Kapitel 2

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Um halb zwölf betritt mein Vater das kleine Büro von mir. "Ich habe gehört, du hast dich um Mister Rogers gut gekümmert, bevor ich gekommen bin. Auch das gehört zu deinem Job. Kunden Gespräche. Ist sonst noch was passiert, seit dem Mister Rogers weg war?", fragt er und setzt sich nun auf einen der Stühle, die vor meinem Schreibtisch stehen.

Ich sehe auf den Block, welchen ich beschriftet habe, damit ich die Informationen gleich richtig weitergebe und nicht so ungenau weitergebe. "Mister Hemingway hat angerufen, er wollte wissen, ob die Bestellungen schon draußen sind. Außerdem hat noch eins Miss Walter angerufen. Sie wollte dich daran erinnern, dass dein Termin um 14:00 ist. Er soll von großer Bedeutung und Wichtigkeit sein.", lese ich kurz vor und runzle die Stirn.

"Gut." Vater erhebt sich und geht zur Tür. "Ich habe dich wirklich gut erzogen. Du fügst dich super hier ein. Deine Mutter und ich wussten schon immer, dass du das Zeug hierfür hast.", erklärt er und verlässt das Büro. Ich starre ihn verzweifelt an.

Ich soll hier reinpassen? Ich? Ich habe schon seit kurz nach acht, meine Schuhe ausgezogen und laufe hier in einer Perlonstrumpfhose herum, eben weil die Highheels nichts für mich sind. Ich passe hier so gut rein, wie ein Rülpser in einer Symphonie.

Ich seufzte tief und drehe mich in meinem Drehstuhl herum. Immer mal wieder. Mir ist langweilig. Ich bin unkonzentriert und kann nicht mehr sillsitzen. Ich muss hier raus. Ich muss Ich muss irgendwas tun, was eben nicht E-Mail beantworten ist.

Das Telefon klingelt. "Black Enterprise. Jasmin Black am Telefon. Womit kann ich Ihnen helfen?", rattere ich den Text hinunter, welchen ich sicher heute schon fünfzehn Mal gesagt habe.

"Miller mein Name. Wir haben in der Abteilung für Maschinenbau ein Technisches Problem und benötigen einen IT-Spezialisten."

Ich presse den Höher zwischen Ohr und Schulter ein, ehe ich der IT-Abteilung eine Benachrichtigung schicke. "Haben Sie noch ein wenig Geduld Mister Miller. Die Benachrichtigung ist schon raus und in ein paar Minuten wird sich hoffentlich jemand aus der IT-Abteilung sich auf den Weg zu Ihnen machen.", erkläre ich und lege auf.

Mit einem Sehnsüchtigen Blick aus meinem Fenster hinter mir, wende ich mich den E-Mails wieder zu. Nur noch 149 Ungelesene E-Mails beantworten. Mit diesem Mantra, wobei die Zahl regelmäßig kleiner wird, arbeite ich mich durch.

Nach Stunden, wo endlich keine E-Mail mehr übriggeblieben ist, lasse ich mich erschöpft nach vorne rutschen. Lege meine Arme auf die Tischplatte und bette meinen Kopf langsam darauf. Ich bin einfach müde. Die ganze Zeit auf einen blöden Bildschirm gucken erschöpft mich ungemein. "Fünf Minuten die Augen schließen.", murmle ich und falle in einen tiefen Schlaf.

Geweckt wurde ich von einem unnatürlichem Geräusch, welches mich fragend umsehen lässt. Der Computer ist aus. Ebenso wie das Licht. Ich reibe meine Augen und höre immer noch so ein komischen Heulen. Hört sich an wie Sirenen. Mein müdes Gehirn registriert gerade, dass eine Sirene los gegangen ist. Ich umrunde den Schreibtisch und öffne die Tür.

Auf dem Flur haben sich Rauch und Flammen gebildet. Ich starre die roten Flammen entsetzt an. Ich schließe die Tür, als plötzlich eine Tür auf den Flur geschleudert wurde und es aus der Nähe immer mal wieder kleine Explosionen gibt.

Ich drehe mich um. Renne zum Fenster: "Okay, Keine Panik auf der Titanic." Ich schüttle den Kopf. Rufe mir in Erinnerung, dass die Titanic gesunken ist. Bestand höchstwahrscheinlich aus TicTaks. Kein Wunder, dass sie gegen den Eisberg keine Chance hat.

Es gib nur ein Fenster, welches sich öffnen lässt. Zumindest in der Theorie. Was soll man auch erwarten, wenn man sich in einen Hochhaus befindet, und dann auch noch im 30igsten Stockwerk. Ich rüttle am Fenstergriff, doch hier funktioniert gar nichts ohne Schlüssel. Und den habe ich nicht. Ich sehe mich um. Die Stühle.

Langsam tritt der Rauch durch die Türritzen in den Raum. Ich muss handeln. Ich greife nach einen der Besucherstühle und schlage diese mit roher Gewallt auf die Fensterscheiben ein. Diese wackeln bedächtig. Mittlerweile tanzen vor der Milchglastür die Flammen. Ich werde panisch und diese scheiß Fenster wollen nicht kaputt gehen.

Tränen fließen meine Wangen hinunter. Ich benötige dringend Hilfe. Mit einer Kraft, welche ich auf meinen Überlebenswillen schiebe, bricht die Fensterscheibe mit einem lauten Knall und das Glas rieselt hinunter. Der Stuhl, welcher wohl viel Schwung hatte, flog gleich hinterher. Ich beuge mich aus dem Fenster.

Die Feuerwehr Leute unten, sehen zu mir hinauf. Bewegung kommt hinunter. Unter meinem Fenster wird eine Sprungmatte aufgebaut. Innerhalb von Sekunden steht ein großes Quadratisches Ungetüm etwas entfernt vom Gebäude. Voll mit Luft. Ich müsste nur noch springen.

Aber wer schon mal vom zehn Meter Turm in einem Schwimmbad gesprungen ist, weiß, wie hoch zehn Meter sein können. Doch im 30igsten Stock zu sitzen, sind sicher knapp über 100 Meter*. Die Tür knallt und nun tritt mehr Rauch hinein. Ebenso breiten sich die Flammen nun auch in meinem Büro aus. Ich steige auf den Fensterrahmen. Die Überreste der Fensterscheibe, bohren sich in meine nackten Sohlen.

Nun, stehe ich sogar, und so langsam wird mir schlecht. Ich hätte niemals gedacht, dass ich mal aus einem Hochhausspringen würde. Das alles erinnert mich so stark an den 11. September. Mit einen letzten Blick nach hinten, springe ich hinunter.

Mein Schrei übertönt die Sirenen, ehe ich wild mit den Armen rudere. Meine Haare ziehen flatternd an meiner Kopfhaut. Meine Augen tränen. Ich versuche nur noch den roten Punkt auf dem Luftkissen zu treffen. Der Fall fühlt sich endlos an. Wie, als würde ich das schon mein Leben lang machen, drehe ich mich. Wie, als würde ich nun eine Arschbombe machen, lande ich mit angezogenen Knien in dem Luftkissen.

Mein Blick schweift nach oben zum Fenster, wo ich noch vor wenigen Sekunden war. Eine Feuersäule schießt heraus und aus sämtlichen anderen Fenstern auch. Glas und Geröll fliegt auf uns nieder und ich spüre nur noch, wie ein paar Glassplitter mich treffen, ehe mich eine Hand an meinem Oberarm packt und mich von der Matte zieht. Ich kriege nicht wirklich Luft. Schnappe immer mal wieder nach Luft, doch so wirklich einatmen und ausatmen kriege ich nicht. Es fühlt sich an, als wäre ich ein Fisch auf dem trockenen. Ich werde von Sanitätern auf eine Liege gelegt. Eine Atemmaske wird mir aufgesetzt.

Müde blinzle ich. Was passiert hier eigentlich? Warum sind hier so viele Menschen? "Können Sie mich hören?", fragt ein Sanitäter. Wie durch einen Nebel versuche ich ihn zu erkennen. Er hat, glaube ich dunkle Haare. Mandelaugen und wirkt ein wenig verzerrt. Vorsichtig nicke ich. Ich huste laut. Versuche die Maske von mir zu bekommen. Möchte ohne dieses Ding atmen. Sie raubt mir die Luft.

"Hey. Hey. Ruhig. Atme tief ein und aus. Ein und aus.", langsam wird seine Stimme verzerrter. Mein Hustenanfall wird stärker und Tränen treten aus meinen Augen.

Er fängt an irgendwas zu brüllen und dann spüre ich, wie ich ruhig werde. Langsam flattern meine Augenlieder auf und ab. Ich versuche wach zu bleiben, doch umso mehr ich blinzle umso mehr treibe ich die Dunkelheit ab. Und plötzlich war es mir nicht mehr möglich meine Augen offen zu halten. Nur noch das Knallen einer Tür und der laute Ton einer Sirene, ebenso ein rütteln empfinde ich noch, ehe ich völlig abgetreten bin.

;)

Original Text: 364 + 324= 688 Wörter (Kapitel 2+3 )

Überarbeiter Text: 1208 Wörter

Jasmin BlackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt