DREIßIGSTES KAPITEL

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Zusammen mit Gökhan lief ich ein wenig hinter den anderen her. Wir waren gerade dabei Gökhan einen Anzug zu kaufen. Unsere Mütter, seine zwei besten Freunde Dogan und Sezer und sein Bruder Burak waren dabei. Alle fünf liefen vor uns auf das Geschäft zu. "Am liebsten würde ich dich jetzt einfach packen und abhauen.", meinte Gökhan und sah genervt auf das Geschäft. Ich sah lachend zu ihm. "So gäbe es keine Hochzeit." Ich hob eine Augenbraue und biss mir auf die Unterlippe, um mein Grinsen zu unterdrücken. Gökhan sah zu mir runter und zog seine Augenbrauen zusammen. "Dieses ganze unnötige Zeug mache ich nur deinetwegen mit. Ich würde dich auch so nehmen, ohne Brautkleid. Es ist mir egal. Die Hauptsache ist, dass du zu einer Demirbas wirst, egal wie." Kurz fiel sein Blick auf meine Lippen bevor er wieder nach vorne sah.

"Wo ist Dilek?", hörte ich Gökhan nach mir fragen und ging zurück zu den Umkleidekabinen. Alle saßen auf der Couch und blickten genervt zu ihm. Grinsend ging ich dazu und betrachtete Gökhan in seinem Anzug. "Da bist du ja. Wo warst du?" Seine prüfenden Blicke blieben an meinem Gesicht hängen. Ich ignorierte seine Frage und sah mir ihn genau an. Sein Smoking stand ihm mehr als nur gut. Er sah viel zu gut aus darin, sodass ich mir Sorgen machen musste, dass ich als Braut kaum beachtet werden würde. "Wo ist die Fliege?" Ich sah ihm wieder in die Augen und ging auf ihn zu. Gökhan fing an zu lachen und schüttelte dabei seinen Kopf. Verwirrt sah ich ihn an und sah dann zu den anderen. "Krawatte mein Schatz, keine Fliege.", stellte er klar. Beschämt sah ich zur Seite, da er mich vor unseren Müttern und den Jungs so genannt hatte.

"Also ich bin für einen maßgeschneiderten Smoking.", meldete sich sein Bruder zu Wort und ich sah mit hochgezogener Augenbraue zu ihm. Er zwinkerte mir zu und grinste genauso breit wie sein Bruder, der nun hinter mir stand. "Wieso? Dieser Smoking passt doch perfekt.", widersprach ich und unsere Mütter stimmten mir zu. Mir die Jungs beharrten auf einen maßgeschneiderten Smoking. "Dein Kleid wird doch auch ein Einzelstück.", meinte Sezer und bekam einige Schläge von den anderen auf den Hinterkopf. Als ich zu Gökhan sah, seufzte er genervt und verschwand in der Umkleidekabine. "Was hast du da drin jetzt genau vor?", fragte ich sofort und verschränkte meine Arme vor der Brust. "Gesell dich zu mir. Dann sieht du es." Wieder spürte ich wie meine Wangen anfingen zu glühen und biss mir fest auf die Zunge. Wieso konnte dieser Mann nicht einfach mal eine vernünftige Antwort von sich geben ohne mich vor den anderen in Verlegenheit zu bringen? Meine zukünftige Schwiegermutter lachte und legte ihre Hand auf meinen Oberschenkel. Lächelnd wendete ich mich zu ihr.

Genervt rollte ich die Augen und folgte dem hübschen Mann vor mir, der meine Hand mit seiner verschränkt hatte. Mit schnellen Schritten ging er auf sein Auto zu und blieb vor Beifahrertür stehen. Nachdem er die Tür geöffnet hatte, sah er mich auffordernd an. "Was für einen Gentleman an meiner Seite.", gab ich ironisch von mir und setzte mich in das Auto. "Muss man der Lady doch bieten.", entgegnete er mir und zwinkerte mir zu. Dann machte er die Tür zu und stieg ebenfalls ein. "Ich denke, wir haben ein wenig Zweisamkeit verdient nach dem ganzen Stress um die Hochzeit.", meinte Gökhan und fuhr auf dem direkten Wege zu sich nach Hause. Ich lehnte meinen Kopf an das Fenster mit dem Blick zu ihm. "Gökhan du hast immer noch keinen Smoking für die Hochzeit, ist dir das überhaupt bewusst?" , "Dilek bitte. Ich werde bis zu der Hochzeit etwas finden. Und jetzt lass nur für den restlichen Tag das Thema Hochzeit beiseite." , "Ich hoffe es. Ansonsten kannst du dir ja eine andere Braut suchen.", scherzte ich und grinste ihn frech an. Er warf mir einen Blick zu und hob die Augenbraue. Seine weißen Zähne strahlten mich an, als er breit grinste. "Ich werde es mir überlegen." Kopfschüttelnd stieg ich aus dem Auto, als wir vor seiner Wohnung ankamen und ging direkt auf ihn zu. Ich wusste, dass er hierher fahren würde, da seine Eltern in seinem Haus waren bis zur Hochzeit. Gökhan schnappte sich meine Hand und zog mich mit sich bis nach oben in die Wohnung. Dort ließ er meine Hand los und zog sich die Schuhe aus. Ich tat es ihm gleich und folgte ihm weiter ins Wohnzimmer. "Dilek?" Seine eisblauen Augen sahen in meine. Fragend blickte ich zu ihm. "Dein Zukünftiger hat Hunger und will testen, ob du gute oder schlechte Kochkünste hast. Nur um zukünftig vorbereitet zu sein." Ich sah ihn doof an und verschränkte meine Arme vor der Brust. Er hatte es sich mittlerweile auf der Couch gemütlich gemacht und hatte den Fernseher eingeschaltet. "Das nennst du Zweisamkeit?" Ohne auf eine Antwort von ihm zu warten ging ich in die Küche und musste erstmal nachsehen, was ich kochen konnte.

Während ich am kochen war, kam von Gökhan kein Lebenszeichen. Deswegen ging ich ins Wohnzimmer, als ich mit allem fertig war. "Gökhan?" Ich ging auf ihn zu und musste feststellen, dass er eingeschlafen war. Seufzend ließ ich die Schultern hängen und nahm die Decke von der anderen Couch um ihn zuzudecken. Dann setzte ich mich auf die andere freie Couch und sah mir den Film "Für immer Liebe" an, der zufälligerweise gerade im Fernseher lief. Wenige Minuten später richtete sich Gökhan auf und sah zu mir. Verwirrt beobachtete ich ihn. "Was guckst du so?" Seine raue verschlafene Stimme klang unglaublich sexy. "Dachtest du ich schlafe jetzt durch? Komm her.", winkte er mich zu sich und ich kletterte über die Couch zu ihm und machte es mir in seinen Armen gemütlich. Er hob meinen Kinn an, sah mich an und drückte seine Lippen auf meine. Automatisch schloss ich meine Augen, legte meine Hand auf seine Wange und genoss den Kuss in vollen Zügen. Die letzen Tage hatten wir hierfür nämlich keine Zeit, da immer jemand bei uns gewesen war.

"Das Essen ist übrigens fertig.", unterbrach ich irgendwann unseren Kuss. Er nickte bloß und vereinte unsere Lippen wieder miteinander. Grinsend erwiderte ich den Kuss, jedoch nur kurz. "Steh auf.", forderte ich ihn dazu auf und stand selbst auch auf. Gemeinsam gingen wir in die Küche und er setzte sich an den Tisch während ich seinen Teller füllte. "Wo ist dein Teller?" , "Ich habe keinen Hunger." , "Ich hoffe du hast nicht vor mich zu vergiften." Er sah mich ernst an. Lachend schüttelte ich meinen Kopf. Gökhan beobachtete mich ganz genau und ein ehrliches Lächeln umspielte seine Lippen. "Verlier dieses Lachen niemals.", sagte er plötzlich und mein Lachen verstummte. Langsam wurde auch ich ernst und versuchte herauszufinden, was in ihm vorging. "Sorg dafür." , "Das werde ich immer." , "Gut. Du solltest anfangen zu essen." Er nickte und ging dann auch schon an zu essen. Nachdem er fertig war, wollte ich aufstehen, um alles aufzuräumen, doch er trug mich auf seine Arme mit ins Wohnzimmer. "Schön, dass Frau Demirbas in der Lage ist mich zu bekochen."
Auf der Couch ließ er mich ab und setzte sich ebenfalls hin. "Frau Vural meintest du." , "Für die nächsten fünf Tage nur noch." Ich lehnte meinen Kopf an seine Brust und lächelte vor mich hin. In fünf Tagen würde ich nicht mehr Dilek Vural sein sondern Dilek Demirbas. Gökhans Frau. Dieser Gedanke ließ mein Herz höher schlagen. Es war so ein schöner Gedanke.

Ich lag in seinen Armen und sah ab und zu zu ihm, als er mir einiges über sich erzählte. Ich war wirklich verblüfft über die Dinge, die ich über ihn nicht wusste. Immerhin würde ich diesen Mann heiraten. Und ich dachte ich kannte ihn, aber es gab noch so vieles, was ich über ihn wissen konnte. Zum Beispiel, dass Mehtap vor der Geschichte mit der Verlobung seine beste Freundin war. Oder dass er seine größte Leidenschaft, Fußball, aufgrund der Firma aufgegeben hatte. Über sein dreizehn Diskotheken wusste ich bereits Bescheid, aber nicht über seine Spendenaktionen. Mittlerweile wusste ich ja, dass Gökhan und seine Familie sehr viel Geld hatten, aber dass Gökhan mit dem Geld auch anders umgehen konnte, erfuhr ich jetzt erst. Er versuchte nämlich Operationen, die unheimlich viel Geld kosten, für mich jedenfalls unheimlich viel, zu bezahlen. Mich rührte diese Tatsache so sehr, dass mit Tränen in die Augen stiegen. Ich wollte einen Schluchzer unterdrücken, vergeblich. "Dilek weinst du?", hackte er unglaubwürdig nach. "Nein?", gab ich von mir und es hörte sich viel mehr wie eine unsichere Frage an. Außerdem hörte man die Antwort aus meiner Stimme raus. Ich spürte, wie seine Brust unter meinem Kopf vibrierte und hörte sein leises Lachen. Er hob mein Kopf an, sah mir in die gläsernen Augen und küsste mich auf die Wange. Immer wieder strich er mir mit dem Daumen über die Wange. "Es ist einfach so-" Ich hielt inne, richtete mich auf und musste kurz über meinen Ausbruch lachen. "So schön zu hören, dass es solche gutherzige Menschen gibt.", beendete ich meinen Satz und sah in das amüsierte Gesicht von Gökhan. Er zog mich zu sich runter und küsste mich auf den Kopf. "Ich liebe dich.", hauchte ich an seiner Halsbeuge und lächelte, als er meine Liebe erwiderte. "Diese Worte reichen nicht aus, um zu beschreiben, was ich für dich fühle Dilek."

Gefangen von der Liebe...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt