hatte konnte ich nicht sagen. Wahrscheinlich hatte mir mein Unterbewusstsein wieder einen Streich gespielt. Obwohl ich mich nicht erinnern konnte irgendetwas geträumt zu haben, schlug mein Herz verdammt schnell. Durch tiefes Ein- und Ausatmen  versuchte ich mich zu beruhigen. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich wenigstens zwei Stunden Schlaf bekommen hatte. Ich setze mich auf und trank einen Schluck Wasser aus der Flasche, die ich zum Einnehmen der Schmerztabletten geholt hatte. Wieder etwas ruhiger ließ ich den Blick durch mein Zimmer streifen. Und dann war ich  hellwach. In meinem spärlich beleuchteten Zimmer stand jemand am Fenster. Fast hätte ich laut aufgeschriehen, doch dann erkannte ich seine Statur: "Alex?"

Lost HierarchyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt