FÜNFTES KAPITEL

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Wie immer hielt ich meinen Kaffee in der Hand und betrat das große Gebäude. Mit dem Aufzug fuhr ich hoch in das Stockwerk, wo sich mein Schreibtisch befand.

"Dilek endlich bist du da! Wieso erzählst du mir nicht, dass du heute so spät erst anfängst?" , "Was gibt es jetzt neues?", lachte ich und setzte mich auf meinen Stuhl. Irgendwie sahen heute alle etwas schicker aus und vielleicht auch ein wenig aufgeregt? Genauso wie meine hübsche Freundin Sevgi. "Die Verlobte von Herrn Demirbaş ist aus Istanbul angereist und wird gleich hier sein.", klärte mich dann Sevgi auf, woraufhin meine Augen groß wurden und ich mich an meinem heißen Kaffee verschluckte. Ich versuchte die Worte aus ihrem Mund zu verarbeiten. Verlobte? Das Wort hallte in meinen Kopf und ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Aus irgendeinem Grund zog sich mein Herz zusammen und die Luft blieb mir für einen kurzen Moment weg. Verlobt! Gökhan war verlobt! Endlich machte es klick bei mir. Ich begann leicht zu zittern und ich musste mich wirklich zusammenreißen, um nicht wütend in sein Büro zu platzen.

Ein leichter Tritt holte mich aus meinen Gedanken zurück. Sevgi deutete mir mit ihrem Kopf mich um zudrehen, was ich dann auch tat. Ich starrte die perfekt aussehende junge Frau an, die gerade in unsere Richtung kam. Ein fehlerfreies Gesicht. Ihre braunen Augen waren perfekt geschminkt sowie ihre vollen Lippen. Dazu trug sie ihre Haare glatt und offen, die ihr bis zur Brust reichten. Ihr Kleid war hauteng und elegant. Ihre hohen Schuhe betonten ihre schönen schlanken Beine. Was hatte ich denn auch erwartet bei einem Mann wie Gökhan? Ohne jemanden zu begrüßen steuerte sie auf seinen Büro zu und verschwand hinter der Tür. Ich starrte noch eine Weile die Tür an bis ich endlich wieder zu mir kam.

"Wow!", hörte ich von allen Seiten und weitere Kommentare zu ihr, was mich nur noch mehr runter machte. Wieso hatte er das alles gemacht mit mir? Wieso? Stellte ich mir die Frage und sah geistesabwesend auf meinen Computer und tat so als würde ich was machen, dabei konnte ich mich kein bisschen konzentrieren. In meinem Kopf herrschte reiner Chaos. Entschlossen griff ich nach der fertigen schriftlichen Kündigung in meiner Tasche und ging zu seiner persönlichen Sekretärin, die mich lieb anlächelte. "Würden Sie diesen Umschlag an Herrn Demirbaş weitergeben bitte?" , "Dafür sitze ich doch hier." Sie grinste mich an und nahm den Umschlag entgegen. Dankend lächelte ich sie an und ging wieder zurück auf meinen Platz. Diesen Tag musste ich wohl oder übel noch überstehen.

Endlich kam ich am Abend in meiner Wohnung an und ließ mich seufzend auf meinem Bett fallen. Auf der Arbeit war ich Gökhan kein einziges mal begegnet, zum Glück. Ihn und seine Verlobte wollte ich auch gar nicht zusammen sehen. Das würde wirklich die Härte sein.

Ich war kurz davor einzuschlafen, als es mehrmals an meiner Tür klingelte. Ich stand von meinem Bett auf und ging ins Wohnzimmer, um aus dem Fenster blicken zu können. Ich wollte vorher sehen, wer es war, da ich eine Befürchtung hatte, die sich dann auch bestätigte. Ohne die Klingel weiterhin zu beachten, legte ich mich zurück in mein Bett und schloss meine Augen. Ihn wollte ich jetzt ganz sicher nicht sehen. Das war das letzte, was ich noch wollte.

Als ich meine Augen öffnete, war es bereits neun Uhr. Ich nahm mein Handy aus meiner Tasche, ignorierte die Anrufe von Gökhan und rief Sevgi an, bei der ich vorbei wollte. Ich machte mich schnell zurecht und verließ dann meine Wohnung. Der kühle Wind kam mir draußen sofort entgegen, weshalb ich meine Arme um meinen Körper schlang. Ich wollte gerade auf meinem Auto zu, als ich Gökhan schlafend in seinem schwarzen Mercedes erblickte. Mir blieb das Herz stehen. Was machte er noch hier? Und woher hatte er sein Auto wieder? Eine Weile stand ich so da und beobachtete ihn, bis ich bemerkte, dass er sich bewegte und anschließend seine Augen öffnete. Mit gesenktem Kopf und schnellen Schritten ging ich weg. Eine Autotür ging auf und wieder zu, dann waren energische Schritte zu hören. Ich biss mir auf die Unterlippe. Seine Hand umfasste mein Handgelenk und zwang mich dazu stehen zu bleiben.

Gefangen von der Liebe...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt