Lady Bentley von Highclere Castle Teil II

38.Kapitel

"Oh mein Gott" flüsterte Charlotte und Tränen traten ihr in die Augen. "Es muss schrecklich sein, sein eigenes Kind zu verlieren..."

Ich nickte, denn schließlich wusste ich, wie schwer es war, denn ich hatte auch ein Kind verloren.

"Es war für uns alle schrecklich... Von da an waren unsere Tage grau. Und unsere Nächte noch schwärzer. Wir hatten am eigenen Leib erfahren, was so viele Eltern, Geschwister und Freunde erlebten. Und unser Wunsch nach dem Ende des Krieges wurde immer stärker.

In London war es schwierig den Krieg zu vergessen. Überall hingen Plakate, die weitere Soldaten und weitere Krankenschwestern anwerben sollten.
"Wie können sie es wagen" knurrte George jedes Mal, wenn wir an solch einem Plakat vorbei kamen. Annas Tod ging ihm sehr nahe. Anna war nie seine Lieblingsschwester gewesen, doch sie war seine Schwester und von da an war er nie wieder der selbe.

Er blieb nachdenklich und war Fremden gegenüber immer verschlossen. Nur bei mir blieb er so, wie er immer war. Aufmerksam, freundlich und gesprächig...

***

Der Sommer kam, doch die warmen und hellen Sonnenstrahlen vermochten es nicht unsere düstere Stimmung zu vertreiben.

Jeden Tag erhielten wir Nachrichten von der Front, doch keine erschienen uns besonders Hoffnungsvoll. Es schien, als würde der Krieg still stehen. Doch die Soldaten fielen und fielen und jeden Tag gab es mehr Tote.
Doch es schien als würden sie auf der Stelle treten. In einem Krieg der kein Ende fand. In dem es keinen Gewinner geben könnte.

"Es wird in diesem Krieg keinen Gewinner geben" flüsterte ich, als ich an einem Sommerabend mit George von einem Spaziergang wieder kam. Wir vermissten, die ruhigen Stunden, die wir auf Highclere Castle so genossen hatten. Denn in London hatten wir kaum eine Minute für uns. Immer waren andere Menschen um uns herum, sodass es schwierig war ein Gespräch unter vier Augen zu führen.

Deshalb stahlen wir uns manchmal heimlich nach oben in mein Zimmer. Obwohl es sich nicht schickte, um zu reden. "Es wird nur Verlierer geben..."

Jeden Tag sprachen wir darüber wie sehr wir hofften, dass dies der letzte Kriegssommer wäre. Und nie hätten wir ernsthaft geglaubt, dass der Krieg so schnell enden würde...