Numero Uno

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Der Herbst hatte London fest in seinem Griff. Es verging kein Tag, an dem es nicht wie in Strömen regnete. 

In 221B Bakerstreet stand John am Fenster und schaute in den wolkenverhangenen Himmel. Das Wetter würde sich jetzt nicht mehr bessern, vor allem da der Winter vor der Tür stand. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis es anfangen würde zu schneien.

Er seufzte. Wenigstens war es hier in der Wohnung angenehm warm. Er drehte sich um und setzte sich in seinen Sessel.

Sein Mitbewohner saß derweil am Küchentisch und schaute sich mal wieder irgendetwas unter seinem Mikroskop an. John wollte gar nicht wissen, um was für ein verqueres Experiment es sich diesmal handelte.

Also schnappte er sich die Zeitung und begann, einen Artikel über irgendeine Feier zu lesen, bei der sich irgendein berühmtes Paar erneut getrennt hatte.

„John."

Er hob den Kopf. Sherlock beugte sich noch immer über sein Mikroskop, aber er hatte seinen Namen gesagt.

Jawn

So hörte es sich an, wenn der Consulting Detective Johns Namen aussprach. Dieser gestand es sich natürlich nicht ein, aber er mochte es unheimlich, wenn Sherlock seinen Namen sagte. Niemand sonst konnte das auf diese bestimmte Weise tun.

"John?", fragte Sherlock jetzt.

John wurde sich bewusst, dass er Sherlock in den letzten zwei Minuten nur angestarrt hatte.

Bevor sich seine Wangen rot färben konnten, fragte er in gespielt gelassenem Ton: "Was gibt's, Sherlock?"

"Ich wollte nur, dass du dir das hier mal ansiehst."

"Warum? Braucht der geniale Sherlock Holmes etwa meinen Rat?", sagte John und versuchte, dabei nicht zu lächeln.

Sherlock überging seinen letzten Satz und murmelte nur irgendetwas von "Bin kein Arzt, hab keine Lust meine Zeit damit zu verschwenden, in irgendwelchen Büchern oder im Internet danach zu suchen..."

John gestattete sich ein Grinsen, bevor er aufstand und sich neben Sherlock stellte. Dass der CD seinen Rat, also seine Hilfe, brauchte, kam nicht sehr häufig vor.

Sherlock schob ihm das Mikroskop hin und John warf einen Blick auf das, was Sherlock ihm zeigen wollte. Es war eine kleine Menge Blut und John hob den Kopf. Sherlock gab ihm noch einen Zettel mit Testergebnissen und John sollte ihm bestätigen, dass die Stoffe und Hormone im Blut darauf hinwiesen, dass derjenige, von dem das Blut stammte, eindeutig unter dem Einfluss von Crystal Meth stand.

Sherlock konsumierte wenn überhaupt nur Heroin, also kannte er sich damit nicht so aus. Als Arzt wusste John das eine oder andere darüber.

John reichte das Blatt Papier wieder Sherlock, der es nahm und auf den Tisch legte. John bemerkte, dass er ziemlich nah bei Sherlock stand, was ihm bisher gar nicht aufgefallen war.

Dieser sah ihn jetzt mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck an. Da war ein Funkeln, das John noch nie in den Augen des Detektivs gesehen hatte.

Schnell wandte er den Blick ab und ging wieder zu seinem Sessel. Bevor er sich wieder der Zeitung widmete, sah er noch einmal zu Sherlock herüber. Er schrieb jetzt irgendetwas auf und John sagte sich, dass er sich das gerade eben nur eingebildet hätte. Warum sollte Sherlock ihn so seltsam ansehen?

- - - - - - - - -

Am nächsten Morgen wachte John auf und musste erst einmal seine Gedanken sortieren. Er hatte einen merkwürdigen und verstörenden Traum gehabt. Jedenfalls hatte er das Gefühl, da er sich nur bruchstückhaft daran erinnern konnte. Aber es war um ihn gegangen. Um ihn und Sherlock.

One Shots Johnlock (German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt