7.Kapitel

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"Als der Lord aus London zurück kehrte hatte er leider keine guten Nachrichten. Egal an wen er sich gewandt hatte, niemand konnte oder wollte ihm helfen....

"Du kannst dir doch nicht noch einen Gast ins Haus holen, für diese Egoisten" schimpfte Catherine, als sie erfuhr dass irgendein Amerikaner bei uns wohnen sollte. Es war nicht nur irgendein Amerikaner sondern ein Botschafter. Und das Ministerium war der Meinung, dass ein wenig Gastfreundschaft in einem Englischen Haus den Geschäften nur förderlich sei.

"Warum ausgerechnet bei uns?" Der Lord seufzte, "da wir ein Anliegen haben und nicht allzu weit von London entfernt Leben. Vielleicht kann uns dieser Amerikaner helfen..."

***

Für die Ankunft des Amerikaners wurde Highclere Castle so gut es ging herausgeputzt. Das beste Gästezimmer wurde zurechtgemacht und Menüs wurden geplant, die wie vor dem Krieg waren. Obwohl die Köchin nicht wusste, wo sie die Zutaten für all diese Köstlichkeiten herbekommen sollte. So kam es, dass sie begann auf dem Schwarzmarkt einzukaufen. Zusätzlich gingen einige der Mädchen noch auf Hamsterfahrten, was die Herrschaften nicht gerne sahen.

Zur Begrüßung hatten sich alle der Herrschaften und das Personal vor dem Haupteingang eingefunden. Der Zug hatte offenbar Verspätung, denn wir warteten einige Zeit. Catherine schien sehr nervös zu sein, unruhig trat sie von einem Bein auf das andere und zupfte immer wieder an ihrem Kleid.

Endlich tauchte der schwarze Mietwagen auf dem Kiesweg auf. Immer näher und näher kam er, bis er vor uns zum stehen kam. Ein großer, schlanker Diener stieg eilfertig aus dem Wagen um seinem Herrn die Tür zu öffnen.

Der Amerikaner war ganz anders als ich ihn mir vorgestellt hatte. Ich hatte mir einen älteren Mann, vorgestellt, klein gebaut und von plumper Gestalt.
Doch der Mann der selbstbewusst und elegant aus dem Wagen stieg war alles andere als abstoßend. Er war groß, sportlich und muskulös. Sein Gesicht war hübsch, doch ihm fehlte der Gewisse Charakter.

Zufällig fiel mein Blick auf Lady Sophie, die dem Fremden einen glühenden Blick zu warf.
"Ich Hoffe ihre Reise war angenehm?" Fragte Robert während er den Mann ins Haus führte. "Ich muss zugeben, dass das Ziel dieser Reise mich für alle Unannehmlichkeiten entschädigt" schmeichelte er dem Hausherren. "Sie möchten sich sicherlich erst einmal ausruhen" sagte der Lord und winkte den Butler heran, der den Mann auf sein Zimmer führen sollte.

Auch ich ging nach oben um George zu besuchen. Denn obwohl es George besser ging, verließ er sein Zimmer kaum. Er hatte einen Rollstuhl bekommen, mit dem er sich selbstständig in seinem Zimmer und der oberen Etage bewegen konnte. Manchmal trugen die Diener ihn gemeinsam die Treppe nach unten. Doch George zog es meist vor alleine auf seinem Zimmer zu bleiben.

Als ich den Raum betrat saß er am Fenster und starrte völlig in Gedanken versunken aus dem Fenster. "Darf ich reinkommen?" Fragte ich vorsichtig um ihn nicht zu verärgern. Denn in der letzten Zeit neigte er oft zu gereiztheit und war immer trübsinnig. Er nickte, ohne den Blick vom Fenster abzuwenden. Langsam ließ ich mich auf dem Stuhl neben ihm sinken. Mein Blick wanderte in dem Zimmer meines Verlobt hin und her. Es sah aus wie es schon immer aussah. Die Holzgetäfelten Wände waren mit Bücherregalen zugestellt auf denen sich nicht nur Bücher sondern auch gerahmte Bilder, Teleskope und Karten stapelten. Doch egal welchen normalen und vertrauten Eindruck das Zimmer auch vermittelte. Nichts war mehr so wie es einmal war.

"Wie geht es dir heute?" Fragte ich. "So wie jeden anderen Tag auch" fuhr George mich schroff an. Ganz erschrocken von seiner plötzlichen Grobheit traten mir Tränen in die Augen. Ohne dass ich etwas dagegen tun konnte flossen sie mir über die Wangen.
Erschrocken sah George mich an. "Es tut mir leid" flüsterte er, "ich wünschte ich könnte dich jetzt in den Arm nehmen... Aber das werde ich wohl nie wieder tun können."

Eine Weile schwiegen wir, "ich kann dir das nicht antun. Ich möchte dich nicht dein ganzes Leben an mich ketten. Dich dazu zwingen dein Leben mit einem Krüppel zu verbringen..."

Ich wollte etwas sagen, doch der Gong zum Umkleiden ertönte, weshalb ich mir nur die Tränen aus dem Gesicht wischte und sein Zimmer mit eiligen Schritten verließ.

Lady Bentley von Highclere Castle Teil IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt