Sherlocks POV
Mir ist langweilig. So entsetzlich langweilig.
Warum kann Lestrade mich nicht anrufen, weil es einen neuen Mord gibt? Was ist nur mit den Leuten los? Ist ein spannender Mord zu viel verlangt?
Ich könnte auf die Wand schießen. Aber nein, dann regt Mrs. Hudson sich nur wieder auf. Andererseits, ich kann sie einfach ignorieren. Das ist nicht sonderlich schwer.
Aber John würde sich auch aufregen. Ich will nicht, dass John sauer auf mich ist. Auch wenn es herrlich ist, wenn er wütend ist.
Also, was kann ich machen? Ich könnte die Proben weiter untersuchen, die Molly mir gegeben hat. Es ist nicht wirklich spannend oder fordernd, aber mein Gehirn hätte wenigstens etwas zu tun. Auch wenn es nur für ein paar Minuten wäre.
Ich brauche eine Zigarette. Oder am besten gleich eine ganze Packung Zigaretten. Aber John hat meine ganzen Vorräte weggeworfen und will mir keine neuen kaufen. Und ich gehe nicht einkaufen.
Ich habe noch meinen Bademantel an (warum sollte ich mir die Mühe machen und mich anziehen?) und setze mich in die Küche. Ich nehme das Mikroskop und die Schale mit den Blutproben, die schon bereit steht. Eigentlich sollte ich das schon vor einer Woche gemacht haben, aber ich hatte keine Lust dazu.
Ich muss feststellen, dass auch die Blutproben zu untersuchen, nichts an meiner Langeweile ändert. Es ist eine stumpfsinnige Arbeit. Warum schläft John nur noch?
Nach einer gefühlten Ewigkeit (ich komme bei den Proben nicht voran; merkwürdigerweise starre ich nur durch das Mikroskop und lasse meine Gedanken schweifen, denke jedoch nicht an die Proben, sondern an blaue Augen und kurze blonde Haare) höre ich, wie die Schlafzimmertür aufgeht. John kommt in die Küche.
"Guten Morgen", sagt er und fährt mir im Vorbeigehen mit der Hand durchs Haar.
"Guten Morgen", murmle ich zurück.
John macht Tee und holt Tassen. Er hat mir den Rücken zugewandt, weswegen ich ihn ansehen kann, ohne, dass er es bemerkt.
Er trägt noch seinen Pyjama unter seinem gestreiften Bademantel, also werden wir wahrscheinlich erstmal nicht die Wohnung verlassen. Seine Haare sind verwuschelt und er ist barfuß.
Ich zucke nicht mehr zusammen, wenn er mich berührt. Aber ich würde gerne aufstehen und ihn küssen. Aber dieser ganze Beziehungskram ist neu für mich. Ich weiß nicht, wann ich was sagen oder tun soll. Und ich hasse es, etwas nicht zu wissen.
Ich verstehe nicht, warum John sich für mich entschieden hat. Ich bin das größte, egoistischste, besserwisserischste, arroganteste Arschloch, das es gibt. Ich bin gemein und die Gefühle anderer Leute sind mir ziemlich egal.
Aber John ist mir nicht egal. Und er ist derjenige, der dieses Chaos in mir auslöst, nur wenn er mich ansieht.
Ich liebe ihn.
Langsam stehe ich auf und gehe zu ihm. Ich weiß noch nicht, was genau ich machen will, als er sich umdreht.
Mit der Teetasse in der Hand, die er gerade genommen hat, zieht er mich an meinem Bademantel zu sich. Schon spüre ich seine weichen Lippen auf meinen. Ich bekomme eine Gänsehaut und bin zuerst verunsichert. Doch dann schließe ich meine Augen und gebe mich dem Kuss hin und erwidere ihn.
Viel zu schnell löst sich John von mir, auch wenn er mich noch festhält.
Ein Lächeln umspielt seine Lippen und er zieht mich noch einmal zu sich, um mir einen kurzen Kuss zu geben.
Mit einem verschmitzten Lächeln setzt er sich aufs Sofa und nach einem kurzen Moment nehme ich meine Tasse und setze mich zu ihm.
"Der Tee ist gut." Ich habe angefangen, nette Sachen zu sagen. Natürlich nur zu John. Es wäre ja noch schöner, wenn ich das auch bei anderen Leuten machen würde.
Aber John ist anders. John ist etwas Besonderes.
Er lächelt und nickt. "Ich weiß."
Ich erwidere sein Lächeln und küsse ihn auf die Wange (ich werde besser in diesen Dingen) und er sieht mich mit leuchtenden Augen an. Er ist wunderschön. Er ist mein John. Nur für mich leuchten diese Augen, die mich gleichzeitig liebevoll und verlangend ansehen. Ich könnte ihn den ganzen Tag anstarren. Ich bräuchte ihn nicht einmal zu deduzieren. Ich will ihn einfach nur ansehen und mich in diesem Anblick verlieren.
"Ich liebe dich, Sherlock", flüstert John und küsst mich. Seine Hände sind in meinen Haaren und seine Zunge ist in meinem Mund. Wir bewegen unsere Lippen synchron und es fühlt sich einfach gut an. Es fühlt sich richtig an.
Als wir wieder atmen müssen, lege ich meine Hände an seine Wangen.
"Ich liebe dich auch, John." Ich kann nicht aufhören zu lächeln. Ich kann nicht glauben, dass dieser wunderbare Mann mir gehört und sich für mich entschieden hat. Ich werde jedes Mal aufs neue von meinen Gefühlen überrollt, wie von einer gigantischen Welle. Aber ich ertrinke nicht. John ist mein Rettungsring. Er wird mich immer retten. Und ich werde ihn immer retten.
"Mein Watson", murmle ich und küsse ihn auf die Stirn.
Er vergräbt sein Gesicht an meinem Hals. "Mein Detective", höre ich ihn sagen.
Aus einem Reflex heraus sage ich "Consulting Detective".
John hebt den Kopf und sagt "Okay, mein Consulting Detective. Du bist ein Idiot."
"Tut mir le...", doch er unterbricht mich, indem er mich erneut küsst.
"Es ist in Ordnung, Sherlock", sagt John und sieht mich ernst an. "Immerhin bist du mein Idiot."
Ich schüttle den Kopf und er nimmt wieder seine Tasse. Ich schmiege mich an ihn. Ich weiß, dass er nicht denkt, ich wäre ein Idiot. Aber selbst wenn, es wäre mir egal. Denn ich wäre sein Idiot. Ich liebe ihn. Und er liebt mich.
Es ist wirklich ein guter Morgen.
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Ich war mir zuerst ein bisschen unsicher, ob ich aus Sherlocks Perspektive schreiben soll, aber ich wollte es einfach mal versuchen. Hoffe, es ist nicht allzu schlecht und dass es gefällt euch :D
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One Shots Johnlock (German)
FanfictionWie der Titel schon sagt, werde ich One Shots über Sherlock Holmes und John Watson - kurz Johnlock - schreiben. Die Figuren stammen aus der BBC-Serie "Sherlock" und gehören natürlich Sir Arthur Conan Doyle, Steven Moffat und Mark Gatiss. Alle Bilder...