Kapitel 1

2.1K 55 4
                                    

Mein gesamtes Leben wurde mir gesagt, dass mein Leben erst wirklich anfängt, wenn ich beginne zu arbeiten. Meine Adoptiveltern haben alles dafür in die Wege geleitet, dass ich nach meinem Abschluss eine Ausbildung in deren Firma beginne. Ob ich das überhaupt möchte, wurde hier übergangen, wie eigentlich jedes Mal. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich, seitdem ich von dem Ehepaar Black adoptiert wurde, keine eigne Entscheidung mehr treffen müssen, außer welche Unterwäsche ziehe ich an. Ich richte meine Bluse und zupfe etwas an den schwarzen Blaser, welcher entgegen meinen Vorlieben, sehr eng und sehr tailliert geschnitten worden ist. Es ist erst halb acht. Draußen wird es kühl sein, wie es eben so ist im Januar.

"Jasim. Bist du fertig?", höre ich von unten die Stimme meines Vaters.

"Ja, gleich!", rufe ich zurück und höre dumpf aus der Küche das gezetert meiner Mutter, welche wohl wieder sagt, dass ich nicht so zu brüllen brauche. Sie haben ja schließlich gute Ohren. Mein Blick in den Spiegel lässt mich seufzten. Die weiße Bluse, der dunkle Blaser und der dunkelblaue, knielanger Rock sehen schon toll aus. Mein Blick schweift hinunter zu den hohen Highheels, welche ich tragen soll. Mein Vater hat in seiner Firma einen Dresscode und während Männer im Anzug wie beim MIB rumlaufen sollen, müssen eben Frauen Röcke, Blusen und Highheels tragen. Ob sie das nun toll finden oder nicht, ist dahingestellt.

Mürrisch steige ich in die Höllenschuhe und richte noch einmal meine Haare, ehe ich mich vom Spiegel abwende und aus meinem Zimmer gehe. Vorsichtig, nicht dass ich mit diesen Schuhen umknicke, gehe ich die Marmortreppe hinunter. Das Ehepaar Black ist durch die Firma: Black Enterprise, sehr erfolgreich und eben reich geworden. Die Firma kümmert sich um Computer und Motor Entwicklung und bauten. Aber auch Immobilien und in der Medizin greift Black Enterprise nun auch nach Rum und Geld.

Mein Vater ist groß gewachsen und hat schwarze Haare, welche schon leichte graue Stellen an den Schläfen aufweisen. Ein prüfender Blick meines Vaters über meine Kleidung lässt ihn zufrieden nicken, ehe ich in meine Jacks schlüpfe und mit ihm zusammen das Haus verlasse.

Sofort weht mir ein eisiger Wind entgegen. Was erwartet man auch im Januar? Sonnenschein und 35°? Ganz bestimmt nicht. Zusammen steigen wir in den Sportwagen, in dem meine Eltern regelmäßig zum Golfen fahren und damit angeben. Meine Eltern sind, wie ihr sicher schon mitbekommen habt, materialistisch und lieben es damit anzugeben und allen zu zeigen, wie reich sie sind. Für diesen Lebensstil erhalten sie aber auch viel Gegenwind. Besonders nach der Alien-Bedrohung von vor einem halben Jahr. Während Stark Industries viele Gelder bereit gestellt hat um Manhattan und New York City im Allgemeinen, wieder aufzubauen, hat der zweitgrößte Konzern, Black Enterprise, erst einmal die Rechte an irgendeiner geheimen Software erlangt und nicht mal daran gedacht die Stadt zu unterstützen. Dass da Gegenwind kommt und sogar Drohbriefe, Morddrohungen und anderes, kann ich mir vorstellen.

Zumindest erhielten meine Eltern diese. Ich habe mich, obwohl man es mir verboten hat, mein Gespartes gespendet, und zwar öffentlich. Heute noch läuft eine, relativ große Summe von meinem Taschengeld gleich weiter zu Organisationen, welche den Menschen hilft, die noch nicht zurück nach Hause können.

Mein Vater riss mich aus meinen Gedanken: "Freust du dich schon auf deinen Job? Die Angestellten werden dich behandeln, als wärst du der Chef. Was in naher Zukunft ja auch sein wird. Du bekommst deinen eigenen Schreibtisch und einen eignen Chefsessel. Natürlich in deinem eignen Büro.", berichtet mein Vater und erzählt noch vieles weiter, was ich bekomme. Wie die Berechtigung, alle Angestellten, die mir nicht fleißig genug arbeiten, zu feuern und restlos zu kündigen. Ich nicke bloß abwesend.

Vor dem großen, Gusseisernen Tor der Firma, bleibt mein Vater stehen. Der Pförtner öffnet und das Tor und mein Vater fährt mit hocherhobenen Kinn weiter. Er achtet nicht auf den Pförtner, welcher ihn freundlich zunickt und einen guten Morgen wünscht. Ich lächle ihn kurz flüchtig an, ehe ich einen missbilligen Blick meines Vater auf mir spüre: "Du stehst über ihn. Verhalte dich so."

Jasmin BlackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt