Meine Johnlock-Weihnachtsgeschichte ~ Teil 3

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Der Geist der zukünftigen Weihnacht klopfte nicht an. Er kam einfach durch die geschlossene Tür geschwebt und Sherlock stolperte ein paar Schritte zurück, als er ihn sah. Immerhin befand sich nun eine vermummte Gestalt in seinem Raum. Der Geist trug ein dunkles Gewand mit Kapuze und wo sein Gesicht sein sollte, war ein schwarzes Loch. Sherlock konnte nichts darin erkennen und er wusste, dass er es nicht mochte, dieser gesichtslosen Gestalt gegenüber zu stehen, die vor allem nichts sagte. 

Der Geist hatte sich ihm zugewandt und kam nun langsam auf ihn zu. Sherlock unterdrückte den Impuls zurückzuweichen, als eine knochige Hand nach seinem Ärmel griff. Erneut fiel er und es wurde schwarz. Als er die Augen wieder öffnete, stand er immer noch in seinem Wohnzimmer. Fragend drehte er sich um. Der Geist schwebte neben ihm und es schien ihm, als beobachtete er ihn. Die Wohnung war nicht weihnachtlich geschmückt. Aber war das hier nicht die zukünftige Weihnacht, fragte sich Sherlock.

Gerade als er den Mund öffnen wollte, um etwas zu sagen, kamen zwei Männer mit Kisten herein und begannen alles, was so herumstand, einzuräumen. Sherlock runzelte die Stirn. Was machten die da? Die konnten doch nicht einfach seine Sachen wegpacken. Aber sie konnten ihn auch nicht sehen oder hören, weswegen sie auch nicht aufhörten, als er sagte, dass sie es tun sollten.

Dann kam John in die Wohnung und Sherlock wurde kalt ums Herz. Er sah schrecklich aus. Unter seinen Augen lagen dunkle Schatten und er hatte sich nicht rasiert. Aber es war der Ausdruck in seinen Augen, der Sherlock das Herz schwermachte. Was ging hier vor? Warum sah John so traurig und hoffnungslos aus?

Auf einmal kam Mrs. Hudson herein, die auch traurig dreinblickte. „Kann ich Ihnen irgendwas bringen, John?"

Er schüttelte den Kopf und dann kam auf einmal Sarah die Treppe zur Wohnung hoch. Was wollte sie denn hier? Sie nahm Johns Hand und sah ihn mitleidig an, sagte aber nichts. Sherlock starrte auf ihre verschränkten Hände. „Es wird dir guttun, wenn du hier rauskommst, John", sagte Sarah leise. „Lass die Beiden ihre Arbeit machen. Komm, heute ist Weihnachten. Wir gehen jetzt in unsere Wohnung und versuchen den Tag ein wenig zu genießen, ja? Und um all das hier kümmern wir uns erst im nächsten Jahr." Sie lächelte ihn an, aber John erwiderte das Lächeln nicht. „Ich komm gleich nach, in Ordnung?" Sie nickte und verließ die Wohnung wieder.

John ging einmal herum, dann blieb er am Fenster stehen. „Oh John, es tut mir so leid", sagte Mrs. Hudson leise hinter ihm. Dann ging sie ebenfalls. Die beiden Männer folgten ihr, um schon einmal die ersten Kisten wegzubringen.

John flüsterte etwas und Sherlock ging zu ihm. Er hätte gerne etwas getan, wusste aber nicht, was. Er wusste ja nicht einmal, was eigentlich los war.

„Es tut mir so leid, Sherlock." Er konnte Johns Worte kaum verstehen, so leise sprach er. „Ich werde mit Sarah gehen und versuchen, dich zu vergessen. Ich hätte dir gerne gesagt, dass du immer mehr für mich warst, als nur mein bester Freund, aber nun ist es zu spät. Aber es hätte dich ja sowieso nicht interessiert, oder? Gefühle und Liebe waren für dich nur ein chemischer Defekt." John schüttelte den Kopf und kämpfte mit den Tränen. Als die Männer wiederkamen, nickte er ihnen zu und ging.

Sherlock stand da wie angefroren. Tränen sammelten sich in seinen Augen und er hielt sie nicht auf, als sie sein Gesicht herunterströmten. Er schluckte schwer und drehte sich zu dem Geist um. Mit belegter Stimme fragte er: „Was geht hier vor?"

Der Geist antwortete nicht. Sein Gewand raschelte unheilsvoll, als er näher kam. Doch er berührte Sherlock nicht. Auf einmal verschwamm einfach seine Sicht und zuerst dachte er, es läge an den Tränen. Doch dann klarte es sich wieder auf und er konnte wieder sehen.

Sie waren in der Gerichtsmedizin. Molly war da, und Lestrade und John. Sie sahen alle fertig aus, John am schlimmsten, aber Mollys Gesicht war tränennass und auch Lestrade sah traurig aus. Er ergriff als erstes das Wort. „Es tut mir leid, John. Aber Sie bestehen nun einmal darauf, ihn zu sehen. Also..." Er sah zu Molly und sie nickte. Sie ging zu einem nahen Tisch, auf dem eine Leiche unter einem weißen Laken lag. Sherlock wollte sagen, dass er das nicht sehen will, aber er brachte keinen Laut über die Lippen. Und Molly hob das Laken und trat vom Tisch zurück.

One Shots Johnlock (German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt