DREIUNDVIERZIGSTES KAPITEL

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"Dilek Demirbas, die Frau von Gökhan! Endlich lerne ich dich mal kennen. Du siehst noch viel schöner aus als du mir beschrieben wurdest.", begrüßte mich die Mutter von Eda sofort, als ich ihren Laden betreten hatte. Ihr Modegeschäft war riesig und luxuriös eingerichtet. Wirklich sehr schön. Edas Mutter zeigte mir alles und erklärte mir, was sie gleich mit mir machen werden. Ich lächelte und nickte einfach nur.

Wenige Minuten später befand ich mich vor einem Spiegel auf einem Stuhl und ließ mich von der Visagistin schminken und meine Haare machen. Sie steckte meine Haare leicht hoch, sodass es nicht zu übertrieben aussah. Einige leicht gelockte Strähnen fielen dabei raus. Als sie fertig war, zog ich mir in der ebenfalls ziemlich großen und schönen Umkleidekabine das Kleid an, was mir gegeben wurde mit den Schuhen zusammen. Nachdem ich beides angezogen hatte, sah ich mich im Spiegel an. Das Kleid war in Khaki und wirklich sehr schön. Es hatte vorne einen leichten Ausschnitt, der die Brüste schön hervorhob und am Rücken wurde das Kleid geschnürt, sodass ziemlich viel Haut zu sehen war. Bis zur Taille war das Kleid eng und von da aus war es lockerer. Das Kleid war recht kurz, doch durch die hohen Schuhe in Rosé, die bis zu den Knien geschnürt wurden, wirkte es nicht zu übertrieben.

"Dilek bist du fertig?" Als Antwort auf Edas Frage trat ich lächelnd raus. Ihre Augen weiteten sich sofort und sie hielt sich die Hand vor den Mund. "Du siehst einfach perfekt aus Dilek!", staunte sie und ging einmal um mich herum. Plötzlich fiel mein Blick auf eine ganz bestimmte Person. Der Bruder von Eda, den ich auf der Geburtstagsfeier von Mehtap getroffen hatte, saß mit einem kleinen Mädchen auf der Couch und kümmerte sich liebevoll um sie. Eda folgte meinem Blick und sah dann wieder zu mir. "Das ist mein Bruder Ömer und meine Nichte Nur.", lächelte sie und wollte mich gerade den beiden vorstellen, als sich die Eingangstür öffnete und Nur plötzlich aufsprang. Sie rannte direkt in die Arme von Gökhan, der sich zu ihr beugte und sie hochhob. "Na Prinzessin.", begrüßte er sie und küsste sie auf die Wange. Total verwirrt stand ich da und beobachtete das Ganze. Gökhan und Ömer waren nicht gerade die besten Freunde, das hatte ich an dem Abend bemerkt. Wieso war seine Beziehung zu seiner Tochter so?

Ich stand einfach nur da und wusste nicht, was ich mit mir in dem Moment anfangen sollte. Auch die Mutter von Eda begrüßte Gökhan sehr herzlich. Nur zwischen Ömer und Gökhan gab es wohl ein Problem. Mich hatte Gökhan noch nicht bemerkt, doch als Eda nach ihm rief, blickte er direkt in meine Augen. Mein Herz blieb für diesen einen Moment stehen und meine Hände fingen leicht an zu zittern. "Ich habe dich hierher gerufen, damit du dabei sein kannst, wenn deine Frau ihr erstes Fotoshooting bei uns hat.", informierte Edas Mutter ihn und grinste dabei breit. Gökhan scannte mich von oben bis unten und zog dann seine Augenbrauen zusammen.

"Was ist denn mit euch beiden los? Ihr starrt euch bloß an, als habt ihr euch gerade zum ersten Mal gesehen.", kommentierte Eda und lachte dabei. "Vielleicht habe ich mich gerade erneut in meine Frau verliebt. Ist das ein Problem für dich?", antwortete Gökhan ihr plötzlich provokant und mein Herz fing an zu rasen. Er setzte ein falsches Lächeln auf, ließ die kleine runter und kam auf mich zu. "Entschuldigt uns.", sagte er zu den anderen, griff nach meiner Hand und zog mich mit sich in einem hinteren Raum. Hinter sich schloss er die Tür und ließ dann sofort meine Hand los, als hätte er sich verbrannt. Wütend sah er mich an. "Was wird das hier?", wollte er von mir wissen und sah mich noch einmal von oben bis unten an. Ich sah ebenfalls an mir runter und brachte kein Wort raus. "Du wirst das Shooting absagen, dich umziehen und von hier verschwinden, hast du mich verstanden? Du wirst dich von diesem Typen nicht fotografieren lassen Dilek." Ich sah ihn einfach nur schweigend an, was ihn anscheinend noch wütender machte. Er ging sich mit der Hand über das Gesicht und seufzte anschließend. "Du bleibst hier. Ich bin gleich wieder da."

Nachdem er aus dem Raum ging, setzte ich mich auf den Stuhl neben mir und wartete, dass er wieder zurückkommt. Ich lehnte mich zurück in den Stuhl und hielt mir die Hand an die Stirn, da mein Kopf anfing zu pochen. Ich schloss meine Augen, bis ich die Stimme von Gökhan wieder hörte und das Schließen der Tür. Sofort öffnete ich meine Augen und sah zu ihm hoch. Er hielt mir meine Anziehsachen hin und sah mich auffordernd an. "Zieh dich um.", befahl er mir, überreichte mir meine Sachen und verschränkte seine Arme vor der Brust und hielt sich mit der einen Hand am Kinn fest. Dabei sah man durch sein weißes Hemd wie sich die Muskeln seiner Arme anspannten. Während ich anfing die Schuhe auszuziehen, spürte ich seine stechenden Blicke auf mir. Dann stand ich auf und wollte gerade die Schleife des Kleides hinten lösen, doch Gökhan kam mir zuvor. Kurz hielt ich inne und atmete tief ein und wieder aus. Das Kleid fiel zu Boden und nun stand ich halbnackt mit dem Rücken zu Gökhan. Aus irgendeinem Grund kam ich mit entblößt vor und fühlte mich unter seinen Blicken total unwohl. Dass ich so fühlte, obwohl er mein Mann war, ließ Tränen in meine Augen steigen. Während ich mich so schnell wie möglich anzog, kämpfte ich gegen meine Tränen und versuchte ein Schluchzen zu verhindern. Natürlich gelang mir dies nicht ganz. Plötzlich packte sich Gökhan meinen Arm und drehte mich zu sich. Sofort senkte ich meinen Kopf, damit er meine Tränen nicht sah. Er hob meinen Kopf an und zwang mich somit in seine Augen zu sehen. Als er meine Tränen bemerkte, verengten sich seine Augen und sein Blick wurde plötzlich leer. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, verließ er den Raum und ließ mich alleine.

Gefangen von der Liebe...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt