Zugzwang

512 33 8
                                    

Kapitel 18 Alex:

Shit! Manchmal konnte mein Mund echt schneller sein als mein genialer Verstand. Auch wenn dieser eigentlich schon ziemlich nah dran an der Perfektion war.

Trotz allem hatte es mich einfach schon viel zu viel Selbstbeherrschung gekostet, Carter nicht an die Gurgel zu gehen oder zu beleidigen, sodass ich ihm in dem Punkt meines Versagens (wenn man überhaupt davon sprechen konnte, immerhin war es ja nicht gewährleistet immer Übernatürliche zu finden) einfach kein Recht geben KONNTE.

Zum Glück war es meine Aufgabe die Prüfung, ob ein Frischling denn nun übernatürliche Kräfte hatte oder nicht, durchzuführen.
Ansonsten hätte ich mich wirklich auf dünnes Eis begeben.
Apropos Eis. Ich hatte Hunger. Genau diesen Moment suchte sich mein Magen aus, um eben dies lautstark kundzutun. Das Brüllen erschütterte meinen Körper so stark, dass meine Hände begannen zu Zittern ... nun ja, so schlimm war es zwar nicht, aber das Risiko wollte ich trotzdem nicht eingehen. Also beschloss ich zu kochen. Ein Mann, der kochen kann, ist sexy, sagte ich mir immer. Und da ich einfach geil war, konnte ich natürlich kochen. Also wie wäre es mit einem Curry mit Bambussprossen, Brokkoli, Blumenkohl, Paprika und leicht angebratenem Schweineschnitzeln? Zusammen mit einem leichten Salat würde das perfekt passen. Schon während ich darüber nachdachte, lief mir das Wasser im Mund zusammen und ich machte mich an die Arbeit: Pfanne rausholen, spülen, einfetten, die Zutaten klein schneiden und - tja, das war mein Fehler, denn auch der beste (und sexieste) Koch konnte nicht ohne Zutaten zaubern und die hatte wohl jemand vergessen.
Was für ein Scheiß!
Mal eben in die Stadt rennen, lohnte sich mit all den Lebensmitteln, die ich brauchte, auch nicht. Ein Glück, dass mein Baby immer auf mich wartete und so schmiss ich mich in den Fahrersitz, dass das Leder nur so knarzte. Das Gefühl des Lenkrads in meinen Händen beruhigte mich sofort, auch wenn mein Magen trotz allem weiterhin die Zähne in meine Bauchhöhle schlug als wolle mein Körper sich im Notfall selber verdauen. Was ja auch stimmte. Ich fuhr also der Panik nahe aus der Einfahrt und düste in die Stadt. Dort hatte ich vor kurzem ein Diner gesehen, wo sich häufig die Schüler meines Alters trafen. So konnte ich mein Leben gleich zweimal retten. Das nenne ich mal gekonnt. Denn Fiep-Fiep hatte durchaus das Potenzial eine Übernatürliche zu sein - auch wenn es keine weiblichen Oberste und Krieger gab und ich mir nur schwer vorstellen konnte, dass sich dieses Mädchen mit weniger zufrieden gab. Meinen Verdacht begründete ich durch ... ähm, ihre Schnelligkeit? Ok, ich gebe es zu. Sie war die einzige Person, der ich nun mehr oder weniger freiwillig mehr als nur einem Blick geschenkt hatte. Wenn sie die Prüfung bestand, würde ich erfolgreich zurückkehren und Carter dürfte sich in den Hintern beißen. Aber wenn sie durchfiel ... nun dann hatte ich sie äußerst erfolgreich mit Sport und Tyrannei gequält und Carters Spott würde mir nicht so viel ausmachen wie sonst. Ich war zwar kein Sadist, aber durch Schadenfreude wird man auch kein Unmensch.

Das "Diner" entpuppte sich als etwas, was man am ehesten mit einem Raststättenlokal vergleichen konnte, schien sich jedoch großer lokaler Beliebtheit zu erfreuen. Ja, wahrscheinlich hatte dieses Kaff einfach nicht mehr zu bieten. Also suchte ich mir ausnahmsweise mal regelgemäß einen Parkplatz und schnappte mir meine Lederjacke. Sonnenbrille, Lederjacke, die Corvette und generell der bestaussehenste Junggeselle ... mehr brauchte man nicht für eine Werbung, auf die alle Frauen stehen und jetzt frage ich, kann das kleine Mäuschen jemanden wie mir widerstehen? Dazu fällt mir nur ein Zitat meines Nachahmers Barney Stinson ein: "Hach, bitte!"

Gesagt, getan! Sicheren Schrittes lief ich auf den Tisch zu, an welchem sie mit ihrer Clique saß, deren Jungs ich vom Baseballtraining kannte. Im Moment schien sie über einen Witz irgendeines Schwachmatens zu lachen. Ach du kacke, wie leicht es sein wird ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. Das würde ja schon fast zu einfach werden. Noch während des Gehens schupste ich einen Neuntklässler von seinem Stuhl, schnappte mir diesen und setzte mich umgedreht an das Tischende. Mit auf der Faust aufgestütztem Kinn sah ich „mein" Mädchen an und fragte sie: „Na, öfters hier?" Dieses Muster scheint für ein menschliches Balzverhalten, auf das ich ja schlussendlich abziele, da ich ein Date (gemeint ist natürlich der Zeitpunkt der Probe) ergattern wollte, ziemlich suspekt, jedoch konnte ich schon bei zahlreichen Gelegenheiten bemerken, dass grade dieses dominante Verhalten die meisten anmachte. Zudem kam es bei diesem Alter eindeutig auf die Optik an und in dem Sinne: Seht mich an! Das hier auftretende Problem könnte aber darin bestehen, dass das zu beobachtende Objekt ebenfalls nicht von schlechten Eltern zu sein schien und sich bereits nahezu in einer Schicht aus Sabber der anderen Jungs befand. Zusammengefasst: Sie war heiß.

Ihr verständnisloser Blick traf mich und ich bemerkte verwirrt ihre Unsicherheit. „Wow, du kannst ja doch vernünftige Sätze bilden.", konterte sie trotz allem. Warte mal - ah fuck, wieso hatte ich damals am See auch nur so überrumpelt meine Stimme verschluckt. Ich konnte es gar nicht leiden nicht sofort das zu bekommen, was ich wollte. Zudem hatte ich ja auch noch Hunger. Den hatte ich ja schon fast wieder vergessen. Da kann man nun mal keiner Versuchung widerstehen und schon hatte ich die ersten Pommes des Mäuschens in meinen Mund gesteckt. Ungläubig starrte sie mich an. Diese Chance musste ich nutzen: „Das ist mein Ernst. Hättest du, ... (shit, ihr Name)... ja du, Lust mit mir auf ein Date zu gehen?"





Lost HierarchyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt