Warum?

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Kapitel 5 Riley:

Eine Stunde später rief mich Ryan. Mittlerweile war ich geduscht, angezogen und bestimmt zum hundertsten Mal nervös in dem Gästezimmer hin und her gelaufen. „Riley!“ rief Ryan laut durch das große Haus. Sofort war ich auf den Beinen und rannte die Treppe hinunter. Würde ich jetzt erfahren was los war? Unten hatte sich die Atmosphäre verändert, es waren keine Polizisten anwesend. Nur ein Ryan, der merkwürdiger Weise ziemlich still war. Ich betrachtete Ryans Gesicht. Irgendwie sah es so aus, als wäre er in dieser einen Stunde um mindestens ein Jahr gealtert. Wie konnte das möglich sein?  Sein sonst so strahlenden grünen Augen sahen jetzt traurig auf den Boden vor meinen Füßen und auch sonst waren seine Gesichtszüge nie so ernst gewesen. Ich traute mich nicht irgendetwas zu sagen, aus Angst, das zu erfahren, was Ryan mir offensichtlich sagen wollte. Er räusperte sich und machte den Mund auf, dann schloss er ihn aber direkt wieder. Als müsste er unbedingt etwas loswerden, wusste aber nicht wie er es ausdrücken sollte. In mir stieg Panik auf. Sie ergriff mich und ich erstarrte innerlich. „Riley,“ sagte er mir bemüht fester Stimme. Beim Klang meines Namens lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. "Deine Eltern.." 

*Nein!* schrie alles in mir. Ich wollte es gar nicht hören. In diesem Moment wollte ich nur weg rennen und so tun, als ob das war Ryan als nächstes sagte, nie gesagt worden wen wäre. Als ob alles genauso wäre wie sonst auch. Denn dieses eine geflüsterte "sind tot", was so unwirklich schien, veränderte mein komplettes Leben. Diese zwei Wörter stellten von Heute auf Morgen alles auf den Kopf - Alles -

Die Tagen dachnach verschwammen in einander. Viele Tränen. Viel Dunkelheit, eine große schwarze Leere der Trauer und eine Frage die mich pausenlos quälte: Warum?

Warum meine Eltern? Warum ich? Warum jetzt? Warum so? 

Im Nachhinein kann ich mich an die Beerdigung kaum erinnern, nur daran wie ich die zwei Rosen ins Grab geworfen hatte und einfach an nichts gedacht hatte. Eigentlich wollten ich meinen Eltern noch etwas sagen. Irgendwas. Aber was sagt man seiner Mutter und seinem Vater, die viel zu früh von einem gegangen sind? Ja genau.. mir ist auch nichts eingefallen.

Die unzähligen Umarmungen schenkten mir nicht genug Wärme um die Kälte in meinem Inneren zu verdrängen. Sie hatte in dem Moment von mir Besitz ergriffen, als Ryan mir die Nachricht überbracht hatte. Seit dem war mir kalt und ich fühlte mich in keiner Sekunde mehr wohl. Nachts konnte ich nicht schlafen und die Tage überstand ich irgendwie. 

Die Frage, was jetzt mit mir passieren sollte überlies ich Ryan. Der Arme hatte jetzt auch noch mich am Bein. Ich fühlte mich total verloren und vorallem allein. Irgendwann beschloss Ryan mit meinen Großeltern zusammen, dass ich ab jetzt bei ihm wohnen würde und so fuhren wir nach Hause.. Naja jetzt konnte man es ja wohl nicht mehr mein Zuhause nennen. Es war einfach ein Haus, in dem ich Mal gelebt hatte mit unzähligen Erinnerungen. Jeden Moment dachte ich, die Stimmen meiner Eltern zu hören, während ich durch die so bekannten Zimmer ging. Mit jedem Schritt wurde mir klarer, dass ich hier auch nicht mehr leben wollte. Hier erinnerte mich einfach alles so an früher. Wie sollte ich hier jemals wieder glücklich werden?

Der Abschied von meinen Freunden fiel mir erstaunlich viel leichter, als gedacht, als ich bemerkte, dass auch sie das Loch in meinem Inneren nicht stopfen konnten. Mit Dan machte ich Schluss. Er sah traurig aus, aber irgendwie berührte mich das nicht so, wie es mich hätte berühren sollen. 

Da Ryan und ich uns entschieden hatten fast nichts aus dem alten Haus mit zu nehmen, kamen wir nur mit einem vollen Kofferraum wieder zu Ryan. So hatte ich eine Nacht in meinem alten Bett verbracht und hatte mir immer wieder vorgestellt, wie Daddy Abends manchmal noch rein gekommen war und mir eine gute Nacht gewünscht hatte und von Stunde zu Stunde wurde mir klarer, dass er das nie wieder tun würde.

- Nie wieder -

Lost HierarchyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt