"Meine Eltern waren traurig, weil ich sie so überstürzt verließ. Und sie verstanden nicht, warum der Lord auf mich hören sollte. Doch sie hatten keine andere Wahl als mich gehen zu lassen. Denn schließlich wussten sie, dass ich den Hof verlassen würde. Mit oder ohne ihrer Zustimmung.
Noch an diesem Tag packten wir meine Koffer und machten uns auf den Heimweg. Ja Charlotte du hast richtig gehört..." Beantwortete ich ihren etwas ungläubigen Blick. "Highclere Castle war mein Zuhause geworden.
Im Zug musste ich die ganze Zeit an die betrübten Gesichter meiner Familie denken. Doch die Aussicht in mein gewohntes Leben zurück zu kehren verscheuchte bald die schuldbewussten Gedanken.
Die Zeit erschien mir endlos lang, obwohl es eine der kürzesten auf dieser Strecke war. Denn George hatte mich mit einem der Automobile abgeholt, die schneller waren als jede Kutsche...
"Aber die Autos waren damals bestimmt nicht mit den heutigen zu vergleichen..." bemerkte Charlotte und lächelte mich verschmitzt an.
"Da hast du allerdings recht" pflichtete ich ihr bei, "heute habe ich immer das Gefühl, als würden wir über die Straßen fliegen, statt zu fahren."
***
"Als wir auf Highclere Castle ankamen, wusste Robert noch nichts von dem Sturm, der ihn erwarten würde.
Highclere Castle erschien mir ganz anders, als ich es in Erinnerung hatte. Die großen Räume waren nicht mehr behaglich, sondern so kalt, dass Eisblumen sich an den Fensterscheiben rankten und der Atem weiße Wolken bildete. Denn der Kohlen Mangel machte sich immer mehr bemerkbar und je kälter es wurde umso unerträglicher wurde es im Haus. Nur Robert schien Nichts davon zu bemerken, oder er wollte es einfach nicht.Miss Sophie hatte sich kurz nach meiner Abreise mit all ihren Kleidern nach London begeben, da sie den Winter in der Stadt verbringen wollte. Dies bestätigte nur meine Vermutungen, dass sie sich sofort aus dem Staub machte, sobald es ein wenig unangenehm wurde.
Violette und Catherine begrüßten uns stürmisch. Beide trugen dicke Pelzmäntel um sich vor der Kälte in den großen Räumen zu schützen. Denn nur die kleineren wurden mit etwas Holz geheizt.
"Es ist so schön, dass du wieder da bist" sagte sie und schloss mich erleichtert in die Arme. "Hast du versucht mit Robert zu sprechen?"
Catherine warf mir einen verlegenen Blick zu, "ich habe es versucht, doch er sieht es einfach nicht ein...""Dann werde ich mit ihm sprechen" antwortete ich entschlossen. Denn so konnte es auf gar keinen Fall weiter gehen.
"Wo ist Robert gerade" erkundigte ich mich bei Catherine. Sie warf mir einen unsicheren Blick zu und antwortete: "er ist gerade in der Bibliothek... Doch er möchte nicht gestört werden."
Ich sah Catherine fest in die Augen, in der Hoffnung, dass ich sie mit meinem Mut und meiner Zuversicht anstecken konnte. Denn es war für mich beinahe unerträglich sie so hilflos und unglücklich zu sehen. Denn sie war eine der nettesten Frauen, die ich in meinem ganzen Leben gekannt hatte.
"Das ist mir egal" sagte ich, "er muss handeln und am besten so schnell wie möglich. Entschlossen wandte ich mich ab und ging mit festen Schritten auf die Bibliothek zu.
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Lady Bentley von Highclere Castle Teil II
Tarihi KurguLady Bentley ist eine reiche alte Lady, doch das war nicht immer so... Kurz vor ihrem 100.Geburtstag beginnt sie ihre Lebensgeschichte zu erzählen und findet in ihrer Enkelin Charlotte eine aufmerksame Zuhörerin. Sie berichtet von ihrem Leben als...