Wenn es weh tut, kann man auch normal gehen

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Kapitel 13 Riley:

Nach einer gefühlten Ewigkeit saß ich immer noch am Ufer des Sees. Mittlerweile war mein Blick total verschwommen und zuerst hatte ich gar nicht gemerkt, dass sich meine Augen mit Tränen gefüllt hatten.

Wütend über meine, meiner Meinung nach, viel zu häufigen Gefühlsausbrüche wischte ich mir mit einem leisen Fluchen eine Träne von der Wange. Jetzt merkte ich auch, dass mir verdammt kalt war. Wie viel Zeit war vergangen? Ein wenig erschrocken sah mich um und stellte fest, dass es schon etwas dunkler geworden war, also musste schon relativ viel Zeit vergangen sein. Ich musste zurück nach Hause.

Schnell stand ich auf und sofort durchfuhr mich ein gleisender Schmerz. „Ah Fuck“, kam es mir über die Lippen. Mein Bein war also doch ein bisschen schlimmer verletzt, doch das interessierte mich grade ziemlich wenig, also biss ich einfach die Zähne zusammen und überlegte aus welcher Richtung ich denn jetzt nochmal gekommen war. Während ich mich umsah, sah ich aus dem Waldstück direkt links von mir eine  Gestalt kommen. Als sie näher kam, erkannte ich, dass es ein Typ war und, da er mir bekannt vorkam, vermutete ich, dass er auf meine Schule ging. Ich hatte allerdings noch nie mit ihm gesprochen. Generell hatte ich mich aber noch nicht mit vielen Mitschülern unterhalten. Er wollte anscheinend einfach den Weg folgen, der an dem See entlang führte. Kurz überlegte ich ihn zu fragen, wie ich wieder nach Hause kam, aber da ich mit so wenigen Menschen in letzter Zeit gesprochen hatte, hatte ich nicht den Mut dazu ihn anzusprechen. Das Problem war nur, dass ich ihm jetzt folgen musste, weil ich mich nicht dran erinnern konnte, dass ich durch einen Wald gelaufen war, also musste ich zwangsläufig aus einer anderen Richtung gekommen sein. Also humpelte ich erstmal hinter ihm her um den Abstand zwischen uns beiden zu vergrößern. Zum Glück bemerkte er mich nicht, oder er wollte mich nicht bemerken. Mir kam die zweite Möglichkeit wahrscheinlicher vor, da hier sonst ja keine Menschenseele war, weshalb er mich eben auf jeden Fall bemerkt haben musste. Aber mir war es ganz recht so. Irgendwann wurde mir das humpeln zu blöd, weil mein Bein sowieso bei jeder Bewegung weh tat, also konnte ich auch einfach normal laufen, so war ich schneller und hatte die gleichen Schmerzen.
Diesmal hielt ich die Augen offen und achtete darauf, dass ich nicht wieder in die Tiefen meiner Gedanken sank. An den Typen, der mittlerweile nur noch ein Punkt am Horizont war, dachte ich schon gar nicht mehr und auch sonst schaffte ich es relativ gut an gar nichts zu denken, ich sah mir einfach die Landschaft an und nach einer gefühlten Stunde ging ich immer noch den Weg am See entlang. Klar ein Weg der an einem See entlang führt bringt einen irgendwann wieder dorthin, wo man angefangen hatte, aber leider sah ich nirgendwo einen anderen Weg, geschweige denn eine Straße. Auf diese Weise würde ich niemals nach Hause finden, das wurde mir jetzt immer klarer. Ich rang noch ein bisschen mit mir selber, doch dann siegten mein Hungergefühl und das Verlangen nach einer warmen Dusche. Also lief ich los, interessierte mich nicht für den Schmerz in meinem Bein und dachte nur daran wieder in meinem warmen Bett zu liegen.
Eigentlich war der Typ sehr weit weg gewesen, doch das hatte anscheinend getäuscht, denn ich hatte ihn in kürzester Zeit eingeholt. Ein paar Meter hinter ihm wurde ich wieder langsamer um ein bisschen Atem zu holen. Und dann fasste ich nochmal all meinen Mut zusammen und sprach ihn an. „Entschuldingung?!“, er drehte sich um und wow.. Er war nicht nur irgendein Typ von meiner Schule, sondern einer aus dem Football-Team und er sah verdammt gut aus.

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