Christmas Eve

718 28 10
                                    

POV: Ardy

Am Ende der acht qualvollen Stunden traf ich Taddl wieder. Er stand auf dem Schulhof und unterhielt sich angeregt mit Jan und Andre über etwas. Ich konnte nicht genau verstehen über was sie sprachen, da ich noch zu weit weg war. Ich ging zu den Dreien hin und umarmte Taddl. Er gab mir einen liebevollen Kuss auf die Stirn.
-
Ein paar Tage später war auch schon der 24.Dezember. Heiligabend. Taddl und ich hatten die ganze letzte Zeit viel gemeinsam unternommen, jedoch hatten wir den 23. genutzt um allein Geschenke kaufen zu gehen. Ich war in einem kleinen Juweliergeschäft gewesen um den bestellten Schmuck abzuholen. Was er mir kaufen wollte hatte er auch nicht verraten und so war ich den ganzen Abend total hibbelig, nicht nur weil ich wissen wollte, was er mir schenkte, sondern auch weil ich wissen wollte was er zu meinem Geschenk sagen würde. Doch wie es sich an Heiligabend gehört begannen wir erstmal mit dem Essen. Erik hatte sich wirklich sehr viel Mühe gegeben. Er hatte gefühlt den ganzen Tag am Herd gestanden nur um uns die wohl besten Gerichte meines Lebens zu zubereiten. Erst nutzte er den gesamten Vormittag um das Mittag zuzubereiten. Es gab Rehrücken, den ich da, heute Weihnachten war, auch mit gegessen hatte, danach noch eine Blätterteig-Tarte mit Äpfeln und Birnen. Die Stimmung in unserer neuen, kleinen, verschachtelten Familie war ausgelassen. Am Tisch wurde viel Gelacht. Den Nachmittag hatten wir dann alle zusammen den gekauften Baum festlich geschmückt und am Abend begann das Essen traditionell mit einer Fischsuppe, gefolgt von einer Ente und zum Nachtisch servierte uns Erik einen Bratapfel in Haselnusskruste. Himmlisch. Wir redeten über viele Dinge am Tisch. Taddl und ich hielten Händchen und schenkten einander die Zärtlichkeit, die wir uns immer gewünscht hatten. Während dem Essen hörten wir Weihnachtlieder, die wir teilweise manchmal mit anstimmten und so sangen wir gemeinsam. Ich hatte noch kein schöneres Weihnachten erlebt, wie dieses hier. Ich musste immer wieder schmunzeln, wenn ich sah wie Ma und Erik sich gegenseitig anhimmelten. Die Beiden waren echt süß zusammen. Erik war wie ein Vater für mich. Wahrscheinlich war er der Vater geworden, den ich nie hatte, aber mir immer gewünscht habe. Die Schule viel mir auch etwas leichter in den letzten Tagen und dank Taddl, der mir regelmäßig den Stoff erklärte, kam ich auch gut mit dem Unterricht mit. Ohne Taddl hätte ich das schlechteste Zeugnis überhaupt bekommen und wäre wahrscheinlich sitzen geblieben und nun arbeiteten wir hart daran, dass meine Noten alle eine 3 bis 4 werden würden. Doch nun waren erstmal zwei Wochen Ferien und ich könnte nicht behaupten, dass dies nicht mein Lieblingspart der Schulzeit ist.
Taddl und ich hatten noch einmal neue Schneemänner gebaut, die dieses Mal Erik und meine Ma darstellen sollten und unsere alten wieder freigeschaufelt. Ich hatte noch nie so viel Schnee in Köln gesehen, die letzten Jahre hatte ich immer von weißer Weihnacht geträumt und nun war dieser Traum wieder einmal Wirklichkeit geworden. Ich kann nicht sagen, wie es gewesen wäre wenn wir immer noch bei Frank leben würden und mit diesem Weihnachten feiern würde. Wie es wäre ohne Taddl zu sein. Taddl bedeutete mir alles in meinem Leben. Er war meine Sonne, wenn nur Wolken am Himmel waren. Dank ihm ging es mir gut. Ich dachte nicht einmal mehr daran, dass ich mich vor nicht allzu langer Zeit fast umgebracht hätte. Taddl hatte mich gerettet. Taddl war mein ganzer Stolz und ich konnte zum ersten Mal sagen, dass ich jemanden gefunden hatte, den ich liebte. Jemanden der alles für mich tun würde und mit dem ich am meisten Spaß habe, jemanden ohne den ich nicht mehr sein kann, in dem ich so verloren bin und den ich brauche. Taddl ist dieser Jemand und ich bin froh ihn endlich gefunden zu haben.
Frank, der Typ der mich all die Jahre so gequält hatte verbrachte sein Weihnachten hinter Gittern. Und wenn er dort entlassen werden würde, irgendwann, dann müsste er zur Entziehungskur. Wir würden also lange genug nichts von ihm hören oder sehen. Aber um ehrlich zu sein? Ich habe Angst vor dem Tag, an dem er wieder Draußen sein wird, denn er wird alles tun um sich an uns zu rächen und das zu bekommen was er will. Ich schob die finsteren Gedanken zur Seite und dachte an all die guten Dinge. Andre und Jan hatten es aufgegeben mich zu mobben und wir bildeten nun gemeinsam mit Taddl eine Clique. Zugegeben, das Vertrauen musste erst aufgebaut werden, nachdem sie mir seit fünf Jahren jeden Tag noch mehr zur Hölle gemacht hatten, aber das ging erstaunlicher Weise wirklich schnell. Zwischen mir und Taddl lief nach wie vor alles super und wir verhielten und immer noch wie damals, als wir nur Freunde waren. Es kam mir vor als würde ich Taddl schon immer kennen, dabei kannten wir uns erst seit diesem Herbst. Mein Leben lief echt gut. Ich lebte in einem Haus das Unmengen gekostet haben musste, gemeinsam mit Taddl und seinem vermögendem Vater, der sich Autos von über einer Million Euro kaufen konnte und nebenbei noch drei andere Wagen in der Garage stehen hatte. Ich sah meine Mutter glücklich und ohne, dass sie geschlagen wurde. Ich wurde schlagartig aus meinen Gedanken gerissen als ich Taddls Lippen sanft auf meinen spürte. „He! Du Träumer, wir wollen die Geschenke auspacken." Erstaunt musste ich feststellen, dass der Tisch schon abgeräumt war und Ma und Erik schon den Raum verlassen hatten. Die Nervosität nahm meinen Körper ein. Was würde Taddl wohl zu meinem Geschenk sagen? Würde er sich freuen? Oder würde er mich nur komisch anschauen und sich fragen, was der ganze scheiß soll? Ardy, du machst dir schon wieder viel zu viele Gedanken. Ich stand langsam auf und schob meinen Stuhl, ebenfalls sehr langsam, an den Tisch. Dann griff ich nach Taddls Hand, küsste ihn noch einmal und ging mit ihm ins Wohnzimmer.
Dort waren viele Kerzen angezündet, der Weihnachtsbaum erstrahlte in vollem Glanz und Ma und Erik grinsten breit, wobei Erik auch ein wenig nervös schien. Erik, der sonst so souveräne, lockere Typ war tatsächlich nervös. Im Hintergrund lief leise Weihnachtsmusik und die Geschenke lagen unter dem Baum. Unter anderem auch die kleine, in rotes Papier gewickelte und mit einem Silbernen Band verzierte Schachtel, die Taddl bekommen sollte. Wir setzten uns auf den Boden und begannen, wieder einmal ein Weihnachtlied singend, unsere Geschenke zu überreichen. Erik überreichte Yella ein ebenso kleines Paket, wie mein Geschenk für Taddl, darin war eine silberne Kette mit einem kleinen Diamanten als Anhänger. Yella schenkte ihm ein Lederarmband und ein Schlüsselanhänger von Koenigsegg. Taddl überreichte mir ein etwas größeres, in silbernes mit Schneemännern bedrucktes Papier gewickeltes, Paket. Es stellte sich als der Hoodie heraus, den ich mir schon länger gewünscht hatte, außerdem lag noch eine Tasse mit einem Bild, wo wir und küssen im Paket. Ich überreichte ihm die Schachtel. Taddl packte sein Geschenk im Stehen aus und ich kniete mich vor ihn. Als er die Schatulle öffnete und den goldenen Ring, mit der Gravur unserer Namen in der Innenseite, sah hielt er sich eine Hand vor den Mund. „Taddl? Ich möchte, dass du mein Mann wirst. Und ich weiß, dass wir damit noch ein wenig warten müssen und wir uns noch gar nicht so lange kennen aber wir haben so viel gemeinsam durchgestanden und ich liebe dich so sehr und ich möchte jedem zeigen, dass wir zusammen gehören, deshalb frage ich dich trotzdem schon einmal: Willst du mein Mann werden?"

Ende.

Timing is a Bitch - Your little Secret  | TardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt