Kapitel 37 - Erhofftes Wiedersehen

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Sandy's Sicht (1 Stunde später)

Wir hatten es aufgegeben, Venni zu suchen. Einstimmig hatten wir dies beschlossen, doch ich sah Mario an, dass er am liebsten ganz London nach seiner Schwester durchkämmt hätte. Schweigend saßen wir in Mario's Wohnzimmer. Mal ehrlich, hatte jeder in diesem Haus ein eigenes Wohnzimmer?! Gerade kam Bernd, der Butler, mit einem Tablett riesiger, eisgekühlter Gläser mit Limo. Mir lief das Wasser im Mund zusammen und als mir Bernd ein Glas hinhielt, nahm ich es dankbar entgegen und trank es in einem Zug leer. Fast hätte ich einen Hitzschlag bekommen, da es draußen immernoch 34°C hatte, was auch nicht allzu verwunderlich war, schließlich war es Hochsommer und August. Ich schaute zu den anderen. Sie hatten ihre Gläser auch alle leer getrunken. Alle, bis auf Mario. Er hielt einfach nur sein Glas in der Hand und starrte es an, als wäre es ein sehr spannender Film oder so etwas in der Art, bis Bernd ihm eine Hand auf die Schulter legte. "Sie wird wieder kommen. Sie wird dich nicht allein lassen." Ich wusste, dass er Mario nur Mut machen wollte, doch ich sah in Bernds Augen Sorge und Kummer. Ich fragte mich, wieso er sich so Sorgen um Venni machte.
Mario ließ sich dadurch jedoch nicht beruhigen.

"Schatz, trinke doch etwas!", flehte Sarah ihn an. Er starrte sie mit seinen blauen Augen an, doch sie wirkten leer und glanzlos. Ich schluckte. So hatte ich Mario noch nie gesehen. Wortlos schüttelte er den Kopf. Ich merkte, wie sich Sarah neben mir anspannte und griff nach ihrer Hand. Wenn meine Schwester anfing zu Weinen, würde ich mitweinen müssen. Das wusste ich. Ihr weinen war einfach ansteckend.

Als die Tür aufging, schossen alle unsere Köpfe nach oben und schauten zum Eingang. Erstaunt schnappte ich nach Luft. Venni. "Venni!", rief Mario und sprang auf. Das volle Limoglas, welches auf dem Teppich zerschepperte, interessierte ihn nicht. Er hatte nur noch Augen für seine Schwester. Mit ein paar Schritten war er bei ihr angekommen und umschloss sie mit seinen kräftigen Armen. Sie standen ein paar Minuten so da, bis sich Venni langsam, aber energisch aus seiner Umarmung löste. "Hey was ist denn los mit dir?", fragte sie fröhlich.

Fröhlich?! Wieso war Venni fröhlich? Anscheinend war ich nicht die einzige, die sich über Vennis Stimmung wunderte denn Mario drückte sie von sich weg und starrte sie an. "Was mit mir los ist? Das fragst du mich?!", rief Mario ungläubig. "Ja, frage ich dich", antwortete Venni immernoch lächelnd. "Du warst den ganzen Morgen weg! Ich habe dich überall in unserer Villa gesucht und draußen auch! Ich habe praktisch jeden allzu kleinen Stein nach dir umgedreht, und du kommst hier rein und fragst mich, was los ist!"

Fassungslos starrte Mario sie an. "Das hättest du ja nicht machen müssen! Keiner hatte das von dir verlangt! Ich wollte doch nur allein sein, doch jetzt geht es mir besser. Hast du dich auch nur einmal in meine Lage versetzt!?", jetzt brauste Venni ebenfalls auf. Ich hatte sie noch nie so gesehen. Als wir sie kennengelernt hatten, war ihre Stimme engelsgleich gewesen, doch jetzt erkannte ich die alte Venni gar nicht mehr. Ihre meeresblauen Augen funkelten so wütend, als würde sie gleich mit ihren Blicken jemanden töten. Wie Laser, schoss es mir durch den Kopf und ich zuckte zurück.

"Ich soll mich in deine Lage reinversetzen! Oh, glaube mir das was du heute durchgemacht hast hatte ich lange genug durchgemacht, als du das noch nicht begriffen hast was wirklich vor 12 Jahren passiert war! Du warst 4 und ich 13 Jahre alt! Mit 13 Jahren hatte ich das Sorgerecht für meine Schwester übernommen." Als hätten wir alle es noch nicht verstanden rief Mario:"Ich habe meine Kindheit aufgegeben um dir das Leben so erträglich wie möglich zu machen. Und jetzt soll ich mich in deine Lage versetzen?!"

Das hatte gesessen. Venni taumelte ein Stück zurück, bis sie sich wieder gefasst hatte. Ihre Augen funkelten zornig und verengten sich zu schmalen Schlitzen. Bevor Venni darauf etwas erwidern konnte, murmelten wir anderen alle durcheinander. "Ich gehe mit dem Hund gassi", meinte Sophie und Mia ergänzte: "Oh ja ich wollte schon immer mit Milky gassi gehen." Während die beiden verschwanden murmelte meine Schwester irgendwas vonwegen Glas auffüllen und verdrückte sich ebenfalls. Während ich noch nach einem Grund suchte, begann mein Handy zu klingeln. Erleichtert ging ich nach draußen um dort das Gespräch anzunehmen. Ich ging soweit vom Wohnzimmer weg wie möglich und doch hörte ich Venni immernoch ihren Bruder anschreien. Was genau, verstand ich nicht.

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