Kapitel 3 Riley:
Eigentlich hasste ich die Nachrichten. Also ich sah mir sie nie an. Fast nie. Ich aß schweigend weiter und lies den Nachrichtensprecher einfach reden. Mich beschäftigte immer noch die Frage, wo Mum und Dad so lange blieben.
Und noch eine Warnmeldung, auf der A1 gab es einen Unfall, zurzeit sind zwei Tote bekannt und mehrere Schwerverletzte.
Drang es von den Lautsprechern zu mir. „Da müssten Kate und Luke auch vorbei gefahren sein,“ sagte Ryan und starrte weiter auf den Bildschirm. Es dauerte ein bisschen bis ich Ryans Worte richtig aufgenommen hatte. Vielleicht haben sie den Unfall miterlebt. Vielleicht waren sie genau da, als er passiert ist. Vielleicht sind sie welche von den Verletzten. Vielleicht sind sie die..
Aber weiter wollte ich nicht denken. „Bist du dir sicher?“ „Ja, man muss über die A1 um vom Flughafen bis hier hin zu kommen.“ Er sah mich an. „Ihnen wird schon nichts passiert sein, da bin ich mir ganz sicher.“ Versuchte er mich aufzuheitern. Riley jetzt mach dir nicht so viele Sorgen. Ich versuchte mich zu beruhigen, aber ich konnte nicht aufhören darüber zu spekulieren, wo Mum und Dad blieben.
Ich räumte meinen und Ryans Teller in die Spülmaschine und nahm mir aus dem Kühlschrank eine Flasche Cola. Anstatt mich wieder zu Ryan vor den Fernseher zu setzte ging ich wieder hoch ins Gästezimmer, was für die letzten Wochen meins war. Auf dem Weg nahm ich meinen Laptop und das Ladekabel mit. Oben angekommen setzte ich mich wieder aufs Bett und verbrachte die nächsten Stunden damit Musik zu hören, mit Dan zu schreiben und Serien im Internet zu sehen – hauptsächlich Grey’s Anatomy. Das lenkte mich total ab. So merkte ich nicht das es schon Abend geworden war. Erst als Ryan an die Zimmertür klopfte fiel es mir wieder ein – meine Eltern. Freudig sah ich ihn an. Vielleicht waren sie schon angekommen und ich hatte das Klingeln wegen der lauten Musik nicht gehört. „Du hast doch bestimmt Hunger oder?“ Ryan sah mich mit ausdruckslosem Blick an. Ich wusste die Antwort eigentlich schon, aber ich fragte es trotzdem. „sind Mum und Dad da?“ Sein leichtes Kopfschütteln war verriet mir alles – Nein. Mittlerweile konnte nicht mal Ryan verbergen, dass er sich Sorgen machte. Er schlenderte zu mir und setzte sich mit aufs Bett. „Ihnen würd schon nichts passiert sein.“ Flüsterte er und ich legte meinen Kopf an seine Schulter. Ich weiß nicht wie lange wir so da saßen, aber irgendwann riss ein lautes Läuten mich aus meinen Gedanken. Es hatte geklingelt. Keine Ahnung wer schneller auf den Beinen war, aber Ryan und ich sprinteten die Treppe hinunter. Wir hatten beide den gleichen Gedanken – Luke und Meredith, meine Eltern waren endlich da. Hastig machte ich die Tür auf. Vor mir stand ein junger Mann mit dunklen Haaren, er war groß und schlank, und hatte zwei Pizzakartons in der Hand – Der Pizzabote, nicht meine Eltern. Schweigend trat ich zur Seite, damit Ryan die Pizzen bezahlen konnte. Ich hatte keinen Hunger und auch keinen Appetit. Also ging ich einfach wieder, ohne ein Wort, nach oben und legte mich wieder ins Bett. Der letzte Gedanke an diesem Abend war, wo meine Eltern wohl blieben. Ich dachte darüber nach, was sie wohl grad machten, bis mir irgendwann die Augen zufielen und ich in einen unruhigen Schlaf fiel.
Ein schrilles Läuten lies mich aus dem Schlaf hochschrecken, was war das gewesen? Der Wecker? Der Feuermelder? Ich war noch nicht ganz klar im Kopf, doch dann kam mir die Antwort. Klar es war die Haustür. Bevor ich überhaupt meine Beine aus dem Bett bewegen und einen Fuß auf den Boden stellen konnte läutete es schon wieder. Uh.. Da wollte entweder jemand ganz dringend mit Ryan sprechen oder dieser jemand war heute mit dem falschen Fuß aufgestanden. Oder vielleicht war es auch gar nicht nur einer, sondern zwei.. Meine Eltern! Ich sprang aus dem Bett, hechtete aus meinem Zimmer raus auf den Flur und runter zur Tür, mit viel Schwung riss ich dann die Tür auf. „Bor hab ich mir Sorgen..“ setzte ich schon an um meine Eltern zu begrüßen, doch dann hielt ich mittendrin inne. Denn es waren nicht meine Eltern, sondern ein älterer Herr, mit grauem Bart. Er hatte eine Uniform an. Eine Polizeiuniform. Was wollte die Polizei hier? Hatte Ryan was verbrochen? Mit Drogen gehandelt? Bevor ich weiter nachdenken konnte hatte der Polizist schon zu sprechen begonnen. „Guten Morgen.“ Er begutachtete mich von oben bis unten, als ob ich ein Tier im Zoo wäre oder so. Und dann sah auch ich an mir herunter. *Scheiße!* Ich stand in meinem ausgeleiertem T-Shirt, einer ziemlich kurzen Shorts und sehr wahrscheinlich komplett wirren Haaren vor einem höchst offiziellem Polizisten in seiner verdammten Uniform. Erst jetzt bemerkte ich, dass im Hintergrund noch 2 Weitere Polizisten standen. „Ehm guten Morgen Sir,“ ich sah dem Mann nicht direkt in die Augen, Augenkontakt viel mir generell schon nicht leicht, und dann in einer so peinlich Situation noch weniger. „Wohnt hier ein Ryan Coolman?“, fragte er mich mit eindringlicher Stimme und ich fühlte mich sofort wie ein Fremdkörper, wie ein verlorenes kleines Kind, was grade nicht wusste, was zu tun war. „Ja, Sir.“ *Mist!* Also wollten sie wirklich zu Ryan und der Blödmann schlief noch oben in.. „Guten Morgen,“ hörte ich deinen nah neben mit Ryans vertraute Stimme. Als Erstes atmete ich tief durch. Ryans Anblick schenkte mir sofort wieder mehr Sicherheit. Er war anscheinend schon länger wach, denn er roch nach Duschgel und trug ein frisches T-Shirt und Jeans, ansonsten sah er eher müde aus. Hatte er etwa die ganze Nacht nicht geschlafen? „Würdest du uns alleine lassen?“, fragte Ryan mich, und ich war ihm unendlich dankbar, so kam ich aus dieser Situation raus. Ich machte mir schon genug Sorgen um meine Eltern, da brauchte ich jetzt nicht noch mehr Stress. Wieder zurück in meinem Zimmer setzte ich mich auf mein Bett. Es war zwar noch nicht wirklich früh, aber eindeutig noch zu früh für mich. Aber ich war kein bisschen müde, ich war viel zu aufgeregt und nervös und in mir schmerzte der Drang, wissen zu wollen, was da unten los war.
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Lost Hierarchy
ParanormalAlex ist ein Außenseiter unter den Übernatürlichen. In seinem Internat ist er kaum anzutreffen, weil er nahezu immer auf der Suche nach unbemerkten Übernatürlichen ist. Riley wartet währenddessen darauf, dass ihre Eltern aus dem Urlaub zurückkehren...