Veränderungen

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Kapitel 9 Riley:

Irgenwann sah ich ein, dass es keinen Sinn hatte mit Ryan zu streiten, besonders nicht bei Sachen, die meine Sicherheit betrafen. Er war irgendwie schon ein kleiner Kontrollfreak. Was mich verwunderte, weil er ansonsten total cool drauf war. Um mein neues Zimmer einzurichten, bekam ich seine Mastercard und er nahm sich sogar 2 Tage frei, um mit mir in Möbelgeschäfte zu fahren, ich konnte mich nicht daran erinnern, dass Ryan jemals nicht gearbeitet hätte. Sogar, wenn wir ihn zu seinem Geburtstag besucht hatten, hatte er manchmal telefoniert und wichtige E-mails beantwortet. Mum hatte immer gesagt, dass er endlich einmal eine Frau in seinem Leben brauchte, die ihn auf andere Gedanken brachte. Daher wusste ich, was für eine Ehre es war und langsam verstand ich auch, dass Ryan mich anscheinend sehr fest in sein Herz geschlossen hatte, genauso wie ich ihn und das machte mir gleichzeitig ein bisschen Angst, denn wenn jemand dir so wichtig ist, wird es um so schwerer ihn zu verlieren. Genauso wie es bei meinen Eltern gewesen war. Um ehrlich zu sein weinte ich mich immer noch jeden Abend in den Schlaf und schlief nur sehr unruhig, immer wieder sah ich schnell vorbeiziehende Lichter vor meinem inneren Auge. Ich gab es schließlich auf krampfhaft schlafen zu wollen Stattdessen machte ich noch Hausaufgaben oder sah mir Serien auf meinem Laptop an. Wenn ich dann doch irgendwann eingeschlafen war, kam ich morgens natürlich überhaupt nicht aus meinem Bett, aber da Max mich ja immer zur Schule fuhr, schaffte ich es doch meinstens noch pünktlich.

Nach einem Monat kannte ich mich langsam in der Schule aus, hatte einen Weg gefunden, in der Schule zwar mit einer Clique am Tisch zu sitzen, aber mich sonst nicht mit ihr zu treffen, was meiner Meinung nach perfekt war, hatte ich mein Zimmer so modern und schön eingerichtet, wie ich es mir immer vorgestellt hatte und zu meinem 16. Geburtstag bekam ich von Ryan die Erlaubnis endlich meinen Motorrad Führerschein zu machen. Ansosten war mein Geburtstag ein Tag wie jeder andere, den ich bisher in meinem "neuen Leben" verbracht hatte, außer, dass Ryan mir morgens mein Frühstück ans Bett brachte und ich mich irgendwann am Nachmittag dazu entschied zum Friseur zu gehen. Ich hatte festgestellt, das Veränderung gut tat, denn mit jeder Veränderung kam ich weg von meinem "alten Leben" und bildete mir so ein bisschen ein meine Eltern weniger zu vermissen, was natürlich totaler Quatsch war, ich vermisste sie noch immer so sehr wie am ersten Tag. Also hatte ich, als ich am frühen Sonntagabend wieder nach Hause kam, in meinen dunkelbraunen Locken helle Strähnchen, einen schrägen Pony und einen Seitenscheitel. Ansonsten waren nur die Spitzen abgekommen. In meinem eigenen Badezimmer, was früher auch mal das Gästebadezimmer gewesen war, betrachtete ich mich in dem großen Wandspiegel und da fiel mir auf, wie sehr ich mich verändert hatte. Klar meine Haare sahen jetzt etwas anders auch aber auch mein Körper hatte sich verändert, ich wusste nicht, was genau es war, aber ich sah irgendwie reifer aus. Vielleicht hatte ich mehr Brust bekommen. Als ich mein T-shirt hoch zog sah ich, dass mein Bauch eigentlich schön flach war. War das schon immer so gewesen?

Abends im Bett konnte ich mal wieder nicht schlafen, wie denn auch, wenn man Angst davor hatte, wieder einen Albtraum zu haben. Diesmal blieb ich wirklich die ganze Nacht wach ohne ein Auge zu zumachen und schlug die Zeit tot in dem ich Arrow, meine neue Lieblingsserie, sah.

Am nächsten Morgen war ich schon um 6 Uhr komplett fertig mit allem. Ich war fertig angezogen, geschminkt, meine neue Frisur saß meiner Meinung nach auch perfekt und meine Schultasche war gepackt. Noch bevor Ryan überhaupt wach geworden war hatte ich uns schon Frühstück gemacht und saß mit meinem Handy in der Hand da. Eigentlich hatte ich überhaupt keine Lust auf die Schule, aber sie lenkte mich wenigstens ab. Heute war es besonders blöd, weil wir auch noch Sport am Nachmittag hatten, das hieß nicht nur, dass ich eine große Pause mit meinen Mitschülern verbringen musste, sondern auch, dass ich mich in meine Sportsachen zwängen musste, um dann mit lauter Idioten Basketball zu spielen und so was. Dazu kam auch noch, dass wir ab heute draußen Sport machen würden, weil unser Lehrer das neue Thema Leichtathletik anfangen wollte. Es würde die Hölle werden. Trotzdem war ich nicht schlecht drauf.

Neun Stunden später stand ich dann mit den anderen auf den Laufbahn und unser Lehrer teilte uns gerade in Vierer Gruppen zum Sprint auf. Warum auch immer kam ich in die Gruppe mit den wohl schnellsten aus meiner Klasse. Ich würde mich also vor allen blamieren, wenn ich dann als letzte ins Ziel kam. Widerwillig ging ich in Startposition und lief los, sobald der Pfiff ertönte. Meine Augen waren steif auf das Ziel gerichtet, meine Beine bewegte ich so schnell wie ich konnte und dann war die weiße Linie auch schon direkt vor mir. Beim Auslaufen dachte ich mir *Siehst du, war doch gar nicht so schlim*. Als ich mich dann umdrehte stellte ich erschrocken fest, dass die anderen Drei gerade erst die Hälfte der Strecke geschafft hatten.

Lost HierarchyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt