When nothing goes right - go left

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Kapitel 11 Riley:

Das im Sportunterricht war echt seltsam gewesen. Ich meine, klar ich war schlank und sah sportlich aus, aber seit dem meine.. seit dem Sommer hatte ich keinen Sport mehr gemacht. Früher war ich in einer Handball Mannschaft gewesen, was bedeutete, dass ich auch oft joggen gegangen war. Aber jetzt hätte meine Konidition auf ein Minimum gesunken sein müssen. Oder die anderen waren einfach langsam, aber das konnte ich mir nicht vorstellen. Zuhause angekommen war ich noch so aufgewühlt, dass ich nichts essen wollte, ich rief laut nach Ryan, aber wie erwartet kam keine Antwort. Ich war also alleine zuhause, wie so oft. Schnell flitzte ich die Treppe rauf in mein Zimmer und machte mir in meinem eigenen Bad die Haare zu einem Zopf. Am liebsten hätte ich mich nach dem Sport gar nicht umgezogen, aber da niemand das hier machte und alle schön ihre verschwitzten Sachen ausgezogen hatte, hatte ich das auch getan. Ich wollte mich schließlich anpassen und mich nicht selbst zu einem Außenseiter machen. Als Nächstes zog ich mir mein Oberteil und meinen Bh aus und tauschte ihn durch einen gemütlicheren Sport Bh aus. Noch schnell die Sachen vom Sport wieder angezogen und ich war fertig. Dann verlies ich das Haus und dachte zum Glück daran, den Schlüssel mitzunehmen, den ich dann in meine Hosentasche stopfte.

Direkt vor der Haustür find ich an los zu laufen, erstmal ganz locker und langsam. Schnell fand ich eine gute Geschwindigkeit und es dauerte nicht lange da hatte ich das gute Gefühl von damals wieder. Es tat einfach gut an der frischen Luft zu sein und nichts außer ein paar Vögel und meinen eigenen Atem zu hören. Als ich durch den großen Park, der mit dem Auto ungefähr 10 Minuten entfernt lag, lief, hatte ich schon jegliches Zeitgefühl verloren. Hatte es lange gedauert bis hier hin? Da ich noch keine große Anstrengung spürte entschied ich mich dafür einfach so lange zu laufen, bis ich nicht mehr konnte und dann den Rest bis zu Ryan zu gehen. Dabei fiel mir auf, dass ich mich bei Ryan immer noch nicht Zuhause fühlte. Natürlich hatte mein Verstand schon umgeschaltet und wenn mich jemand fragt, wo ich wohne, würde ich auch Ryans Adresse sagen. Es war einfach das Gefühl, was nicht stimmte. Als wäre mein Herz immer noch in meinem alten Zuhause eingeschlossen und würde von dort auch niemals den Weg bis zu Ryan finden. Bei den Gedanken an früher stiegen mir heiße Tränen in die Augen, die ich verärgert weg blinzelte. Die meiste Zeit über ließ ich solche Gedanken  einfach nicht zu. Deshalb vermied ich es auch alleine zu sein.  Nur, wenn ich nachts wach in meinem Bett lag und einfach nicht schlafen konnte, dachte ich über Mum und Dad nach. Ich spiele dann oft das kleine Spielchen: Was wäre wenn..? Doch das deprimierte mich nur.. Obwohl mir eine kleine Stimme in meinem Innersten sagte, dass nicht unbedingt alles blöd war, so wie es jetzt lief. Das würde ich mir zwar nie eingestehen, aber ich war zum Beispiel noch nie gut darin gewesen eine beste Freundin zu sein oder Leuten vor zuspielen, dass ich sie mochte. Und das brauchte ich hier auch nicht. Es gab hier kein Mädchen, die überhaupt in Frage kam meine beste Freundin zu sein. Das klingt vielleicht eher deprimierend, aber wenn man es von einer anderen Perspektive aus betrachtet scheint es doch wieder positiv. Zu Leuten nicht nett zu sein, auch wenn sie mir noch so sehr auf den Keks gehen, hätte ich mich früher auch nicht getraut, doch mir war es egal was die Leute von mir dachten. Krass! Ich hatte eine verdammt große Entwicklung gemacht. Vom Mauerblümchen zur.. ein nicht grade kleiner Stein holte mich zurück in die Wirklichkeit. Mein Knie schmerzte und als ich runter sah, ach nein das musste ich nicht mehr, weil mein Knie auf Augenhöhe war. Ich hatte mich richtig schön hingelegt. Auf jeden Fall hatte ich mir das Knie an einem der Steine auf dem Weg aufgeschlagen. Mein Blick glitt von meinem Knie weiter zu einer großen Wiese und einem See. Mit leichter Panik musste ich feststellen, dass ich überhaupt keine Ahnung hatte, wo ich mich befand oder wie ich hier hingekonnen war. Anscheinend war ich so in meinen Gedanken vertieft gewesen, dass ich vergessen hatte, dass ich mich hier nicht auskannte. Verzweifelt ging ich zum Wasser, dabei achtete ich darauf, das rechte Bein nicht so sehr zu belasten, es tat zwar nicht weh, aber ich hatte trotzdem ein bisschen Angst, dass das nur vom Adrenalin kam. Also setzte ich mich erst mal ans Ufer und wusch mit dem klaren Wasser aus dem See die kleinen Steinchen aus der Wunde. Dabei musste ich die Zähne zusammen beißen um nicht auf zu stöhnen, weil die Wunde anscheinend doch was tiefer war als gedacht und es höllisch brannte. Nachdem die Steinchen raus und die Schmerzen verwunden waren, überkam mich ein komisches Gefühl. Erst dachte ich, es wäre das Adrenalin, das wieder verschwand, doch es lag an dem Ort. Irgendwas war komisch. Zum einen hatte mir Ryan nie erzählt, dass es in der Nähe einen See gab und dann war es hier menschenleer. Das machte das Ganze irgendwie so gespenstisch und beängstigend, dass ich sofort weg wollte und andererseits fand ich es auch aufregend.  Zwischen meinen Gefühlen hin und her gerissen, blieb ich einfach sitzen, wo ich war. Eine kleine Pause konnte schließlich nicht schaden. Später konnte ich mir immer noch Gedanken darüber machen, wie ich hier wieder weg komme  würde.  Und wenn nicht? Würde das eigentlich auch niemanden interessieren.

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