FÜNFUNDDREIßIGSTES KAPITEL

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"Was sucht ihr zwei hier?", wollte Gökhan wissen und steckte sein Handy zurück in seine Hosentasche. "Hast du da gerade Leyla gesagt? Seit wann-" , "Nicht.", warnte Gökhan ihn und ging sich nervös durch die Haare. Gökhan war nervös? Aus welchem Grund war er bitte nervös? Verwirrt sah ich ihn an. "Wieso denn? Sprich ruhig weiter Burak.", forderte ich Burak auf, ohne von Gökhan wegzusehen. Ich spürte die Blicke von Burak auf mir. "Wer verdammt nochmal ist Leyla? Und sag mir jetzt bloß nicht schon wieder, dass sie bloß eine gute Freundin war! Wir wissen beide, dass es nicht so war!", würde ich allmählich wütend und ungeduldiger. Er sollte mir die Wahrheit sagen. Seine Nervosität war immerhin nicht unbegründet. Da ich wusste, dass Gökhan seine Klappe nicht aufbekommen würde, sah ich hoffnungsvoll zu Burak. "Sag du es mir Burak. Wer ist Leyla wirklich?" Unsicher und verzweifelt sah er zu seinem Bruder, der mich nur anstarrte. Kein Wort verließ mehr seine Lippen. Ich war kurz davor komplett durchzudrehen und dieser Mann bekam seinen Mund einfach nicht auf? "Verdammt rede!", wurde ich gegenüber Gökhan lauter. Burak legte seine Hand auf meinen Rücken und versuchte mich zu beruhigen. "Ich will die Wahrheit. Vorher werde ich mich nicht beruhigen. Dein Bruder weiß jedes einzelne Detail über mich Burak und was weiß ich über ihn, meinen Ehemann? Nichts, weil er seinen Mund kaum aufmacht!" Überfordert sah Burak zu seinen Bruder, aber auch Wut sah man ihm an. "Abi!", sprach er ihn warnend an. Ohne den Blick von mir zu wenden, kam er einige Schritte auf mich zu. Gerade wollte er seinen Mund öffnen, als Asli plötzlich die Küche betrat. "Was ist denn hier los?" Ahnungslos sah sie zwischen uns dreien hin und her und stellte das Tablett neben dem Waschbecken ab. "Nichts. Wir gehen.", zischte Gökhan, verschwand kurz in den Garten und kam mit meiner Tasche zurück. Er drückte mich einfach Richtung Tür und ließ mir keine andere Wahl, als mitzugehen.

Ich blieb während der ganzen Autofahrt still genauso wie Gökhan. Erst als wir das Haus betreten hatten, fing ich an zu reden. Er wollte gerade die Treppen hoch, doch blieb stehen als ich was sagte. "Ist sie deine Ex? Du hast mir gesagt, dass ich die erste wäre, die du geliebt hast." Mit dem Rücken zu mir und mitten auf den Treppen stand er da. Meine Stimme klang zittrig. Ich hatte große Angst vor der Wahrheit. "Wieso hast du mich angelogen?", würde ich wieder lauter, als er mir keine Antwort gab. Ehe ich mich versah, stand er vor mir und hielt mein Gesicht zwischen seinen Händen. "Ich habe nicht gelogen. Du bist die erste Dilek. Das musst du mir glauben. Ich habe niemanden so geliebt wie ich dich liebe, niemanden." , "Sag mir, wer sie ist." , "Ich werde es dir sagen, aber versprich mir vorher, dass du mir bis zum Ende zuhören wirst.", verlangte er. Die Angst, die ich in seinen Augen entdeckte, erschreckte mich. Wieso benahm er sich so? Lange sah ich in seine Augen. Es war unglaublich in was für einer Situation wir uns kurz nach unserer Hochzeit befanden. So hatte ich es mir nicht vorgestellt. Wieso musste sie auch jetzt wieder in sein Leben treten?

Ich nickte und öffnete meinen Mund, um es ihm zu versprechen, doch es klingelte an der Haustür. Unsere Köpfe schnellten in die Richtung der Tür. Seufzend nahm ich seine Hände von meinen Wangen und ging die Tür öffnen. Überraschenderweise stand mein Schwiegervater an der Tür und lächelte mich an. Ich erkannte sofort, dass sein Lächeln gezwungen war. Herzlich begrüßte ich ihn und bat ihn rein. Auch Gökhan begrüßte seinen Vater und setzte sich mit ihm ins Wohnzimmer, während ich in der Küche Tee zubereitete.

Nachdem ich zwei Gläser gefüllt hatte, brachte ich es ins Wohnzimmer und setzte mich dazu. Hoch konzentriert sprachen die beiden miteinander und sahen sich dabei einige Unterlagen an, die voll mit Zahlen waren. "Ich habe dir die Verantwortung gegeben. Du sollst uns nicht ruinieren Gökhan." Gökhans Vater hatte einen strengen Blick drauf, den ich nur zugut von Gökhan kannte. "Ich kümmere mich darum Baba. Keine Sorge." , "Ich verlasse mich auf dich. Enttäusch mich nicht." Gökhan sah sich die ganzen Unterlagen an und nickte nebenbei. Mein Schwiegervater sah nun zu mir und lächelte. "Ich hoffe, das Leben mit ihm ist nicht allzu schwer." Bei den Worten musste ich schlucken und versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Wäre da Leyla nicht, wäre das Leben wahrscheinlich um vieles einfacher. Nachdem sein Vater dies ausgesprochen hatte, sah ich seine Blicke auf mir. "Das wird sich noch zeigen.", versuchte ich locker zu bleiben und dabei zu grinsen. Der Vater nickte und stand auf. Sofort standen wir auch auf. "Bleibst du nicht hier?", fragte ich verwirrt nach und warf einen kurzen Blick zu Gökhan. "Ich werde bei Burak übernachten. Kommt morgen vorbei bevor ich wieder zurückfliege.", er zog mich lächelnd an sich und küsste mich auf den Kopf. Es war wirklich schön, wie er mich behandelte. Als wäre ich seine Tochter. "Ich fahre dich zu ihm.", meinte Gökhan und sein Vater nickte. Im Flur zogen sich beide die Schuhe an und ich überreichte Gökhan den Autoschlüssel. "Bin in fünf Minuten wieder da.", sagte er leise zu mir, küsste mich flüchtig auf die Wange und verließ mit seinem Vater das Haus. Ich widmete mich dem Wohnzimmer und brachte die Gläser in die Küche. Nachdem ich die Gläser in die Spülmaschine geräumt hatte, ging ich hoch und machte mich bettfertig.

Gefangen von der Liebe...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt